Twenty-seven

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„Hey. Komm doch rein?" Unsicher trete ich einen Schritt zur Seite damit er mein Haus betreten kann.
Leise schließe ich die Tür drehe mich viel zu langsam zu ihm um.
Er sieht mich an und lächelt leicht. Das er mein Outfit begutachtet missfällt mir nicht und sein einer Mundwinkel schiebt sich nach oben.
Mit seinem britischen Akzent sagt er „Du siehst toll aus."
Zögerlich streiche ich mir eine Strähne hinter das Ohr, bis ich bemerke was ich hier eigentlich mache.
Räuspernd lächle ich ihn nur an, antworte kurz „Danke du auch," und gehe ins Wohnzimmer.
Ich höre seine Schritte hinter mir.
Es ist merkwürdig das er hier jetzt in meinem Haus ist. Nicht schlecht. Aber anders.

„Setze dich doch. Wir haben noch ein bisschen zeit."
Er nickt und geht an meinem Bücherregal vorbei zum Sofa und setzt sich drauf.
Sein Blick gleitet durch den Raum, bis er zu mir sieht. Ich habe gar nicht bemerkt das ich ihn beobachtet habe.
Langsam zieht er sich die Jacke aus und das Weinrote Shirt, ein weinrotes T-Shirt, kommt zum Vorschein.

„Ähm, willst du was trinken?"
Frage ich während ich in die Küche laufe um meinen trockenen Hals wieder in seinem normal Zustand zu bekommen mit ein bisschen Wasser.
Ich schalte den Wasserhahn an und Fülle das Glas damit.
Gierig trinke ich das Glas leer, als ich eine Präsenz hinter mir wahrnehme.
Vorsichtig drehe ich meinen Kopf nachhinten und zucke leicht zusammen, als er über meinen Kopf greift um sich auch ein Glas zu holen.
Ich schaue ihm dabei zu, wie er seins auch mit Leitungswasser füllt, einen schluck trinkt und schließlich sich neben mich gegen die Theke lehnt.
„Ich kann das auch selbst." Sagt er plötzlich zwinkernd und stellt das leere Glas hinter sich.
Nicken stelle ich meins daneben und zusammen machen wir uns auf den Weg zurück ins Wohnzimmer.

Das war gerade mehr als nur merkwürdig.

Still sitzen wir kurze Zeit später nebeneinander. Naja Ich sitze, er wiederum steht an meinem Bücherregal und liest sich die Titel durch.

„Huckleberry Finn?"
Jo dreht sich zu mir um und zieht Huckleberry Finn heraus, sieht mich amüsiert an.
„Ja und? Das Buch ist ein Klassiker und sollte in jedem Bücherregal zu finden sein."
Ich verschränke meine Arme um zu zeigen das ich das ernst meine.
Er nickt nur und schiebt das Buch zurück um langsam wieder sich neben mich zu setzen.
„Warum hast du so viele Bücher?"
Ich zucke mit den Schultern, weil ich gar nicht weiß was ich dazu sagen soll. Es hat sich mit der Zeit angesammelt. Denke ich zumindest.

„Naja ich lese nunmal viel und gerne. Oder viel mehr, ich habe mal eine Zeit lang viel und gerne gelesen. Mittlerweile habe ich kaum Zeit mehr dafür."
Eigentlich ist die Frage so einfach, nur die Antwort dafür so schwierig.
Kurz werfe ich einen Blick auf die Uhr  die an der Wand hängt.
Es ist zwar noch früh, aber wir sollten losgehen.
Es fühlt sich komisch an das wir hier so sitzen.
Deswegen stehe ich auf und Jo sieht mich fragend an.

„Wir sollten los." Er nickt verständnisvoll, steht ebenfalls auf und schnappt sich dabei seine Jacke.
Ich gehe vor und versuche nicht komplett auszuflippen das es jetzt losgeht, zur Party der vielen Ecken und Kanten.
Mit zitternden Händen schlüpfe ich in meine dunklen Ballerina.
Während Jo schon fertig an der Tür steht, stehe ich noch vor dem kleinen Spiegel um Flur und richte meine Haare.
„Du siehst gut aus. Wir müssen jetzt." Unerwartet versucht er mich vom Spiegel zu locken. Er verschränkt seine Arme, als ich ihn kurz ansehe, dann wieder zum Spiegel.
Schlussendlich aber bewegen wir uns Richtung Party.

Nervös kralle ich meine Hände in meine kleine Umhängetasche. Wir laufen zur S-Bahnstation um nicht das Stück im Dunkeln laufen zu müssen.
„Bist du nervös?" Fragend deutet Jo mit seinem Kopf auf meine Hände.
Wie peinlich das ist. Eigentlich hat er allen Grund dazu aufgeregt zu sein und nicht ich. Ich weiß wer da sein wird. Aber vielleicht macht es das nur schlimmer.
Ich nicke nur stumm und ignoriere seinen Blick. Er wird sich sicherlich seinen Teil denken.
Zusammen betreten wir den Bahnhof und kleine Gruppierungen warten auf den Zug, es ist ja heute auch Silvester. Viele Leute sind heute unterwegs.
Schnaubend ziehe ich den Mantel enger an meinen Körper. Ich hätte einfach kein Kleid anziehen sollen.
Ohne es mitzubekommen, wird mir eine zusätzliche Jacke auf meine Schultern gelegt. Überrascht sehe ich zu Jo, der nur noch im T-Shirt neben mir steht.
Aufgebracht will ich ihm die Jacke wieder geben, als er den Kopf schüttelt und meine Hände von seiner Jacke nimmt.
„Schon okay. Die Bahn kommt sowieso schon."
Ich starre ihn an, anstatt auf die Bahn zu achten.
Das hat Logan nur selten getan.
Noch völlig perplex folge ich Jo, der in die Bahn steigt und setze mich neben ihn.
Stumm erwische ich mich dabei, wie ich ihn die Fahrt über beobachte wie er die Menschen beobachtet. Seine Augen sind mir nie besonders aufgefallen.
Schnell sehe ich weg, als sein Blick in meine Richtung gleitet.
Wie auffällig bin ich eigentlich?
Als mein Blick in die andere Richtung geht, sehe ich direkt in die Augen einer älteren Dame die mich verschmitzt angrinst und kurz zwinkert.
Oh Gott, hat sie das mitbekommen wie ich Jo angesehen habe?
Ich lächle nur zögerlich zurück und hoffe das die Fahrt gleich vorbei ist.

„Wo wohnt Blair überhaupt?" Werde ich von der Seite gefragt.
Kurz bevor ich Jo's frage beantworte, hält die Bahn.
Ich erhebe mich und antworte „Downtown Manhattan."
Jo nickt und steckt sich seine Hände in die Jackentasche, die ich ihm wiedergegeben habe.
Schniefend verlassen wir den Bahnhof und machen uns still schweigend auf den Weg zu ihre Wohnung.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt