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Es klopft an meiner Tür und eine strahlende Blair sieht mich an. Schon seit Ewigkeiten habe ich sie nicht mehr gesehen. Sie geht heute mit mir zusammen ein Kleid für die Weihnachtsfeier kaufen, doch eigentlich habe ich nicht besonders viel Lust dazu. Meine letzte Konfrontation mit Jo ist mittlerweile drei Tage her. Seitdem hat er mir vielleicht eine oder zwei Nachrichten geschrieben, aber solange er es nicht packt sich persönlich zu entschuldigen und mir eine Erklärung zu bieten, bleibe ich weiterhin stur. Blair reißt mich aus meiner Gedankenwelt, als sie mir meine Jacke entgegen wirft.

"Komm zurück auf den Planeten Erde und ziehe deine Jacke an." Schnell nicke ich und fasse es nicht, wie sehr Jo Kontrolle über meine Gedankenwelt hat. Das alles tut mir einfach nicht gut. Er tut mir nicht gut. "Weißt du schon wo du hin willst?" Blair wickelt sich eine lockige Strähne um ihren Zeigefinger und beobachtet mich dabei, wie ich meine Halbschuhe zuschnüre. Ehrlich gesagt habe ich gar keine Idee im Moment. Es war auch ihre Idee shoppen zu gehen. Eigentlich dachte ich, dass sie ihren kreativen Kopf dazu nutzt, mir zu sagen wo wir hingehen können. Anstatt auf eine Antwort meinerseits zu warten, zuckt sie mit den Schultern und verlässt meine Wohnung, ich dicht hinter ihr. Schnell schließe ich meine Tür zu, da Blair heute anscheinend zügige Schritte an den Tag legt. Ich muss einfach versuchen den Tag mit Blair zu genießen, denn es gab Zeiten da wirkte es so, als wäre unsere Freundschaft dazu verdammt in die Brüche zu gehen. Umso dankbarere sollte ich sein, dass jetzt alles wieder gut ist.

„Wie wäre es mit Macys?" Blair deutet auf den riesigen Einkaufsladen, der sich nach zwanzig Minuten Fußmarsch vor uns empor streckt. Es scheint heute sehr voll zu sein, aber eine andere Idee habe ich nicht.
„Klar".
Wir begeben und in Richtung Macys und betreten den Eingangsbereich. Immer wieder bin ich erstaunt was für eine Masse an Klamotten die hier anbieten.
Hosen über Hosen, Kleider über Kleider. Blairs Augen strahlen und sie zieht mich durch das halbe Geschäft. Schon immer war sie vernarrt im shoppen.

Sie steckt mit mindestens sieben Kleider zu und schiebt mich zur Umkleide. Jedes Kleid hat eine andere Farbe, damit Blair begutachten kann welche Farbe mir am besten steht. Zumindest hat sie mir das so erklärt.

Nach dem fünften Kleid und noch immer einem trostlosen Ergebnis, komme ich aus der Umkleid raus. Nur Blair ist plötzlich weg.
Verwirrt sehe ich mich um und fühle mich komisch mit Socken und einem engen roten Kleid durch den halben Laden zu laufen.
Wo kann sie nur stecken?
Ich sehe zum Ausgang und mir stockt der Atem. Sehe ich das da gerade richtig?

Sind das Blair und mein Ex-Freund die sich gerade auf die Wange geküsst haben?

Ich schaue unwillkürlich immer noch hin obwohl es sich so anfühlt, als würde man mir mein Herz im ganzen rausreißen. Was hat das gerade zu bedeuten?

Was macht Logan hier? Und warum küssen sie sich auf die Wange? Läuft da was zwischen den beiden?
Ein ungutes Gefühl breitet sich in mir aus und ich renne zurück zur Umkleide. Die Leute hier müssen mich wirklich für verrückt erklären.
So schnell wie möglich ziehe ich mich um und ich merke schon wie mir die Tränen in die Augen steigen.
Egal welchen Grund es hatte das sie einen Kuss auf die Wange gegeben haben.
Blair hätte es nicht tun dürfen. Vor allem nicht hinter meinem Rücken. Sie weiß wie ich zu ihm stehe und eigentlich dachte ich auch das sie nichts von ihm hält seit der Sache.

Ich hänge die Kleider alle an die "Rückgabestange" und verlasse den Laden. Meine Intention ist es Blair nicht über den Weg zu laufen.
Ich bin einfach zu verletzt um jetzt klar denken zu können.
An und zu rempel ich ungewollt ein paar Leute an, die es mich spüren lassen wie unhöflich das ist.
Mein Handy brummt als ich den Laden verlassen habe. Ich drücke Blair weg und laufe mit Tunnenblick nach Hause. Ich will nur noch ins Bett und von niemandem mehr was hören.

Wieso kann man sich eigentlich nur auf sich selbst verlassen?

Mittlerweile laufe mir die Tränen bächeweise über meine Wangen. Die Öffentlichkeit müsste jetzt auch mitbekommen haben das irgendwas nicht stimmt.

Mit zitternden Händen schließe ich die Tür auf und hinter mir wieder zu. Langsam rutsche ich an der Tür hinunter und werfe das Handy aus Wut, weil es wieder klingelt, zu Boden.
Wieso kann man niemanden mehr vertrauen?
Traurig und enttäuscht stütze ich meine Stirn auf meine angewinkelten Knie an und weine bitterlich.
Ich habe da keine Lust mehr zu. Eine Enttäuschung nach der anderen.
Dabei dachte ich das jetzt alles nur noch gut werden kann.

Gefühlte Stunden verbringe ich am Boden und habe es gerade so geschafft meine Schuhe auszuziehen.
Mein Handy habe ich mittlerweile ausgeschaltet damit ich niemanden sehen oder hören muss.
Vor allem nicht Blair. Sie kann mir gestohlen bleiben.

Gerade als ich diesen Gedanken im Kopf habe, klopft es wie wild an der Tür.
Ich schreckte zusammen und stehe ruckzuck auf. Ich habe sogar vergessen zu weinen.

„Mach bitte die Tür auf!"
Blairs Stimme durchdringt meinen Flur und ich beginne wütend zu werden.
Denkt sie jetzt wirklich, dass ich ihr nach der Aktion nochmal die Tür öffne und sie reinbete?

„Bitte."
Sie klingt verzweifelt und nervös. Sie scheint zu ahnen was los ist.

„Ich kann alles erklären." Sie klopft wieder härter und ich öffne wütend die Tür.
Sie kann alles erklären? Was will sie mir erklären?

„H-Hi." Ich sehe sie giftig an und halte die Tür so, dass ich jederzeit dazu bereit bin sie wieder zu zu knallen.
„Was. Willst. Du?"
Nervös siebt sie mich an und schluckt.

„Naja dein Handy war aus und eben-", ich hebe meine Hand und bringe sie zum Schweigen.

„Es ist mir egal was du zu sagen hast und es mir auch egal welche ausrede du wieder parat hast, aber ich habe alles gesehen und ich glaube was falsch verstehen kann man da nicht."
Blass und völlig geschockt sieht sie mich an. Anscheinend hatte sie es doch nicht geahnt.
Umso besser für mich.

Mittlerweile kann ich nicht einmal mehr weinen. Ich sehe sie nur wütend und verletzt an. Sie sieht mich nur an und dann beschämt zu Boden.

„Ich wollte das doch alles nicht.."
Ich schüttel den Kopf.

„Ich wusste es." Enttäuscht knalle ich die Tür vor ihrer Nase zu.

Es ist also wahr. Logan und sie haben was am laufen hinter meinem Rücken.
Geschockt und benebelt laufe ich zum Sofa und setze mich.

Das kann doch alles nicht wahr sein.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt