Fourty-one

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Mein Handy vibriert ununterbrochen auf dem Wohnzimmertisch, während ich versuche mich auf den Film der über dem Bildschirm flimmert zu konzentrieren. Seid ungefähr zwei Stunden versucht Blair mich zu erreichen. Davor klingelte sie ein paar mal an der Tür, aber ich sehe es nicht ein ihr aufzumachen. Ich bin einfach noch viel zu enttäuscht und sauer.
Mein Handy will ich nicht ausschalten müssen ich meine es kann sich immer jemand wichtiges melden. Mein Chef oder meine Mutter zum Beispiel, die sich nebenbei schon überraschend lang nicht mehr gemeldet hat.
Sofort kommt mir die Idee sie morgen mal anzurufen. Ich habe schon immer eine gute Beziehung zu meiner Mutter gehabt und ich würde das gerne so beibehalten.
Genervt lege ich mein Handy unter das Sofakissen, weil sie schon wieder versucht mich anzurufen. Ihre Rechnung will ich nicht sehen müssen.
Passend läuft der Abspann des Films und ich schalte den Fernseher aus. Heute Nacht nehme ich das Handy nicht mit an mein Bett, sonst komme ich überhaupt nicht mehr zur Ruhe.
Entschlossen verlasse ich das Wohnzimmer und betrete das Schlafzimmer, wo mein Bett schon nach mir ruft. Auch wenn ich versuche dem Streit von Blair und mir gedanklich aus dem Weg zu gehen, bin ich innerlich unruhig. Ich merke das mich das eigentlich sehr bedrückt, dennoch kann ich das nicht einfach so hinnehmen. Ich meine welche Freundin macht so etwas?
Reagiere ich über? Ich streife mir mein Nachthemd über und lege mich in meine Bettdecke.
Mein Gesicht zeigt zur Decke, während mein Hirn rattert und ratter.
Ich kann nicht aufhören drüber nach zu denken. Ich war aber schon immer so ein Kopfmensch.
Plötzlich erinnere ich mich an Jo's Vorschlag das ich mich bei ihm melden soll, falls was los ist. Dennoch ist es sehr spät und außerdem will ich ihn nicht mit meinen Problemen belasten.
Seufzend finde ich mich mit dem Gedanken ab und kneife die Augen zu, nehme ein Kissen und umarme es. Leider bringt es sehr wenig das ich die Augen zukneife, daher mache ich sie wieder auf. Neben mir schalte ich das Licht an und setze mich auf.
Es ist nach Mitternacht und trotzdem
bin ich hellwach. Wieder schleicht sich der Gedanke das ich Jo anrufen könnte in meinen Kopf. Unsicher kaue ich auf keiner Unterlippe rum und halte es schließlich nicht mehr aus. Mit leeren Kopf laufe ich zurück ins Wohnzimmer und ziehe mein Handy unter dem Kissen hervor.

10 verpasste Anrufe von Blair.

10? Überrascht heben sich meine Augenbrauen in die Höhe, aber ich will bei Jo anrufen und nicht bei ihr.
Langsam scrolle ich die Kontaktliste durch bis sich sein Name in mein Blickfeld vorschiebt. Keine Ahnung wie ich das jetzt angehen soll, aber ich brauche jetzt einfach jemanden mit dem ich reden kann.
Nervös setze ich mich auf das Sofa und drücke auf Anruf.
Meine linke Hand streicht unruhig meinen Oberschenkel, während das wartende tuten meine Aufmerksamkeit hat.
Mittlerweile weiß ich nicht mehr was richtig und falsch ist.

„Julie?"
Eine verschlafene, raue Stimme holt mich aus meinen Gedanken. Sofort werde ich stocksteif und weiß nicht was ich sagen soll.
„Hallo?"
Im Hintergrund raschelt es, klingt wie eine Bettdecke.
„Ja-a.. Hallo."
Endlich hat sich mein Gehirn ein paar Wörter zusammengereiht.
„Erzähle mir was los ist."
Jo klingt nicht mehr müde sondern eher... Besorgt?
Leicht lächle ich bei dem Gedanken, weshalb ich mich im Schneidersitz hinsetze.
„Ich will mich im Moment einfach nur ablenken."
Eine Weile folgt darauf nichts, nur sein atmen ist zu hören.

„Ziehe dir was warmes an. Ich bin in 10 Minuten bei dir."

Bevor ich darauf antworten kann, legt er auf. Geschockt starre ich auf mein Handy und kann es nicht fassen.
Was hat er vor und warum soll ich mich warm anziehen?
Dennoch gewinnt meine Neugier und nach langem hin und her überlegen, stehe ich vor meinem Kleiderschrank und nehme mir einen Kapuzenpullover und eine dunkle Jeans raus. Das sollte reichen wenn ich noch meinen Mantel anziehe.
Im Bad mache ich mir einen Dutt, damit die Haare mir nicht die ganze Zeit ins Gesicht hängen.
Kaum habe ich meinen Mantel angezogen und das Handy in die Tasche gestopft, klingelt es.
Ein letztes Mal richte ich meinen Dutt, bevor ich die Tür öffne und ein mit schneebedeckte Jo lächelnd vor der Tür steht.
„Bist du soweit?"
Ja. Die Frage ist, wofür?
Ich nicke nur, schließe die Tür von außen ab und sehe auf Jo's Hand, die er mir hinhält.
Lächelnd lege ich meine in seine und zusammen gehen wir zu seinem Auto.
Weiß ein Gentleman, hält er mir die Tür auf. Sowas hat Logan früher nie gemacht.
Nachdem er auch eingstiegen ist, macht er zuerst die Klimaanlage an und dann rollt er los.
„Wo fahren wir hin?"
Neugierig sehe ich zu ihm rüber.
Er lächelt nur, sagt aber rein gar nichts.
Das finde ich äußerst unfair, weshalb ich meine Arme wie ein kleines Kind verschränke.
„Vertrau mir einfach."
Eigentlich bin ich bei sowas immer entspannt, aber meine Neugier nimmt meine Persönlichkeit ein.
„Hast du einen Musikwunsch?"
Er spielt am Radio rum. Ich schüttelt Kopf und beobachte seine Hand, die wild am Knopf rumdrückt.
Er stoppt bei einem Song, der eine wunderschöne Melodie von sich preis gibt.
Verzaubert sehe ich aus dem Fenster und lausche der Melodie.

Yes, I understand that every life must end, uh, uh. As we sit alone, I know we must go, uh, uh...

Ohne es selber mitzubekommen, summe ich die Melodie leise mit, tippe mit meinem Zeigefinger gleichzeitig auf meinem Oberschenkel herum.
„Pearl Jam ist meine Lieblingsband. Und das mein Lieblingslied."
Jo sieht konzentriert auf die Straße, während er lächelt und kurz zu mir rübersieht.
Grinsend drehe ich das Radio ein wenig lauter und schließe die Augen. Ich könnte die ganze Nacht so durch die Gegend fahren.
Ich weiß nicht was es ist für ein Gefühl ist, aber ich fühle mich befreit von all dem Schmerz der letzten Wochen. Von Logan, seiner Freundin und Blair.
Die Zeit mit Jo lässt es mich einfach vergessen. Wie auch immer er das schafft.

„Wir sind da."

Mein Blick wandert durch die Frontscheibe auf einen riesen See.
Er stoppt den Wagen.
Es herrscht Stille und beide starren nach vorne auf den See.
„Wollen wir?" Mein Blick wandert zu ihm. Ich nicke und er lächelt, so wie er es immer tut.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt