„Lass ihr Zeit, Schatz." Skeptisch sehe ich um die Ecke und finde die Hand meiner Mutter auf der Schulter ihres neuen 'Lovers'. Tatsächlich sieht er etwas betrübt auf den Boden, aber womit haben die beiden denn bitte gerechnet? Das ich ihm in die Arme springe und mich zutiefst freue, das meine Mutter einen Ersatz für meinen Vater gefunden hat? So wie ich meine Mutter kenne, wird sie nach einem Gespräch mit mir suchen. Auch wenn ich meine Mutter über alles liebe.Das ist wirklich zu viel.
„Ach, ich weiß doch auch nicht."
Traurig zuckt er mit Schultern und holt einen Topf aus einem der Wandschränke.„Soll ich trotzdem bleiben und kochen?"
Innerlich hoffe ich das meine Mutter diese Frage mit 'Nein' beantwortet, aber stattdessen lächelt sie, umarmt ihn und nickt.
„Klar bleibst du. Was sollen wir denn essen wenn du nicht hier bist?"
Er lacht leicht und drückt ihren Kopf fest an seine Brust.
Würde ich die beiden nicht kennen, würde ich sagen das sie süß zusammen sind, aber da sie meine Mutter ist, finde ich es wirklich schamlos und gemein.Wie ein trotziges 13 Järiges Teenager Mädchen laufe ich die Treppen nach oben in mein altes Zimmer.
Es hat sich immer noch nicht mehr verändert.
Damit habe ich aber absolut kein Problem. Meine Tasche stelle ich neben den Schrank. Um das auspacken kümmere ich mich später.
Dafür sieht mein Bett gerade umso gemütlicher aus.
Ich bin noch total erschöpft von der langen Zugfahrt, weshalb ich beschließe mich ein wenig hinzulegen. Langsam kuschel ich mich unter die Decke und schlafe mit dem Gedanken an den neuen meiner Mutter ein.~
Ich weiß nicht wie lange ich den neuen meiner Mutter schon anstarre, aber dadurch das er mir direkt gegenüber sitzt, macht er es mir natürlich nicht leichter.
Seine verschränkt Hände, seine unsicheren Blicke. Mama stand doch sonst auf Männer die selbstsicher sind. Jetzt ist sie mit einem zusammen der sich nicht einmal traut mir in die Augen zu schauen.„Julie, wie war die Fahrt?" Meine Mutter unterbricht meinen Gedankengang. Sie weiß das ich kurz davor bin wieder aufzustehen und in mein Zimmer zu laufen. Es wäre kindisch, aber eine Überlegung wert.
„War okay." Ich wende meinen Blick nicht von ihrem Lover ab.
„Schön." Skeptisch betrachte ich seine Hände, die er unsicher über seine Hose streicht und endlich auch kurz zu mir rüber sieht.
Er quält sich ein Lächeln auf, während ich ihn monoton anstarre.Er schluckt.
Plötzlich steht er auf und geht einfach aus dem Raum. Meine Mutter sieht ihm verwirrt hinter ihm her, schaut zu mir und schüttelt den Kopf.
„Du kannst wenigstens versuchen dich zusammen zu reißen."
Die Enttäuschung in ihren Augen, setzt mir einen Stich in meinem Herzen.
Trotzdem fällt es mir schwer, gut über ihn zu denken.
Auch sie muss mich verstehen.Meine Mutter folgt ihm und lässt mich allein ihm Wohnzimmer sitzen. Vielleicht hätte sie mich doch schlafen lassen sollen. Aber nein, sie wollte sowas wie ein Familiengespräch nur mit einem Familienanteil von 75% führen. Der Rest ist mir fremd.
Seufzend nehme ich die Kaffeetassen die auf dem Tisch stehen und schleiche in die Küche.
Dort steht der Neue mit dem Rücken zu mir gedreht an der Geschirrspülmaschine. Ich gebe mir einen Ruck und stehe zwei Sekunden später hinter ihm und räusper mich.
Sofort dreht er sich um und sieht mich überrascht an. Das einzige was ich nur mache, ist ihm die Tassen hinzuhalten, die er leicht lächelnd annimmt.
Auch ich quäle mir ein verkrampftes Lächeln auf.
Was ich nicht alles für meine Mutter mache.
Vorsichtig stellt er die Tassen rein, während ich die Küche verlasse und auf meine Mutter treffe, die plötzlich hinter der Ecke Richtung Küche steht und mich mit verschränkten Armen angrinst.
„Geht doch."
Sofort nicke ich nur und gehe an ihr vorbei.
Nett zu ihm zu sein, viel mir auch alles andere als leicht.
Ich brauche jetzt kurz mal Ruhe, deswegen laufe ich in mein Zimmer und drücke mir das Kissen auf mein Gesicht.
Wie kann man mir das antun und verlangen das ich den Papa-Ersatz akzeptiere?
Wie kann sie ihn nur ersetzen wollen?
Er konnte auch nichts dafür, dass
dieser bescheuerte Autofahrer ihm die vorfahrt nahm.
Weil das Kissen mir meine Luft etwas wegnimmt, nehme ich es von meinem Gesicht und starre die Decke an.
Mein Kopf, zumindest rede ich es mir ein, ist leer. Nein eigentlich denke ich an meinen Vater zurück, seine Art ein toller Vater gewesen zu sein.
Vielleicht hätte es auch alles anders ausgehen könne.Ring, ring
Sofort greife ich, ohne meine Augen zu öffnen, nach meinem Handy, welches auf dem Nachttisch liegt.
„Hallo?"
Außer einem merkwürdigen Hintergrundgeräusch, höre ich nichts.
Schnell schaue ich nach wer mich anruft.Jo.
„Jo, alles gut?"
Immer noch nichts. Verwundert setze ich mich auf.
Was ist da los?Von unten als wäre es nicht schon genug, ruft meine Mutter.
„Jo, wenn du was sagen willst, dann jetzt weil,.."
„Ich brauche dich."
Ich halte die Luft an. Was hat er gesagt? Er braucht mich?
„Ich brauche deine hilfe."
Statt Herzklopfen und dem Gefühl zu ersticken, bekomme ich das Gefühl eines Magenkrampfes.
Ich dachte wirklich das er nicht meine Hilfe sondern mich brauch.Obwohl. Wo ist da der unterschied.
„Schieß los."
„Wo bist du?" Er hört sich gestresst an. Was ist bloß los?
„Bei meiner Mutter, warum?"
Genervt stöhnt er auf.
„Schon gut ich... Ciao."
Und er hat aufgelegt.
Perplex starre ich auf den leeren Bildschirm. Ist das sein ernst?Bevor ich weiter nachdenken kann, werde ich erneut gerufen.
„Ja ich komme!"
Das Handy lege ich beiseite und gehe aus meinen Zimmer die Treppen hinunter.
Im Flur steht meine Mutter grinsend und sieht mich an.
Wunderlich starre ich zurück, bis sie ein paar Schlüssel hochhält und die schüttelt.
„Komm, wir fahren jetzt zum Frisör."
Wenig begeistert sehe ich erst auf die Autoschlüssel die immer noch an ihrer Hand baumeln und anschließend in ihr grinsendes Gesicht.
Das ist doch nur ein Vorwand um mit mir über die Sache mir ihrem Typen zu quatschen.
Aber weil ich keinen Stress will, nicke ich.Warum auch nicht. Eine Veränderung könnte ich gut vertragen.
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When two lonely hearts meet
RomanceDie Geschichte spielt in der Winterzeit in New York City. Eine Romanze, die unter die Haut geht. Die Naivität der Protagonistin Julie Wyler bringt sie zu einem Menschen, der mehr zu sein scheint, als er es vorgibt, sein Name Jo. Julie ist jung, etwa...