Nineteen

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Ich drehe den Zettel einmal in meiner Hand um, um zu schauen ob noch eine Botschaft drauf steht, weshalb er mir ausgerechnet seine Nummer hinterlässt. Es ist merkwürdig, aber trotzdem bringt es mich zum schmunzeln. Jo scheint jemand zu sein der schnell seine Nummer an Frauen weitergibt, da bin ich sicherlich nicht die erste.

Mit einem nachdenklichen Kopf lasse ich die verstreuten Klamotten auf meinem Bett so liegen und gehe in den Flur um aus meiner Manteltasche mein Handy rauszuholen, damit ich Jo's Nummer einspeichern kann.
Nacheinander tippe ich die Zahlen ein und drücke schließlich auf <speichern> damit ich ihn als Kontakt habe, sowie es sein Ziel zu sein scheint.

Nachdem ich das erledigt habe, widme ich mich meinem Klamottenhaufen auf dem Bett, damit ich heute nacht drin schlafen kann, ohne das meine Jeanshosen mich dabei stören.
Draußen ist es dunkel geworden, doch mein Kopf arbeitet auf Hochtouren.
Die ganze Zeit, während ich die Sachen wegräumen, schwirrt mir Blairs vorheriger Vorschlag durch den Kopf.
Wenn sie Logan wirklich zur Silvester Party einlädt, dann darf es auf keinen Fall zur Eskalation zwischen uns kommen.
Ich kenne ja nun seinen Trennungsgrund, deshalb wird es mir leicht fallen ihn richtig darauf anzusprechen. Da bin ich sehr optimistisch.
Ich lächle und schiebe die fertig ausgepackte Tasche wieder unter mein Bett. Anschließend lege ich mich seufzend mit dem Rücken auf mein Bett und schließe die Augen.

Das wird meine Chance sein, Logan zurück zu erobern.

Es ist sieben Uhr morgen und ich liege übermüdet in meinem Bett. Gestern Abend habe ich nichts mehr gemacht außer ein bisschen Fernsehen zu schauen und duschen zu gehen.
Meine Augen sehen aus dem Fenster, welches noch mit hoch gerollten Jalousien vor meinem bloßen Auge liegt. Der Himmel ist noch dunkel, was es für mich noch schwerer macht überhaupt aus meinem warmen Bett zu steigen.
Langsam lasse ich die Beine aus dem Bett baumeln und mein Oberkörper hebt sich. Egal wie warm, gemütlich und einladend mein Bett auch ist, muss ich rechtzeitig zur Arbeit erscheinen. Ich kann nicht erneut zu spät kommen.
Mit diesem Gedanken schlüpfe ich in meine Hausschuhe und schlurfe in die Küche. Suchend sehe ich mich nach meinem Müsli um, doch als ich es finde, sind nur noch einzelne Krümel in der Verpackung vorzufinden. Seufzend schmeiße ich die Packung weg und öffne den Kühlschrank um was essbare zu finden.
Lediglich ein paar Eier sind noch dort, weshalb ich mich entscheide Spiegeleier zu machen.
Nachdem ich eine Pfanne rausgekramt und mit ein bisschen Öl eingefettet habe, brate ich die Eier dort drin. Währenddessen suche ich nach meinem Handy, um zu schauen ob Jo mir geschrieben hat.

Tatsächlich habe ich eine neue Nachricht. Lächelnd öffne ich sie und die Bekannte Nummer die mir gestern zugestellt wurde, breitet sich auf meinem Bildschirm aus.

Guten Morgen, Julie. Ich hoffe du findest es nicht so schlimm das ich dir eben mal so meine Nummer geben hatte. Ich dachte das es wichtig ist in Kontakt zu bleiben.

Ich setze mich auf einen Küchenstuhl und ziehe das eine Bein an meine Brust, während ich antworte.

Nein, ganz im Gegenteil. Ich habe mich drüber gefreut. Machst du das eigentlich immer so bei Frauen?

Kichernd lege ich mein Handy auf den Tisch, damit ich mich den fertigen Spiegeleier widmen kann. Mal sehen was der gute Jo darauf antworten wird.
Ich schnappe mir einen Teller und serviere mir selbst das deftige Frühstück. Mit kurrendem Magen fange ich an zu essen, während meine linke Hand nach dem Handy greift und nach einer Antwort schaut.

Na klar, halb New York hat schon meine Nummer, was denkst du denn?
Und du speicherst immer gleich fremde Nummern in dein Handy ein? ;-)

Augenrollend schmunzle ich und nehme noch eine volle Gabel in den Mund und lege die Gabel anschließend zur Seite um zu antworten.

No risk, no fun, richtig?
Ich jedenfalls genieße jetzt mein leckeres Frühstück und freue mich schon auf die Arbeit die nicht früher genug starten könnte :-)

Das der letzte Satz aus reinster Ironie besteht, muss er ja nicht wissen. Doch dumm ist er denke ich nicht.

Ach ja? Was gibt es denn leckeres zu essen? :-)

Ich wundere mich das er nichts auf meinen letzten Satz antwortet, doch auch gestern war er ja nicht begeistert davon das ich Redakteurin bin. Vielleicht hat er ja schon schlechte Erfahrungen mit solchen Menschen gemacht.
Um zu repräsentieren was ich mir heute morgen gezaubert habe, öffne ich die Kamera und mache ein Bild davon. Anschließend gehe ich zurück in den Chat und schicke ihm das Bild.

Ohne einen tiefgründigen Kontext zu hinterlassen, schließe ich den Chat um mich endlich weiter fertig zu machen, damit der Tag so richtig starten kann

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Ohne einen tiefgründigen Kontext zu hinterlassen, schließe ich den Chat um mich endlich weiter fertig zu machen, damit der Tag so richtig starten kann. Doch obwohl, das hat er ja schon längst.

Ein letztes Mal fahre ich mir mit der Hand durch meine blonden Haare und richte die kleine selbstgeschnürte Schleife an meiner Bluse.
Es ist wichtig das man in dieser besonders angesagten Redaktion gut gepflegt und gekleidet aussieht. Mich persönlich stört es nicht, da ich von Natur aus sehr auf mein äußeres achte. Es gibt zwar auch grenzen, doch ich habe kein Problem damit mich hübsch zu kleiden.
Meine Laune heute morgen ist viel besser als die Launen in den vergangen Morgen.
Möglicherweise liegt es daran das ich endlich bald die Chance bekomme mit Logan nochmal ausführlich zu quatschen.
Lächend nicke ich meinem Spiegelbild zu und gehe in den Flur um mir meinen Mantel und meine Stiefeletten anzuziehen.
Schnelle schnappe ich mit dir Tasche um mich schließlich auf den Weg zur arbeit zu machen. Hoffentlich diesmal pünktlich.

Einige Zeit vergeht während ich mit vielen S- und U-Bahnen fahre musste, um endlich anzukommen.
Das große Gebäude breitet sich vor mir aus und grinsend gehe darauf zu. Meine Arbeitsstelle ist alles für mich und das nicht nur im finanziellen Sinne. Ganz im Gegenteil.
Es macht mir sehr Spaß hier zu schreiben und die Leute mit jeweiligen Themen zu unterhalten.
Die Glastür öffnet sich, sobald ich darauf zu gehe.
Im Foyer sind schon welche unterwegs, die entweder telefonieren und sich gegenseitig ihre Artikel zeigen.
Mein Weg führt mich zum Fahrstuhl, damit ich mein Büro noch rechtzeitig erreiche. Die Treppen könnte ich auch nehmen doch ich will gar nicht wissen wie viele Stufen das sind.

„Morgen, Julie." Sandy, die Sekretärin begrüßt mich lächelnd und ich winke ihr nur zu, bis sich die Tür des Fahrstuhl öffnet und ich eintrete.
Im Fahrstuhl ziehe ich mir meinen Mantel aus und schaue auch das meine Bluse nicht zerknittert ist.
Mit einem - pling- öffnet sich die Tür und ich trete aus. Der Teppich Boden dämpft das klackern meiner Stiefeletten. So kann man sozusagen immer hören wie hoch der Absatz eines Schuhs zu sein scheint. Den Mantel drücke ich näher an meinen Körper, als ich wütendes geschimpfe höre.
Abrupt bleibe ich stehen und sehe das das hinter der Tür des Chefs kommen muss.
Mister Colin hat vielleicht gerade eine Gespräch mit einem Kollegen.
Egal wer da sitzt, hoffentlich fällt die Strafe nicht allzu schlimm aus.

„Du verstehst es nicht! Warum bist du bloß so stur?"

Es hat doch gar keiner etwas gesagt. Warum regt er sich so auf. Oder telefoniert er?
Ich fühle mich schlecht den Chef zu belauschen, aber solange mich keiner erwischt wird es wohl auch keine Konsequenzen geben oder?

„Höre mir doch mal zu! Was meinst du eigentlich das es mir Spaß macht das mit anzusehen?"

So wütend habe ich Mister Colin ja noch nie erlebt.
Mit wem redet er bloß da? Und was kann er nicht mehr mit ansehen.

Auf einmal höre ich dumpfe Schritte aus dem Büro und bevor ich rechtzeitig reagieren kann, öffnet sich die Tür des Büros.

Eiskalte blaue Augen sehen mich starr an. Ich schlucke.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt