Fifty two

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Seine Augen starren in meine. Ich hab keine Ahnung wie ich reagieren soll. Soll ich mich losreißen und wegrennen? Oder soll ich ihm nickend zustimmen und in sein Auto steigen?
Überhaupt, worüber will er eigentlich reden?
Die Fragen in meinem Kopf nehmen überhand und ich sage nichts. Weiter starrt er mich an ohne auch nur einmal wegzuschauen. Pünktlich zur Arbeit komme ich nicht mehr.
Die Leute um uns herum scheinen uns gar nicht zu bemerken. Sie betreiben weiter ihren Einkauf und denken wahrscheinlich drüber nach was sie zu Mittag kochen sollen.
„Ich muss zur Arbeit."
Ich hoffe das ist ein Zeichen für ihn mich gehen zu lassen. Aber seinem Blick nach zur urteilen wird er das so schnell nicht tun.
„Ich fahre dich. Aber unterwegs würde ich gerne ein paar Sachen mit dir bereden." Jetzt wechselt sein Blick von Ernst zu bittend. Innerlich schwanke ich hin und her, bis mein Kopf wie vom selbst anfängt zu nicken.
Zufrieden zieht sich sein rechter Mundwinkel nach oben und er zieht mich einmal quer über die Straße.
Kaum sitze ich im Auto, schnalle ich mich an um es schnell hinter mich zu bringen.
Jo startet das Auto und fährt blinkend vom Straßenrand aus los.
Die ersten Minuten sagt niemand was. Toll. Dann hätte ich auch zur Arbeit laufen können. Trotzdem mich das verärgert, genieße ich die Wärme die von der Autoheizung aus geht. Draußen ist es wirklich kalt.
Ich setze meine Mütze ab und starre durch die Frontscheibe.

„Es tut mir leid das ich bei unserem letzten Wiedersehen so war wie ich war."
Konzentriert sieht Jo auf die Straße, sein Blick aber sieht etwas traurig aus.
Meine Hände falten sich und ich nicke. Innerlich freue ich mich aber, dass er sich dafür entschuldigt. Er scheint es also selbst bemerkt zu haben etwas falsch gemacht zu haben. Nur, warum war er nun so?
„Kein Ding."
Er blinkt nach rechts und biegt ab.
„Nein wirklich. Es tut mir leid. Du bist die letzte die das verdient hat."
Meine Wangen erhitzen sich augenblicklich. Atme ruhig Julie, atme ruhig.
Zum glück konzentriert er sich gerade auf das Autofahren.
„Momentan gibt es in meinem Leben dinge, die für mich schwierig sind zu bewältigen."
Ich weiß nicht ob er das gerade laut sagen wollte, weil er dabei ziemlich genuschelt hat. Verstanden habe ich aber jedes Wort.
Ich frage nicht nach, was gerade in seinem Leben passiert. Auch wenn ich es so gerne wissen würde.
Jo biegt auf das Gelände der Redaktion ab und hält an.
Stille umgibt uns.
„Gut, dann.." Er streicht sich durch das Haar. Ich nehme meine Tasche vom fußraum. „Ich gehe dann mal." Er nickt und ich öffne die Tür, um schließlich auszusteigen.
„Moment, Julie!" Ich bleibe stehen und drehe mich langsam um.
„Warum hast du mich gestern die ganze Nacht angerufen?"
Verdammt! Ich versuche dieser Frage mit einem Kopfschütteln aus dem Weg zu gehen.
„Alles gut. War nichts besonderes."
Bevor Jo erwidern kann, knalle ich die Tür zu und laufe zum Eingang. Das war knapp. Mit einem letzten Blick zu Jo, laufe ich auf den Eingang des riesen Gebäudes zu. Das Auto jedoch, bleibt stehen.
Verwundert sehe ich in der Aula auf den Parkplatz. Immer noch steht er da. Hoffentlich folgt er mir nichts ins Gebäude.
„Guten Morgen, Julie."
Sandy grinst mir zu. Ich lächle zurück und laufe Richtung Fahrstuhl, wo ich mir drinnen den Mantel und den Schal ausziehe. Nochmal darf Jo mich nicht auf gestern Nacht ansprechen.
Oben angekommen sehe ich zuerst den Flur und gehe diesen entlang. Aber als ich in mein Büro gelange und Devon an meinem schreibtisch sitzen sehe, will ich am liebsten umdrehen und nach Hause laufen.
Barbara sieht zu mir rüber und grinst. Sie weiß genau was in mir vorgeht. „Guten Morgen," ich lächle Devon freundlich an, der aufsteht um mir die Hand zu reichen. Okay?
Etwas überfordert schüttelte ich seine Hand und setze mich auf meinen Platz. Kaum habe ich meine Tasche abgestellt, schiebt er mir seinen Block rüber. „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen, weil ich eine Idee nach der anderen hatte."
Auf den ganzen Zettel stehen perfekt geordnet Ideen für Mottos oder von locations.
Beeindruckt nicke ich und fühle mich auf einmal schlecht, dass ich bis jetzt noch nicht einmal einen Gedanken daran verloren habe. Barbara unterbricht meinen Gedankengang „Wollt ihr auch einen kaffe?"
Ich nicke ihr einfrig zu und Devon schüttelt seinen Kopf „Nein, danke Barbara. Ich setze lieber auf meinen grünen Tee." Er holt seine Thermoskanne aus der Tasche und zeigt sie stolz Barbara. Sie nickt und muss sich ihr grinsen verkneifen.
Devon dreht sich wieder zu mir und erklärt mir was er gestern Nacht über für eingebungen hatte.
Motto: Weihnachtsball
Location: Ballsaal
Essen: Buffet
Dresscode: Schick

Der mir gebrachte Kaffe läuft mir den Rachen runter.
Seine Ideen sind überraschend gut. „Ich finde die Ideen wirklich gut. Jetzt müssen wir nur noch Herr Collin davon erzählen."
Devon nickt und steht auf. „Jetzt?" Ich sehe fragend zu ihm auf. Er nickt und macht sich auf den Weg. Schnell stehe ich auch auf und laufe ihm nach. Der Kaffe ist dabei nicht übergeschwappt. Sofort klopft er an die Tür unseres Chefs und steht wie beim Militär kerzengerade und wartet auf das 'Herein'.
Doch die Tür wird geöffnet und Herr Collin sieht uns gereizt an. Ohje, da haben wir keinen guten Zeitpunkt erwischt.
Ich schlucke. Devon scheint das aber nicht zu bemerken und geht mit einem Lächeln an ihm vorbei. Ich folge ihm vorsichtig. Auch wenn Herr Collin kein Tiger ist, habe ich Angst das er uns jeden Moment zerfleischen könnten.
Mr. Collin setzt sich und sagt nichts. Er starrt uns nur mit gefalteten Händen an.
„Was gibt's?"
Devon legt seine Block auf den Tisch. Die eiskalten Augen meines Chefs sehen auf das Blatt Papier und Devon fängt an von seiner... Unserer Idee zu erzählen. Mr. Collin starrt ihn an und zeigt keine Mimik. Nervöse sehe ich abwechselnd zu ihm und wieder zu Devon. Er zeigt wirklich keinerlei Reaktion.
„Und wie finden Sie es?"
Devon lehnt sich zurück und lächelt ihm selbstbewusst zu.

Mr. Collin nickt „Ja das ist gut.."
Erleichtert atme ich leise aus. Das ist ja doch gut gelaufen.
„... Für einen Abschlussball vielleicht. Was denken Sie wieviel das kostet?"
Nun halte ich doch die Luft an. Devon ist jeglich Farbe aus dem Gesicht gestrichen. Damit hab ich jetzt nicht gerechnet.

„Tut mir leid. Das ist mir wirklich zu 'übertrieben'".
Still nickt Devon und sieht betreten auf den Boden. Er tut mir gerade wirklich leid.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt