Fifty Seven

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Die ganze Nacht habe ich kein Auge zubekommen.
Ich habe vor dem schlafen gehen Jo noch eine Nachricht hinterlassen in der stand 'Ist alles in Ordnung?'.
Geantwortet hat er noch nicht.
Auch nicht am nächsten Morgen, als ich nachdem ich wachgeworden bin, gleich nach meinem Handy gegriffen habe. Enttäuscht seufzte ich und starre an die Decke.
Ich bin sogar ohne Wecker aufgewacht, weil ich einfach einen sehr leichten Schlaf hatte. Müde und enttäuscht darüber das Jo sich schon wieder nicht meldet, gehe ich mit langsamen Schritten ins Badezimmer, wo ich erst Dusche und mich anschließend leicht schminke.

Heute habe ich das mit meinem zombieartigen Auftreten wirklich nötig. Immer wieder schaue ich auf mein Handy, aber eine Antwort habe ich immer noch nicht erhalten. Nachdem ich meine Zähne geuptzt habe, laufe ich in die Küche und schnappe mir etwas zu essen und zu trinken für die Arbeit.
Vielleicht sollte ich Jo auch besuchen und ihn direkt konfrontieren. Aber ich habe Angst, dass ich die Situation dadurch nur noch mehr verschlimmern würde. Fertig bekleidet laufe ich aus der Haustür und begebe mich in das Getümmel. Hoffentlich regelt sich die Situation von selbst.

~~~~~~

In zwei Wochen ist die Weihnachtsfeier und so langsam steigt der Druck bezüglich der Vorbereitungen. Besonders bei Devon ist dies zu merken. Immer wieder läuft er durchs das Büro, dann zu mir, anschließend zu Mr. Collin und dann wieder zu mir. So geht es schon den ganzen Tag. Ich weiß zwar nicht, was er damit bewirken will, aber ich hoffe ihm ist bewusst, dass wir noch etwas Zeit haben. Zwar recherchiere ich auch nach Dekoartikeln die wir bestellen können, aber nicht den ganzen Arbeitstag über.
Immerhin haben wir jetzt ein Catering bestellt und Einladungen verschickt.
~~~
„Dann bis Morgen, Julie!" Devon winkt mir zu und verlässt das Büro. Genervt haue ich meine Stirn auf die Arbeitsplatte, als er aus meinem Sichtfeld verschwunden ist. Barbara lacht amüsiert und zieht sich ihre Jacke über.
„Naja immerhin habt ihr ein Catering organisiert bekommen."  Ich sehe zu ihr auf und nicke. Das stimmt schon, aber Devon hat die Fähigkeit mich manchmal echt in den Wahnsinn zu treiben.
„Dann bis morgen." Auch Barbara verlässt das Büro. Nur noch einzelne Leute wollen noch Überstunden machen.
Gerade ziehe ich meinen Mantel über, als sich jemand neben mich stellt.
„Mrs. Wyler, kann ich Sie kurz sprechen?" Mr. Collin sieht mich mit seinen kalten, eisblauen Augen an. Eingeschüchtert nicke ich, schnappe meine Taschen und folge ihm in sein Büro. Irgendwie habe ich Angst das ich jetzt arbeitslos bin, obwohl ich ja nichts verbrochen habe.
Er schließt die Tür und bittet mich, mich hinzusetzen.

„Also Mrs. Wyler. Sie haben mir doch vor längerem Ihren Artikel zukommen lassen, ja?"
Ich nicke nur und merke wie sich mein Magen einmal umdreht. Betsimmt war der mehr als schlecht verfasst. Vielleicht bin ich ja doch gleich arbeitslos, weil er merkt, dass ich nicht für diesen Berufszweig geeignet bin.

„Nun ja, der Artikel kam mehr als gut an, Mrs. Wyler. Ich habe ein Interview für Sie organisiert bekommen mit einem Forscher der sich mit dem Gehirn eines Menschen und dessen Emotionen auseinandersetzt. Dieses Interview haben wir vor als Hauptthema in unserem Magazin zu veröffentlichen."
Mein Herz hat ein Aussetzer. Wie? Hauptthema? Freudig fange ich an blöd zu grinsen und meine Hände streiche ich über meine Oberschenkel.
„J-ja, gerne mache ich das." Nicken übergibt mir Mr. Collin die Visitenkarte des Forschers, den ich bis in vier Wochen Interview haben soll.
Grinsend und mich bedankend, verlasse ich das Büro.
Endlich passiert heute mal etwas gutes.
~~~

Draußen ist es eise kalt, dabei haben wir doch fast Frühling.
Dafür ist es aber nicht mehr so dunkel um diese Uhrzeit. Einige Taxis, Menschen und Busse sind unterwegs. Mein Ziel ist allerdings die Wärme um meine kalten Hände aufzuwärmen. Dieser Gedanke wird aber von der einen bis zur nächsten Sekunden zerstört, als ich bemerke, dass die Bar sich direkt in meinem Sichtfeld befindet.
Soll ich oder soll ich nicht?
Unsicher Blicke ich abwechselnd von meinem Nachhauseweg wieder zur Bar. Ich schließe meine Augen und meine Füße tragen mich instinktiv zur Bar.
Ich überdenke es jetzt nicht sondern ziehe es durch. Ich muss einfach mit Jo sprechen.

Die knarrende Tür wird geöffnet und ein junger Herr hält sie mir auf. Dankend flitze ich an ihm vorbei in die warme Bar hinein.
Drinnen ist einiges los. Es ist auch 20 Uhr.
Owen entdeckt mich und zieht nach oben „Falls du Jo suchst, er ist auf den Dach."
Auf dem Dach? Unsicher nicke ich und gehe hinter die Bar in den Flur, wo man auch den Hintereingang nutzen kann. Draußen führt eine Eisenleite zum Dach. Die Stufen sind leicht rutschig aber ich muss das jetzt durchziehen.
Je höher ich komme, desto kälter wird es.

Ich komme dem Dach näher und klettere über die kleine Mauer.
Auf den Dach starre ich auf die große Fläche. Okay, es ist schon ziemlich cool hier.
Ich muss Jo finden.
Meine Füße tragen mich über das gesamte Dach.
Irgendwo muss er ja sein.
Auf eimla höre ich leise Musik. Hinter dem Schornstein! Da muss er sein.
Ich schaue um die Ecke und dort sitzt er nur, angelehnt an dem Schornstein mit geschlossenen Augen und Kopfhörer in seinem Ohren. Eine Decke ist über seine Beine gelegt. Außerdem trägt er eine schwarze Mütze und seinen dunklen Mantel.
Vielleicht solle ich ihn doch nicht stören. Langsam drehe ich mich um. Ich merke nur nicht, dass hinter mir eine leere Bierdose steht. Es klirrt. Ich zucke zusammen. Hoffentlich hat er nichts bemerkt.

Ich drehe mich wieder um und will loslaufen, als eine große Hand mein Handgelenk umschlingt.

„Julie?"

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt