Meine Füße betreten den Asphalt vor der Bar. Schnee liegt hier schon lange nicht mehr, aber dafür ist die Kälte immer noch vorhanden.
„Komm."
Owen läuft vor mir und scheint selbst nicht die Ruhe selbst zu sein. Seine Hände sind zu Fäusten geballt.
Langsam schnürt sich mir der Hals zu.
Er öffnet die Tür und in der Bar ist nichts los.
Bis auf ein oder zwei Leute ist keiner hier.
Suchend blicke ich durch den leeren Raum und folge unbewusst Owen, der sich besorgt durch die Haare streicht.„Na endlich! Er liegt auf einem der Kartons und will nicht aufstehen."
Eine hübsche junge Frau kommt uns entgegen und zieht Owen, ohne mich zu beachten, an der Hand mit sich mit.
Das einzige was ich mache ist ihnen zu folgen und dem komischen alkoholgeruch aus dem Weg zu gehen.
Ist das vielleicht Owen's Freundin Amanda?
Sie bleibt vor einer Tür stehen und öffnet sie.
„Da."
Sie sieht zu Owen und nun drängle ich mich an den beiden vorbei.
Doch ich wünschte ich hätte das sein gelassen. Mein Herz hört auf zu schlagen und ohne was zu sagen, knie ich mich zu Jo auf den Boden. Seine Augen sind nur halb offen, sein Gesicht ist blass und er murmelt irgendwelche Wörter.
„Was machst du bloß?"
Übereifrig krame ich in meiner Tasche nach einem Taschentuch um seine Mundwinkel vom übergebenen zu befreien.
„Wir müssen ihm doch helfen!"
Panisch und mit Herzrasen starre ich die Brünette und Owen an, die nur dastehen und zusehen.
„Julie es ist nicht das erste mal das er in so einem besoffenen Zustand auf dem Boden liegt."
Entsetzt starre ich erst Owen und dann Jo an. Ist er Alkohol krank? Dann muss er Hilfe bekommen.
Owen kommt auf mich zu und legt seine Hand tröstend auf meine Schulter, während ich Jo mit feuchten Augen ansehe. Auch wenn ich Jo erst vor kurzem kennengelernt habe, geht es mir sehr nah in was für einem Zustand er sich gerade befindet.
„Das einzige was du jetzt für ihn tun kannst ist für ihn dazu sein. Er hat nicht umsonst deinen Namen gesagt."
Blinzelnd sehe ich zu Owen auf, der mir leicht zu lächelt, auf die Brünette zu geht und ihre Hand nimmt. Schließlich schließt er hinter sich die Tür.
Mein Blick wandert wieder zu Jo.
Seine Hand liegt neben meinem Oberschenkel. Soll ich sie nehmen? Ich meine vor kurzem hätten wir uns fast geküsst.
Außerdem muss ich ihm jetzt helfen.
Langsam umschließen meine kleinen Finger seine große Hand. Trotz seines Zustandes sind seine Hände wohlig warm.
Das einzige was stört ist der harte Karton unter meinem Gesäß, also lege ich meinen Mantel darauf damit es für mich weicher ist.
Wieder sehe ich in sein Gesicht, bis sich seine Augenlider langsam öffnen, nicht ganz, aber etwas.
„Was ist los?" nuschelt er, als wäre er eben aus einem Tiefschlaf aufgewacht. Er riecht stark nach Alkohol.
Ich sage nichts, weil ich nicht weiß wie er reagiert. Seine Hand lasse ich sofort los, weshalb er verwirrt erst meine und dann seine Hand anschaut. Seine Augen wandern nach oben in mein Gesicht.
Mein Atem hält an. Was wird jetzt passieren?
Mit leerem Blick sieht er mich an ohne ein sterbenswörtchen zu sagen.„Ich ähm- ich... Hi," ich versuche ein ehrliches Lächeln rauszudrücken. Leicht zieht sich sein einer Winkel nach oben.
Plötzlich versucht er sich aufzuraffen weshalb ich schreckhaft zur Seite rücke. Jo stoppt seine Bewegungen. Sein leerer Blick fliegt auf den Boden.
„Hast du Angst vor mir?"
Ich sage nichts, sondern beobachte seine zusammengezogenen Augenbrauen.
„Nein."
Ich habe wirklich keine Angst vor ihm.
„Warte."
Ich helfe ihm sich am Regal hochzuziehen. Sofort zieht er die Luft ein und hält sich den Kopf.
„Shit."
Ich sage nichts dazu, denn den Schmerz hat er selbst zu verantworten.
Taumelig versucht er sein Gleichgewicht wieder herzustellen.
Dabei ungreift er mit seiner Hand meinen Arm.
„Scheiße... Das ist so peinlich." Er lacht langsam und legt seine Hand auf sein Gesicht.
Ich versuche daraufhin einen kurzen Lacher auszustoßen, doch wirklich echt klingt das nicht.
Auf einmal kippt er leicht zur Seite, woraufhin ich versuche ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
„Jo.. Das.. Geht so... Nicht." Meine Hände drücken ihn an der Brust zurück.
Plötzlich hört er auf Geräusche von sich zu geben und sieht mich an.
Seine Augen sind blutunterlaufen, meine blauen versuchen zu entziffern was los ist.„Danke das du da bist."
Er legt seine Arme um meinen Oberkörper und drückt fest zu. Mir ist es kaum möglich zu atmen.
„Danke, Julie."Ich lege meine Hände jetzt auch auf seinen Rücken. Seine Muskeln spüre ich durch sein Sweatshirt. Langsam fahren meine Finger über den dünnen Stoff. Ein angenehmes stöhnen kommt aus Jo's Mund.
Ich denke er ist sich selbst nicht im klaren was für Geräusche er von sich gibt.
Langsam schließe ich meine Augen, denn ich genieße den Moment. Nur die kleine Lampe die von der Decke baumelt, schenkt uns Licht. Ich könnte ewig so weiter machen. Und Jo scheint es auch zu gefallen, denn jetzt fängt er an meinen Rücken auf und ab zu streicheln.
Das fühlt sich schön an.„Stören wir?" Die Tür wird aufgemacht und Owen steckt amüsiert seinen Kopf in den Raum. Hinter ihm höre ich das gekichere von Amanda.
Ich drücke Jo von mir weg, sodass er nur monoton zu Owen starrt der immer noch grinst.
Ich hebe während dessen mit hochrotem Kopf meinen Mantel vom Boden auf.
Gott, ist das peinlich.
Wie muss das ausgesehen haben wie wir uns hier gegenseitig streicheln.Jo taumelt langsam an Owen vorbei und rempelt ihn dabei an.
Doch Owen selbst grinst nur und sieht mir dabei zu, wie mich mir meinen Mantel überwerfe.„Tja ich muss dann auch."
Lächelnd will ich an Owen vorbeigehen, als er mir noch zuflüstert „Danke."
Ich nicke ihm zu, verabschiede mich von Amanda und gehe gerade Wegs zum Ausgang.
An der Bar sitzt Jo, der sich eine Kopfschmerztablette einwirft und mir kurz zulächelt, als ich an ihm vorbeigehe.
„Tschüss Julie," höre ich noch, bevor ich aus der Bar in die Stadt zurückgehe.
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When two lonely hearts meet
RomanceDie Geschichte spielt in der Winterzeit in New York City. Eine Romanze, die unter die Haut geht. Die Naivität der Protagonistin Julie Wyler bringt sie zu einem Menschen, der mehr zu sein scheint, als er es vorgibt, sein Name Jo. Julie ist jung, etwa...