Thirty-five

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Übermüdet reibe ich mir die Augen und sehe mich verwirrt im Zimmer um. Drei Stunden Schlaf reichen definitiv nicht.
Zum Glück habe ich gestern Abend noch mein Handy erhaschen können, welches mich aus meinem Schlaf gerissen hat. Der komische Geschmack in meinem Mund vermischt sich mit meinen Kopfschmerzen. Stöhnend setze ich mich hin und stehe schließlich auf.
Irgendwann muss der Tag ja beginnen. Außerdem kann ich es mir nicht leisten zu spät zu kommen.
Müde betrete ich den Boden und schlendere kopflos in die Küche, damit ich mir einen Kaffe machen kann.
Doch ohne wirklich nachzudenken was ich da tue, erschrecke ich mich zu tiefst, als ich Jo sehe der seelenruhig oberkörperfrei am Tisch sitzt und frühstückt. Für mich hat er sogar mitgedeckt. Verdutzt starre ich ihn an, als käme er von einem anderen Planeten.
Jo lächelt nur und nickt mit seinem Kopf zum Stuhl gegenüber. Eine Aufforderung das ich mich setzen sollte.
Irgendwie habe ich es die ganze Zeit verdrängt das er hier ist.
Warum auch immer.
„Ähm. Warum bist du schon so früh wach?" Unsicher greife ich nach der Marmelade und nach einer Scheibe Brot. Ich wusste gar nicht das ich noch Brot zu Hause hatte.
„Keine Ahnung. Ich konnte nicht mehr schlafen."
Er deutet auf den gedeckten Tisch.
„Also habe ich Frühstück gemacht wie man sieht."
Ich nicke wissend. Das ist auf jeden Fall nicht zu übersehen. Frisch gebrühter Kaffe ist auch auf dem Tisch. Gut, eigentlich könnte ich mich echt dran gewöhne. Nur die Tatsache das er schamlos halbnackt mir gegenüber sitzt, ist vielleicht weniger toll.
„Willst du Kaffe?" Er greift nach der Kanne und nachdem ich genickt habe, kippt er die braune, fast schwarze Flüssigkeit in meine Tasse. Dankbar lächle ich und trinke einen großen, koffeinhaltigen Schluck.
Mit jeder Minute wird die Stimmung lockerer. Wir unterhalten uns über unsere Tagespläne, wobei meiner nur darin besteht zur Arbeit zu gehen. Er geht zurück zur Bar und hilft Owen ein wenig. Außerdem habe ich ihn dazu genötigt sich bei Owen zu entschuldigen.
Hoffentlich hält er sich auch dran.
Anschließend helfe ich ihm dabei den Tisch abzudecken, danach sein Bett wieder abzubauen und gehe selbst anschließend duschen, damit ich richtig starten kann.
Jo wartet noch bis ich fertig bin, damit  wir zusammen loslaufen können. Zügig trockne ich meine Haare ab und föhne sie. Gleichzeitig versuche ich mir die Zähne zu putzen. Schnell werfe ich mir die Klamotten über und schließe die Tür des Bades wieder auf.
Joggend betrete ich das Wohnzimmer und Jo hat wieder sein Handy in der Hand, schreibt schnell eine Nachricht und blickt dann zu mir auf, mustert mich und lächelt mich dann an.
Okay?
Nachdem ich mir den Mantel übergeworfen und die Schuhe angezogen habe, verlassen wir gemeinsam mein kleines Haus.
„Danke nochmal das ich bei dir pennen konnte. Ist echt nicht selbstverständlich."
Ich schließe die Tür ab und folge ihm die Steintreppe hinunter.
Der Mann von Miss Susan holt gerade seine Zeitung aus dem Briefkasten, schaut dabei grimmig zu uns rüber. Ich grinse hingegen und widme mich wieder Jo, der mir direkt in die Augen sieht.
„Kein Ding. Ich hätte dich unmöglich in dem Zustand rauswerfen können."
Anstatt irgendeine Reaktion von sich zu geben, starrt er mich an. Monoton. Ich weiß nur nicht genau was ich davon halten soll.
Er scheint sich aber schnell wieder zu fangen, denn er läuft langsam weiter, während ich noch ein paar Sekunden brauche um mich wieder zu fangen, ihm dann schließlich folge.

Still laufen wir nebeneinander her, aber es ist alles andere als unangenehm. Im Gegenteil. Es fühlt sich gut an mal nichts sagen zu müssen und sich die Gegend mal wirklich anzusehen. Normalerweise renne ich an einem Dienstag morgen durch die Straßen, aber heute habe ich Zeit genug um mit Jo die Umgebung richtig wahrzunehmen. Aber nicht nur mir scheint es so zu gehen. Auch Jo sieht sich aufgeweckt um, die Leute aber auch die Gebäude und das bisschen Natur.
Leider nur kommen wir schon viel zu schnell bei der Bar an. Wir kommen zum halt und stehen uns direkt gegenüber.
„Tja, da sind wir."
Das sind wir? Das kann Jo doch selber erkennen. Innerlich schlage ich mir gehen die Stirn.
Aber Jo scheint es mir nicht allzu krumm zu nehmen. Er nickt.
„Danke nochmal."
Wieder kommt er einen Schritt auf mich zu und drückt mich fest gegen seine harte Brust.
„Kein Problem. Wie gesagt, aber vielleicht solltest du nächstes Mal einfach nicht ganz so viel Alkohol trinken."
Amüsiert haue ich ihm während meiner Predigt gegen seinen Oberarm.
Jo kratzt sich am Hinterkopf, nickt und schmunzelt.
„Ja, ja. Ich weiß es doch selbst.... Mama."
Zwinkernd, öffnet er die Tür der Bar, und schließt sie wieder hinter sich.

Wow, das war mal ein Abgang.

Mama....ernsthaft? Auch ich kann nicht aufhören zu lächeln, mache mich dann aber auch auf den Weg zur Arbeit. Nicht das ich doch noch zu spät komme.

————

„Thema, ich brauche ein Thema."
Seufzend lasse ich meinen Rücken gehen meine Schreibstuhllehne fallen, schließe dabei meine Augen. Neben den ganzen Trubel in letzter Zeit, habe ich ganz vergessen mir ein Thema endlich auszusuchen. Ewig Zeit habe ich nämlich nicht mehr.
Nicht eine Idee schwebt mir im Kopf rum.
Ich bin einfach nicht kreativ genug.

„Kann ich dir helfen?" Barbara lehnt sich zu mir rüber und sieht auf mein leeres DNA 4 Blatt.
Verzweifelt nicke ich, weil ich einfach nicht mehr weiß was ich machen soll.
Mütterlich lächelt sie und rollt mit ihrem Stuhl zu mir runter.
„Mir fällt einfach nichts ein. Herr Collins zählt auf mich. Ich weiß nicht was ich als Thema machen soll. Ob nun Politik oder Erderwärmung. Ich finde einfach nichts passendes."
Seufzend lege ich mein Gesicht auf dem Tisch ab, doch Barbara zieht mich wieder hoch.

„Nicht aufgeben kleines. Ich helfe dir ja?"
Ich nicke dankbar und versuche mich mental zusammenzureißen. Auch wenn ich keine Idee habe, erwartet Mister Collins Leistung. Und diese muss ich erfüllen.
Barbara und ich gehen viele Themen durch.
Ob nun Mode oder Natur. Umweltverschmutzung oder CO2 Abgase in Europa. Ich finde einfach keines davon ansprechend. Täglich liest man sowas, dann muss ich sowas nicht auch noch erbringen.

„Wie wäre es mit der Liebe auf dem ersten Blick, mh? Ein paar Tipps und Geschichte interessieren die Menschen."

Begeistert starre ich Henry an, ein sehr netter, hilfsbereiter, älterer Herr, ebenso ein Kollege von mir.

Begeistert starre ich ihn an. Das ist es.

Die Liebe auf dem ersten Blick. Erfahrung habe ich damit ja auch schon gemacht..

Oder?

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt