Twenty-five

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Der nächste Tag verläuft nicht viel spannender als zuvor. Ich bin wieder zur arbeite gegangen, habe mit meinem Chef über meinen Artikel gesprochen, den ich veröffentlichen soll und sitze soeben an meinem Computer im Büro und schlürfe genüsslich an meinem Kaffe.
Meine Finger fliegen über die Tastatur, weil ich nach einem Thema suche, was nicht nur mich, sondern auch die restliche Bevölkerung New Yorks interessiert. In meinem Kopf herrscht ein hohler Raum, der unbedingt mit Ideen gefüllt werden muss. Die Zeit wird immer knapper und genau deshalb, muss ich endlich ein passendes Thema finden.

Im ganzen Büro höre ich nur getippe und geschlürfe. Ein paar Leute unterhalten sich ganz leise, damit auch niemand gestört wird. Ich wiederum starre auf den grellen Bildschirm und lese mir einen Artikel durch. Desinteressiert schließe ich das Fenster und lehne mich seufzend zurück. Das ist echt komplizierter als gedacht.
„Wie kommst du voran?" Barbara lehnt sich zu mir rüber und sie schiebt sich ihre Lesebrille dabei wieder ordentlich auf die Nase.
Sie sieht auf meinen leeren Bildschirm und schmunzelt.
„Kann ich dir irgendwie behilflich sein?"
Sofort schüttele ich meinen Kopf. Sie hat selber ihre Sachen zutun, da kann ich sie nicht dafür ausnutzen.
Das wäre nicht fair.
„Es geht schon, danke. Ich hole mir einfach noch einen Kaffe, dann klappt das schon."
Lächelnd drehe ich mich wieder zum Bildschirm, auch Barbara dreht sich wieder mir einem leisen „na schön" wieder zu ihrem Computer.
Nach meinen Worten folgen Taten und ich stiefel los um mir einen Kaffe zu holen und meinen alten, mittlerweile kalten Kaffee wegzukippen. Was für eine Verschwendung.
In der kleinen Küche, knipse ich den Automat an und warte bis der Kaffe durchgelaufen ist. Währenddessen hole ich mein Handy aus der Hosentasche.
Zwei Nachrichten von Blair, was sie nicht noch zu essen besorgen soll, ob ich spezielle Wünsche hätte bezüglich der Silvester Party, zieht mich aus dem Arbeitsstress. Ich schreibe ihr das ich mich überraschen lasse, damit ich mich jetzt nicht auch noch darauf konzentrieren muss.
Unterbewusst klicke ich auf den Chat von Jo und mir. Das er auch kommen wird, fühlt sich immer noch merkwürdig an. Ich meine Blair kennt ihn nicht und lädt ihn trotzdem ein. Die einzige von uns die ihn wenigstens ein wenig kennt, bin ich. Und noch nicht mal ich, kenne ihn richtig.
„Ich glaube Ihr Kaffe ist durch." Überraschender Weise steht mein Chef an der Küchentheke und holt sich gerade einen Teebeutel aus dem Küchenschrank.
Zügig packe ich mein Handy weg, leicht beschämt das er mich erwischt hat. Er wiederum widmet sich dem Wasserkocher und seine eben aus dem Schrank geholte Tasse.
Mister Colin sieht gestresst aus und fährt sich durch sein Haar. Genervt schnaubt er aus und seine Falte auf der Stirn, lässt alles noch viel düsterer wirken.
Schluckend gehe ich zum Kaffeautomaten und hole mir meinen frischgebrühten Kaffe.

Ohne ihn noch einmal anzusehen, verschwinde ich aus der Gemeinschaftsküche. Egal wie sehr ich meinen Chef mag, sobald er was getrunken hat, und das hat er mal wieder, will ich nicht in seiner Nähe sein. Das kann ich nicht.

~

„Einkommenssteuer?" Lachend schüttele ich den Kopf „Vergiss es." Blair schnaubt„Liberalismus?" Ungläubig starre ich auf den Gehweg, während meine Füße den Weg entlang laufen in Richtung zu Hause. Heute ist mir immer noch kein Thema eingefallen, weshalb ich beschlossen habe meine beste Freundin um Rat zu fragen.
„Lass mich raten, nein?" Blair lacht und ich antworte „Richtig erraten Miss Winston." Ich zähle auf ihre kreative Ader, die im Moment einfach nicht mitspielen will.
Selbst das Stichwort 'Kündigungsschutz' ist schon gefallen, wie auch immer sie auf solche Ideen kommt.
Ihr zuhörend überquere ich joggend eine Straße. Sie redet und redet, während meine Aufmerksamkeit schon längst auf was anderem liegt.

Auf der anderen Straßenseite erkenne ich vor der Bar, wo ich mein erstes und vermutlich letztes Mal Alkohol getrunken habe, Owen, der müheselig eine Mülltüte in die Tonne stopft und sich dann die Hände ab klopft.
Reintheoretisch könnte ich nochmal dort vorbeischauen.
Aber sicherlich würde ich sowieso nur nerven, ich meine sie haben auch Kunden die sie bedienen müssen. Also Owen zumindest.

„Hallo!" Erschrocken fällt mir fast das Handy aus der Hand. Das war einer dieser typischen Film-Momente.
„Hast du mir zugehört?"
Im Moment bin ich wirklich froh, dass Blair nicht direkt vor mir steht, denn sie würde mich sehr böse anblicken. Das kann sie besonders gut böse gucken, wenn sie böse ist.
„Ja, klar. Ähm... Ja habe ich."
Theatralisch seufzt sie, doch mein Blick fliegt auf Owen, der mittlerweile gerade reingeht und die Tür hinter sich schließt.
Ich werde nicht hingehen. Nicht heute.

~

Zu Hause, lege ich das Handy auf den Flurschrank und werfe meinen Mantel über den Haken, ohne drauf zu achten, ob er auch hängen geblieben ist.
Jetzt gerade vermisse ich es nach Hause zu kommen, der Tisch gedeckt und der Geruch nach etwas frischen zu Essen.
Stattdessen koche ich mir seit Wochen Spaghetti oder schiebe mir Tiefkühlpizza in den Ofen.
Mit einem verzweifelten Blick in den Kühlschrank und in die Tiefkühlabteilung fällt mir auf, dass ich weder Spaghetti, noch Pizza da habe.
Verzweifelt suche ich in den Schränken nach etwas essbaren, doch auch dort finde ich nichts.
Seufzend überlege ich was ich jetzt machen könnte.
New York ist groß, sicherlich wird sich ein Laden finden wo ich was essen kann, aber die Temperaturen draußen machen es meinem Ego nicht wirklich leichter rauszugehen und mir was zu suchen.
Im Gegenzug schnappe ich mir zwei Scheiben Brot, packe Käse drauf und begebe mich damit ins Wohnzimmer. Das sollte für heute reichen.
Während ich durch die Kanäle schalte, fällt mir auf, daß ich heute kaum einen Gedanken an Logan verschwendet habe.

Naja, bis jetzt eben.




When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt