Forty

107 6 0
                                    


Warum ich nicht darauf antworte und stattdessen nach einigen Minuten schweigen Jo dabei zu sehe, wie er mit dem Mechaniker spricht, mit den  Händen in den Taschen?
Ich glaube ja es lag daran das diese Frage so abrupt und unerwartet kam, das meine Gehirnzellen kurz vergessen haben zu funktionieren.
Jo lacht den dunkelhaarigen Mechaniker an und nimmt einen Zettel entgegen, der ihm hingehalten wird.
Mein Kopf rattert währenddessen ununterbrochen. Ich kann es nicht fassen das Jo mich das wirklich gefragt hat. Einerseits glaube ich nicht wirklich das das ernst gemeint war, vor allem nicht weil er danach gelacht hat und einfach aus dem Auto verschwunden ist. Mich hat er hier im Grunde genommen einfach im Regen stehen lassen, metaphorisch gesehen.
Plötzlich vibriert mein Handy in der Tasche. Sofort greife ich danach, rolle aber stark mit den Augen, als ich bemerke, dass Blair versucht mich anrufen. Hat sie jetzt auch endlich mal gemerkt das sie Mist gebaut hat? Da ich aber keine Lust habe mit ihr zu reden, drücke ich sie weg, mein Handy stopfe ich zurück in meine Tasche.
„Kannst du kurz aussteigen? Ich muss den Wagen in die Garage fahren."

Jo schaut auf der Fahrerseite durch das geöffnete Fenster und sieht mich bitten an.
Alles ist besser als hier rum zu sitzen und sich Gedanken zu machen. Also nicke ich und steige samt Tasche aus dem Auto aus auf den Sandweg.
Jo selbst fährt den Wagen in die Garage, der Mechaniker folgt ihm.
Ich warte wie vergessen und nicht abgeholt an der selben Stelle und warte auf Jo, der es nicht nötig findet zu mir zu gehen, sondern sich lieber mit dem Mechaniker unterhält.
Beide lachen herzlich. Ich komme mir total falsch vor.
Jo sieht an ihm vorbei zu mir und winkt mich zu sich. Unsicher sehe ich mich um, als wäre jemand anders gemeint. Dämlich, aber nur ein Vorwand für meine Unsicherheit.
Erneut winkt er mir zu. Seufzend mache ich mich langsam auf den Weg zu den.
Beide sehen zu mir rüber, wie ich sowas hasse.
Mein Blick geht zu Boden, aber ich spüre noch ihre Blicke.
„Warum kommst du nicht gleich hier her?"
Jo lacht und verschränkt seine Arme.
Wenn er wüsste, wie unangenehm das gerade für mich ist.
„Keine Ahnung." Unsicher lache ich, versuche mir das wiederum nicht anmerken zu lassen.
„Ist sie deine Freundin, oder..."
Der Mechaniker, anscheinend Peter, sowieso auf seinem Schild steht, sieht kurz zu mir, dann wieder zu Jo.
Jo aber schüttelt den Kopf.
„Nein, wir sind befreundet."
Zustimmend nicke ich, freudig darüber das er uns als Freunde betitelt.
Ich würde es aber auch nicht anders machen.
Peter nickt auch. Jetzt erst fällt mir auf, wie jung er noch aussieht. Er kann nicht älter als sechszehn oder siebzehn sein.

„Ich schaue mir dann mal deine Kontrollleuchte an."
Peter macht sich auf den Weg zu Jo's riesen Wagen, als wir einfach nur stillt nebeneinander stehen.
Wieder vibriert es in meiner Tasche. Seufzend hole ich das Handy raus, lege Augen rollend auf und stecke es wieder zurück. Kann Blair mich nicht in ruhe lassen? Sie hat schon genug angerichtet.
„Alles gut?"
Jo sieht mich fragend an. Er muss gesehen haben was für eine Mimik ich getätigt habe.
„Mh..."
Abwesend sehe ich Peter dabei zu, wir er irgendwas unter der Motorhaube herausschraubt.
Jo geht nicht weiter drauf ein und belässt es so.
Ich hatte auch echt keine Lust weiter darüber zu sprechen.
„Ich glaube die schraube war einfach nicht fest genug."
Am Kopf kratzend sieht Peter zu Jo rüber und legt den Schraubenschlüssel auf seine Werkzeugkiste.
„Na wenn das so ist, komm ich ja günstig davon."
Jo bedankt sich mit einem Handschlag bei Peter.
Ich sehe ihnen dabei zu und bin einfach froh darüber das wir hier fertig sind. Ich will einfach nach Hause und den Tag, Tag sein lassen.
Auch ich bedanke mich bei ihm, wofür auch immer und anschließend steige ich mit Jo in sein Auto.

„Soll ich dich nach Hause fahren? Oder willst du noch mit in die Bar kommen?"
Eigentlich hätte ich Lust noch mit zugehen und mit Owen zu quatschen, aber ich bin müde und will einfach nach Hause.
„Nach Hause, bitte."
Jo nickt und biegt die Auffahrt hinunter.
„Geht los, Madame."
Kurz sehe ich das schmunzeln von Jo und kann es selbst nicht lassen.
Manchmal kann er es einfach nicht lassen.
Die Fahrt über bin ich mehr als erleichtert das das Thema 'der fast Kuss' nicht mehr angesprochen wird.
Es wird sowieso nicht mehr vorkommen als können wir das auch unter den Teppich kehren.
Jo fährt gelassen durch die Straßen, bis wir in meiner angekommen sind.
Doch ich kann nicht fassen wen ich vor meiner Haustür stehen sehe.
Ungläubig starre ich die Person an.
Das sie sich traut hier aufzutauchen.
„Ist das Blair?"
Jo sieht ebenso zu ihr rüber. Kurz nicke ich und bin angespannt bis unter die letzte Hautschicht.
Was fällt ihr ein?
„Ist wirklich alles gut?"
Er deutet auf meine Hände die meine Tasche umkrallen. Sofort löse ich meine Hände und antworte ihm nicht.
Vor der Tür hält er das Auto an. Blair sieht auf und erkennt mich wie ich aus dem Auto steige. Sofort steckt sie ihr Handy in die hintere Hosentasche.
„Soll ich mit aussteigen?"
Von Blair gleitet mein Blick zu ihm rüber. Anscheinend meint er das ernst, denn er verzieht keine Miene. Schon süß, wie er mich unterstützen will, wobei er nicht mal weiß worum es geht.
Kurz lächle ich und schüttel den Kopf.
„Nein, alles gut. Fahr du ruhig zurück zur Bar, sonst macht Owen noch Terz."
Nachdenklich nickt Jo und grinst.
„Ja, vermutlich hast du recht, aber wenn was ist kannst du dich immer melden."
Dankbar lächle ich und versichere ihm das ich es machen werde.
Anschließend steht mir das schlimmste noch bevor.
Sicherlich wird Blair versuchen alles zu erklären, aber ob ich es nun glauben kann weiß ich nicht.
Meine Hand greift nach dem Griff und ich steige aus.

„Julie! Endlich bist du da. Wir müssen reden."
Kaum habe ich die Autotür hinter mir zu gemacht, brabbelt sie schon los.
Es nervt mich jetzt schon, also gehe ich wortlos an ihr vorbei.
„Bitte ignoriere mich nicht. Ich kann es verstehen das du sauer bist, aber es war nicht so wie es aussah."
Jetzt reicht es mir und ich drehe mich wutentbrannt um.
„Ach ja? Wonach sah es denn aus, mh?"
Sie schreckt zurück. So hat sie mich noch nie erlebt. Ich meine was erwartet sie?
„Ich, ich... Es sah falsch aus. Aber es war ganz anders."
Ich habe genug gehört.
Stöhnend schließe ich die Tür auf.
Hinter mir höre ich ihre Schritte.
„Bitte, Julie."
Ich schüttel nur den Kopf. Sie kann doch nicht erwarten, daß ich ihr das verzeihe. Sie kann doch nicht erwarten das ich es nachvollziehe was sie da getätigt haben. Ich will es auch gar nicht.

„Weißt du was? Auf so eine Freundschaft kann ich bestens verzichten. Ich habe lieber Freunde die mich nicht verarschen und sich hinter meinem Rücken mit der neuen meines Ex-Freundes treffen, obwohl sie wissen wie sehr ich sie hasse."

Sprachlos starrt sie mich an. Auch ich starre zurück, bewege mich dann in meinem Flur und schließe die Tür hinter mir.
Ich habe keine Kraft dazu sie zu knallen.

Ich habe nämlich gerade meine beste Freundin verloren.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt