Jaels Lippen auf meinen zu spüren war, wie eine Explosion meiner Gefühle. Er küsste mich zart und vorsichtig, als wäre er sich nicht sicher, wie weit er gehen durfte, bis ich ihn zurückwies. Ich vergrub die Finger in seinem Haar und drängte mich näher an ihm, um ihn zu verstehen zu geben, dass ich das hier nicht nur wollte, nein, ich brauchte es.
Jael ließ kurz von mir ab, dann packte er mich um die Taille und schwang mich rittlings auf seinen Schoß, damit er besser an mich herankam. Er setzte sich auf und fand meine Lippen mit seinen - so schnell, dass ich nach Luft schnappte.
Diesmal hatte sein Kuss nichts Verletzliches mehr. Er küsste mich wild und ungebändigt und verschlang mich beinahe. Er ließ seine Zähne über meine Lippen gleiten und knurrte, als ich mich ihm entgegendrückte. Ich konnte nicht genug von ihm bekommen. Eine seiner Hände wanderte meinen Rücken hinauf und zog dabei das feine Kleidchen nach oben, aber ich störte mich nicht daran. Es gab nur Jael und mich. Seinen Körper und meinen, und wie sie so perfekt zusammenpassten, dass ich keinen Zweifel mehr daran hatte, dass ich ihn brauchte.
Meine Finger landeten an den wenigen noch intakten Knöpfen seines Hemdes und ich nestelte zittrig daran herum, bis Jael genug davon hatte und es mit einem gereizten Fauchen entzwei riss. Ich zog es von seinen Schultern herunter und vergrub die Nägel in seiner weichen Haut. Im Gegensatz zu meinen Flügeln waren seine nicht verschwunden, sondern breiteten sich kraftvoll hinter ihm aus. Ich fuhr die Konturen der unzähligen zarten Federn nach. Sie waren wie schwarze Seide - weich und edel schimmernd.
Ich bewegte mich noch näher an ihn heran und ihm entwich ein scharfes Zischen, als ich ihn unter mir spürte. Mir stockte der Atem. Er begehrte mich genau so wie ich ihn, daran hatte ich nun keine Zweifel mehr. Bei den Göttern!
Jael packte mich um die Taille und wiegte mich sachte auf seinen Hüften. Ich folgte seinen Bewegungen und stellte erfreut fest, dass er um seine Kontrolle ringen musste. Ich konnte seine Zunge an meinen Lippen spüren, aber es machte mir zu viel Spaß ihn zappeln zu lassen, also löste ich mich von ihm.
Ich sah ihn streng an.
"Wir sollten das nicht tun. Du solltest dich ausruhen", sagte ich tadelnd.
Jael schnaubte und lodernde Wut mischte sich unter die wilde Lust in seinen Augen.
"Wen schert schon was wir tun sollten."
Er lehnte sich nach vorne und fixierte meine Lippen, als eine mir allzu bekannte Stimme die Stille zerschnitt.
"Ich glaub die Schwester würde es sehr wohl scheren, wenn sie das hier sehen würde. Halleluja. Ich dachte ja, dass ihr euch freuen würdet, zu hören, dass ihr beide lebt, aber so..."
"Azriel!"
Ich griff eilig nach der Bettdecke und versuchte meinen halb enthüllten Körper zu verdecken, auch wenn mir klar war, dass Azriel ohnehin schon genug gesehen hatte. Ich wollte eilig von Jael herunterkriechen, doch dieser hielt mich nur umso fester. Er lehnte sich zu meinem Ohr hervor und raunte leise hinein, sodass ich eine Gänsehaut bekam.
"Gib mir ein paar Minuten."
Ich erstarrte und wand den Blick ab. Ich wollte nicht, dass einer der Beiden sah, wie mein Gesicht feuerrot zu glühen begann. Jael schien es trotzdem zu bemerken, denn er kicherte leise und strich wie beiläufig mit seinem Daumen über meine Hüfte. Er malte kleine Kreise direkt über dem Knochen und sendete von dort aus weitere Schauer durch meinen Körper.
"Woher wusstest du, dass sie hier ist?", fragte er Azriel so gefasst, dass ich mich fragte, wie oft er schon mit anderen Frauen im Bett erwischt worden war, dass es ihn so wenig störte, dass sein Freund hier herumstand.
"Es war naheliegend, als sie nicht in ihrem Zimmer war." Er zuckte mit den Schultern. Auch er schien sich nicht sonderlich an dieser Situation zu stören, was ich definitiv nicht teilen konnte.
"Was wolltest du von ihr?", fragte Jael gelassen.
"Ich wollte sie zu dir bringen und euch fragen, wie es jetzt weitergeht, aber ich denke ihr habt erstmal besseres zutun, als euch darüber Gedanken zu machen."
Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Raum. Mir entging aber nicht, dass Jael zusammenzuckte, als er diesen Satz aussprach.
"Ist alles okay?", fragte ich ihn.
"Ich sollte derjenige sein, der das fragt, findest du nicht?"
Ich sah ihn fragend an. Ich verstand nicht, warum er das sagte. Dachte er, dass eben wäre zu viel für mich gewesen? Denn Himmel nein, ich hätte darum gebettelt es weiter zu führen, aber Jael sah nicht so aus, als hätte er dieselben Gedanken wie ich. Azriels Worte hatten ihn definitiv aus der Bahn geworfen, auch wenn er es nicht zugeben würde.
"Schließlich war ich derjenige, der dich in diese ganze Scheiße reingezogen hat. Verdammt, Rose, ich hasse mich selbst so sehr dafür."
Ich neigte den Kopf.
"Wie hättest du wissen sollen, was passieren würde?"
Er wich meinem Blick aus und sah an mir vorbei. Ein Muskel an seinem Kiefer zuckte auffällig und ich sah, wie er die Zähne zusammenbiss. Es versetzte mir einen gehörigen Stich, ihn so zu sehen.
"Bald die Hälfte deines Volkes ist wegen mir draufgegangen, verdammt. Ich verstehe, wenn du mich jetzt hassen willst, aber... Du musst wissen, dass ich... Verdammt, Rose ich kann nicht ohne dich."
Ich konnte nicht anders, als ihn bei den Schultern zu packen und zu küssen. Jael schien so überwältigt, dass er einfach nach hinten in die Kissen fiel, doch ich fiel mit ihm. Ich beugte mich über ihn und küsste ihn so lange, dass er keine Zweifel mehr haben konnte, dass ich ihn nicht hasste. Ich ließ von ihm ab und sah ihm so tief in die Augen, dass ich Angst hatte, jeden Moment in ihnen zu ertrinken.
"Ich kann auch nicht ohne dich."
Ein Ausdruck huschte über sein Gesicht, welchen ich nicht deuten konnte, aber als er knurrte und uns herumwirbelte, sodass ich unter ihm lag, funkelten Tränen in seinen lodernden Augen. Ein tiefrotes Blitzen zuckte durch seine Iriden, als er sagte:
"Geh nie wieder fort."
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Holy
FantasyZwei Welten, denen ein Krieg droht. Ein Schicksal, das ein großes Opfer verlangt. Und eine Liebe, die alles verändert. Ein Kind aus verbotener Ehe. Das zweite seiner Art. Gefangen zwischen zwei Welten, vereint im eigenen Körper. Unfähig zu vertrauen...