Kapitel 60 - Epilog

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Himmel und Hölle. Welten, die verschiedener nicht hätten sein können. Voller Vorurteile und unausgesprochener Lügen. Ihre Herrscher gefallen, durch die Hand eines Bruders und einer Erbin, die alles verändern sollte.

Rose hatte sich geschworen, es nie wieder so weit kommen zu lassen, als sie neben Jael auf die Ruinen ihrer Welten niedergeblickt hatte. Der Krieg war weit gereicht und hatte seine Spuren überall hinterlassen. Und selbst jetzt, nach zehn Jahren, lag noch einiges an Arbeit vor ihnen, um das Leben nach dem Tod für die Menschen wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Aber sie hatte einen straken Mann an ihrer Seite, der trotz des Fluches, den er nach dem Tod seines Vaters von ihm geerbt hatte, das beste war, was ihr hatte passieren können. Wer hätte gedacht, dass die Königin des Himmelsreiches jemals den König der Hölle heiraten würde?

Und doch fühlte es sich so natürlich an, als sie hier saß und auf die Wiesen des Paradieses heruntersah, welches sie sich so mühevoll aufgebaut hatten. Jael stand dort unten und verpasste Azriel eine Standpauke, der mal wieder heimlich mit Prinz Aidan ausgeritten war.

Aidan sah aus wie sein Vater. Er hatte dasselbe schwarze Haar und die dichten Wimpern, aber die nussbraunen Augen seiner Mutter, die im Sonnenlicht rot-golden schimmerten. Seine schwarz gefiederten Flügel schillerten in der Sonne wie die Schwingen eines Rabens, als er fröhlich kreischend vor seinem Vater floh, der ihm fluchend hinterherrannte und versuchte, ihm den Dolch abzunehmen, den er von ihm gestohlen hatte. Rose schmunzelte und stand langsam aus ihrem Sessel auf.

An manchen Tagen wünschte sie sich, ihre Eltern hätten sie sehen können. Ihren kleinen Sohn und Jael - wie sie es geschafft hatten, Rache an der Welt zu nehmen, für das grausame Verbrechen, was sie ihnen damals angetan hatte. Das sie ihre Völker zusammengeführt hatten, wie sie es schon damals versucht hatten.

Sie strich mit den Fingern über den schwarzen Marmorstein, der ihr Grab zierte. Ein Denkmal, mit dem sie ihnen endlich gerecht werden konnte. Voll Ehrfurcht und Vorsicht fuhr sie über die kantigen Buchstaben, die von Hand hineingehauen worden waren.


"In Ehren Mutter und Vater,

die mich gelehrt haben,

was es bedeutet

zu leben."








- ENDE -

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