Kapitel 24

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-Rose- 


Es wirkte ganz so, als würde Jael mir nicht zutrauen, dass ich mit einer Waffe umgehen konnte. Es konnte durchaus sein, dass er Recht hatte, woher sollte ich schon wissen ob ich schießen konnte, wenn ich es noch nie gemacht hatte? Ich bezweifelte zwar, dass ich zu den wenigen Naturtalenten dieser Welt gehörte, die nichts lernen mussten, ohne vorher zu üben. 

Für Bekanntlich war ich eher der Tollpatsch, der alles zerstörte. 

Und trotzdem warf ich mir den Gurt der Armbrust über die Schulter und tat so, als wäre das etwas, was ich mein ganzes Leben lang schon getan hatte. Jael hatte sich den Dolch in den Gürtel gesteckt, für den Revolver ein Holster an seiner Jeans angebracht. Er sah mich an, während ich ihn musterte und kommentierte meinen Blick trocken. 

"Für mehr reicht die Zeit nicht. Mal davon abgesehen, sehen wir dann zu offensichtlich aus." 

"Zu offensichtlich?"

"Je nach dem, wer ihn hat, werden sie uns vielleicht erkennen..."

Er kramte in einem kleinen Lederbeutel herum, der ebenfalls in seinem Kofferraum lag. Er holte etwas heraus, dass aussah, wie Sporen im Reitsport. Dinge, die man hinten an seinen Schuhen anbringen konnte, nur dass diese Variante davon, nicht mit weichen Kugeln, sondern mit scharfkantigen Klingen ausgestattet war. 

"Ein typischer Teil unserer Uniform." 

"Uniform?"

"Du kannst auch Rüstung dazu sagen, wenn dir das lieber ist..."

Ich riss die Augen auf. Meine Stirn legte sich in Falten. Das wurde mir langsam zu bunt. Der Sohn des Teufels - der einen Kofferraum voll Waffen besaß - war nebenbei auch noch ein Ritter oder was? Nein danke. 

"Gehen wir jetzt, oder was?"

"Wärst du nicht gewesen, wäre dieser ganze Mist wahrscheinlich schon lange Erledigt..."

Na toll. Jetzt machte er mir auch noch Vorwürfe. 

"Na dann, nichts wie weg hier."


Jael ging schnell. So schnell, dass ich neben ihm herlaufen musste. Ja, laufen! Ich war höllisch froh, meine Schuhe im Auto zurückgelassen zu haben. Ich trug noch immer die Lederjacke von meinem Begleiter, und ich ahnte, dass sie mich behindern würde, wenn ich schießen musste. Wobei ich hoffte, dass es nie soweit kommen würde. 

"Wen suchen wir eigentlich?"

"Azriel."

"Das hilft mir nicht weiter."

"Einen guten Freund von mir. Er ist ein Dämon. Und ein Hunter."

"Was sind Hunter?"

"Dämonen die die Schnauze voll davon hatten, sich von meinem Vater herumkommandieren zu lassen. Kann es sein, dass du verdammt neugierig bist?"

"Kann sein..."

Ich nahm Stimmen war. Stimmen von zwei Personen. Sie redeten nicht miteinander, es wirkte wie ein einseitiges Gespräch. Jael deutete mir mit einer Handbewegung langsamer zu gehen, ehe auch er stehen blieb. Es dauerte einen Moment, bis ich sehen konnte, was er schon längst entdeckt hatte. Mehrere Meter vor uns bewegte sich etwas. Ein kleines Feuer knisterte auf dem Boden, eine großgewachsene Person ging darum herum. In seiner Hand hielt er eine Machete, deren lange Klinge die Flammen spiegelte, die vor ihm umhertanzten. 

Hinter ihm saß eine andere Person. Sie schien zusammengesackt an einen Baum gelehnt, den Kopf hatte sie gesenkt, ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen. Das Wesen erschien männlich, seine knochigen Schultern waren zu breit, um zu einer Frau gehören zu können. Sein dunkles Hemd war zerschlissen, durch die eingebrannten Löcher konnte man die tiefen Wunden erkennen, die sich auf seiner Haut befanden. 

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