Mittlerweile wusste ich, dass wir auf dem Weg zu einer Art Portal in die Unterwelt waren. Ein Portal, dass nur von Dämonen betreten wurden durfte und konnte. Für einen kurzen Moment hatte ich mich gefragt, wie sie vorhatten, mich da durch zu kriegen, bis es mir wieder eingefallen war. Wenn Jael nicht log und - wie ich auch - ein halber Engel war. Wenn er in die Hölle gelangen konnte, sollte das mir auch möglich sein.
Jael stützte Azriel, er hatte einen Arm schonend um seine Taille geschlungen, an einer Stelle wo er kaum - oder wohl eher am wenigsten - verwundet war. Das Auto hatten wir am Fuße des Hügels zurückgelassen, auf den wir uns gerade schleppten.
Ein Hügel irgendwo im Norden Amerikas. Mittlerweile hatte ich komplett die Orientierung verloren. Wir hatten nichtmal Menschen getroffen, an deren Akzent ich mich hätte orientieren können. Als ich noch im Himmel gelebt hatte, musste ich einen Crashkurs über Menschenkunde überstehen, als Vorbereitung auf dieses neue Leben, dass ich nie Leben würde können.
Ich hatte schon früh den leichten Akzent in Jaels Englisch bemerkt, aber nie näher darüber nachgedacht, wo er herkam. Als er jetzt mit gedämpfter Stimme etwas murmelte, wurde er ganz deutlich.
Ich stockte.
Ein britischer Ton schwang in seinen Worten mit, aber ich musste zugeben, dass das zu ihm passte. Er drückte sich allgemein recht förmlich aus, der Akzent betonte das nur noch etwas mehr.
Das stand ihm, auch wenn ich es mir nicht eingestehen wollte.
Ich wusste nicht, was er sagte. Aber ich war mir sicher, dass etwas mit dem Steinkreis zutun hatte, der sich vor uns aufbaute. Die aufgehende Sonne zog lange Schatten durch die Gräser. die im Wind wehten, und wie Wellen um unsere Beine peitschten. Meine Schuhe hatte ich zurückgelassen, es war mir schlichtweg egal, was man in der Hölle von mir denken würde.
Ich sah schrecklich aus, da würden mir High Heels definitiv auch nicht mehr helfen können. Mein Haar war verknotet, hier und da hingen Blätter oder Tannennadeln darin. Dreck hing an meinen Knien, ich hatte nur kurz versucht ihn abzuwischen, bis diese gesunde Portion Gleichgültigkeit wieder eingesetzt hatte und es mir egal war.
Ein leises Geräusch ertönte und durchbrach die Stille zwischen uns. Mit ihm baute sich ein Kuppelförmiges Kraftfeld über dem Steinkreis auf, durchzogen von einem silbrigen Schimmer. Jael nickte mir zu, ich schloss zu ihm auf und trat zur selben Zeit wie er durch die Wand.
Ein Schauer zuckte durch meinen Körper hindurch, wie ein elektrischer Schlag. Einen kurzen Moment lang spürte ich einen Widerstand, doch nur eine Sekunde, ehe er durchbrach und ich nach vorne fiel.
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Holy
FantasyZwei Welten, denen ein Krieg droht. Ein Schicksal, das ein großes Opfer verlangt. Und eine Liebe, die alles verändert. Ein Kind aus verbotener Ehe. Das zweite seiner Art. Gefangen zwischen zwei Welten, vereint im eigenen Körper. Unfähig zu vertrauen...