Fifty Six

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Jo setzt sich zu mir, während ich damit beschäftigt bin meine Worte in meinem Kopf zu sortieren.
Mein Blick wandert abwechselnd von Jo's dunklem Shirt zu meinem Couchtisch, wo sich immer noch das Buch drauf befindet welches ich mir vor all dem Stress gekauft habe. Zu dem Zeitpunkt als ich dieses Buch das erste Mal in meinen Händen hielt, war mein Leben noch in Ordnung.
Ich bin zwar nicht abergläubisch, aber vielleicht wäre alles anders gekommen, hätte ich mir dieses Buch nicht gekauft.
„Also?" Jo beobachtete mich dabei wie ich gekonnt seinen Blick meide. Natürlich wird seine Neugier immer größer durch mein Verhalten.
„Es... Also es ist nichts schlimmes passiert. Ehrlich nicht."
Er scheint mir nicht zu glauben, denn seine linke Augenbrauen wölbt sich nach oben. Seine Augen Mustern meine. Er weiß genau das etwas nicht stimmt.

Gerade will ich ansetzen was zu sagen, als mein Handy klingelt. Dadurch, dass es weiter weg liegt, kann ich nicht genau sehen wer anruft. Jo sieht auf mein Display und zieht jetzt beide Augenbrauen nach oben.
„Das was dir gerade gewaltig auf der Seele brennt hat nicht zufällig was mit deinem Ex zutun?"
Bedröppelt sehe ich auf meine Hände. Meine Wangen sind ganz warm. Ich nicke.
Jo seufzt. Er weiß was ich wegen Logan durchgemacht hab.

„Soll ich rangehen?"

Mein Blick wird panisch. Ich schüttel den Kopf und reiße ihm mein Handy aus der Hand, womit er soeben den Anruf entgegen nehmen wollte.

„Ich mache einfach mein Handy aus."
Nach meinen Worten folgten Taten. Mein Display ist jetzt schwarz.
„Seit wann habt ihr wieder Kontakt?"
Jo's Stimme ist ruhig. Vermutlich versucht er mir so mitzuteilen das ich ohne Sorge mit ihm reden kann.
„Um ehrlich zu sein erst seit ein paar Tagen. Es hat angefangen, als er hier ein Liebesgeständnis abgelegt hat...."

Und plötzlich platzt alles, was mich die Tage beschäftigt hat, raus. Logans Geständnis, seine Anrufe. Ich kann nicht mehr inne halten.
Jo hingegen hört leise zu und folgt jedes Wort. Ich kann froh sein das ich sojemanden in meinem Leben habe der mir einfach mal zuhört.

„Wer weiß noch davon?"

Niemand. Außer Jo und mir. Und Logan natürlich.

Jo ist sichtlich überrascht darüber das ich mit niemanden sonst drüber gesprochen habe. Der Grund ist vermutlich das ich das ganze Thema nicht an den großen Nagel hängen wollte.

Mittlerweile stehen wir in der Küche.
Ich schütte uns gerade zwei Gläser Sekt ein. Das brauche ich jetzt. Mein Seelensorger sitzt am Tisch und klaut sich eine Weintraube, die ich in einer Schale auf den Tisch platziert habe.
Ich überreiche ihm sein Glas und er stößt mit mir an.

„Magst du Sekt überhaupt?", frage ich als ich mir den gequälten Gesichtsausdruck von Jo nach einem Schluck Sekt  ansehe.
Er wiederum schüttelt den Kopf und muss, so wie ich, lachen. Ich finde es zu süß das er das trinkt, damit ich das nicht alleine machen muss.

„Na super, dann hätte ich die Flasche auch an einem anderen Tag öffnen können", lachend setze ich mich zu ihm.
Jo winkt daraufhin nur ab „Ach was. Ein bisschen Sekt geht doch immer". Erneut nimmt er einen quälenden Schluck.

Aus Minuten werden Stunden und wir lachen uns mittlerweile über jeden Mist den wir reden Tod. Die Zweite Flasche wurde mittlerweile geöffnet. Wir sind auch schon an dem Punkt  angekommen, wo wir aus der Flasche trinken.
Jo's Augen sind blutunterlaufen, sowie meine vermutlich auch. Wer hätte gedacht, dass wir Stunden später besoffen in der Küche sitzen und uns über nervige Rentner im Park unterhalten?

„Warum sind die alten Menschen nicht in der Lage dazu *hicks* Platz zu machen wenn.. Wenn ich vorbei mö-möchte?"
Jo hält seine Hand lachend an die Stirn, während ich theatralisch mit meinen Händen gestikuliere.
Ich weiß selber nicht was ich da rede.

„Ich glaube es ist zu viel Arbeit für die, extra zur Seite zu gehen."
Ich nicke zustimmend. Vermutlich hat Jo recht. Die Alten können das halt nicht mehr so.
Jo sieht auf den Tisch und langsam wandert sein Blick zu meinem Laptop, wo Flyer und Texte für die Arbeit drauf liegen. Sein Lachen verblasst leicht.

„Wie läuft die Arbeit eigentlich?"
Nun sieht er mich wieder an und nimmt einen großen Schluck aus der Flasche.
Mir fällt sein merkwürdiges Verhalten im ersten Moment nicht auf.
„Gut, gut.. Wobei bald ist unsere Weihnachtsfeier und ich habe noch keine Begleitperson. Gehst du mit mir hin?"
Obwohl ich benebelt vom Alkohol bin, weiß ich nicht warum ich das jetzt gesagt hab.
Als ich merke, was ich da gerade gesagt habe, greife ich nach der Flasche und nehme einen Schluck. Wie unangenehm.
Anstatt auf meine Frage zu antworten, greift er nach seinem Handy und schaut wie spät es ist. Wobei, diese Frage hätte ich vermutlich auch genauso wenig beantwortet.

„Verdammt! Schon so spät? Ich muss glaub ich los."
Enttäuscht über diese Aussage nicke ich nur. Obwohl diese Frage von eben total hirnlos war, bin ich irgendwie enttäuscht darüber das er auf einmal gehen möchte.
Ich stehe mit Jo zusammen auf und stelle die Gläser auf die Spüle. Trotzdem ich zwar enttäuscht drüber bin das er schon geht, bin ich froh das er hier gewesen ist.
Meine Schritte folgen den von Jo, welcher zur Tür marschiert.

„Danke für den Sekt."
Ich lehne mich an die Wand und nicke ihm zwinkernd zu.
„Kein Ding, ich weiß doch das du das gerne trinkst."
Er lässt einen kurzen Lacher raus und zeigt dabei seine Grübchen.

„Schade nur um die Flasche die du extra für mich aufgebraucht hast."

Nach dieser Aussage schenkt auch Jo mir sein Zwinkern und verlässt meine Wohnung.

Ich stehe noch einige Minuten an Ort und Stelle, als ich bemerke, dass sein schnelles verschwinden vielleicht was mit meiner Frage zu tun haben könnte.
Habe ich ihn bedrängt? Wird er sich deswegen jetzt nie wieder melden, weil ich ihn in eine unangenehm Situation gebracht habe?
Schnelle schreite ich zur Tür, öffne sie und suche die Straße ab.
Aber Jo ist weg.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt