„Danke, schönen Tag noch."
Ich nehme die Brötchentüte in meine Hand und schlender aus der Bäckerei.
Heute habe ich mir vor genommen Zeit für mich selber in Anspruch zu nehmen. Zeit, damit ich alles was gestern passiert war vielleicht sogar vergessen könnte.
Der Schnee draußen ist so gut wie weggeschmolzen. Die Sonne scheint und es ist gut zu wissen das ich den Abend gestern unbeschadet überstanden habe.
Wäre Jo nicht dagewesen, wäre es alles vielleicht ganz anders ausgegangen.
Er ist mir jetzt schon sehr ans Herz gewachsen.
Meine Begierde strebt danach meinen Kleiderschrank mal wieder neu zu befüllen. Das habe ich schon nicht mehr gemacht seit Logan und ich noch zusammen waren.
Meine Füße tragen mich in irgendeinen Laden, während ich das angebissene Brötchen in die Tüte zurückstopfe.
Es tut gut mal wieder Zeit für sich selbst zu haben. Trotzdem denke ich ist es besser mich nachher noch bei Jo zu bedanken. Persönlich.
„Kann ich Ihnen helfen?"
Eine junge Verkäuferin steht mir plötzlich gegenüber und grinst mich an.
„Ähm, nein danke. Ich schaue erst einmal."
Sie nickt freundlich und lässt mich wieder allein hier stehen.
Suchend gehe ich erst zu den Kleidern, wo ich mir ein paar raussuche die vielleicht ganz hübsch sind. Dann noch ein paar Hosen, ein paar Blusen und Pullover. Sogar eine neue Jacke fliegt mir ins Auge.
Das werde ich anprobieren.
Zügig suche ich mir eine freie Umkleide und entledige mich meiner Kleidung, damit ich die neuen Sachen anprobieren kann.
Das erste, rote Kleid mit den Blumen drauf gefällt mir zwar, aber ich bezweifle das ich das Kleid im Frühling schon tragen kann. Trotzdem liegt es in meiner engeren Auswahl.
Der beige Pullover aus Wolle gefällt mir sehr und ich werde mir ihn defenitiv kaufen. Zwei Hosen suche ich mir raus die ich mir kaufe und eine Bluse.
Zufrieden ziehe ich mich wieder um und trete aus der Kabine, damit ich meine Nachfolgerin reinlassen kann.
„Oh sorry."
Ich stoße gegen sie und verliere meine Sachen aus der Hand.
„Ja, man sollte schon hinsehen wo man hinläuft."
Die rothaarige verschwindet genervt in der Umkleide und ich wundere mich mal wieder wie unfreundlich menschen sein können.
Während ich kurze Zeit danach an der Kasse bezahle, häufen sich meine Gedanken was ich jetzt machen könnte.
Ich könnte was essen gehen. Oder nach Hause. Oder zu Jo.
Fürs letztere entscheide ich mich, auch wenn sie zu haben, darf ich bestimmt kurz vorbeischauen und Hallo sagen.
Entschlossen bedanke ich mich bei der Kassiererin und nehme die Klamottentüte in meine Hand.
Mit schnellen Schritten überquere ich draußen angekommen die Straße und gehe zusammen mit anderen passanten über den Zebrastreifen.
Freudig fängt mein Bauch an zu kribbeln. Ich freue mich schlichtweg Jo wieder zu sehen. Kann man schon sagen das wir befreundet sind?Ich biege ab und sehe vor meinem bloßen Auge die Bar und steuere direkt darauf zu. Hoffentlich macht mir jemand auf wenn ich klopfe.
Nervös bewegt sich meine Hand Richtung Tür und ich fange an gegen das Holz zu klopfen.
Hinter der Tür höre ich Owen's stimme die aufgebracht quer herumbrüllt „Man, was wollen die denn immer!"
Mit einem gereizten Gesichtsausdruck öffnet er die Tür, lächelt aber als er sieht das ich es bin.
„Hey Julie, komm doch rein. Ich dachte schon die Bettler fangen wieder an hier vor der Öffnungszeit hier anzuklopfen. Passiert öfters."
Owen tritt einen Schritt zur Seite, damit ich rein kann.
„Nächstes Mal kannst du auch wenn du vor 18 Uhr hier her willst durch den hintereingang kommen."
Er führt mir zur Theke und ich setze mich auf einen der Hocker, lege meine Jacke und meine Tasche beiseite.
„Durst? Hunger?"
Owen kramt eine Orangenschorle aus dem Kühlschrank und schenkt uns beide was ein, ohne auf meine Antwort zu warten. Mein Blick jedoch fliegt durch die Bar.
Wo ist Jo?
Er schiebt mir das Glas zu und trinkt den ersten Schluck. Dankbar lächle ich und trinke auch einen Schluck. Der Geschmack breitet sich explosiv in meinem Mund aus.
„Was treibt dich hier her, ausgerechnet an Neujahr?"
Neugierig kommt er zu mir rüber und setzt sich auf den Hocker neben mir, sodass sich unsere Knie fast berühren.
Soll ich ihm sagen das ich eigentlich nur mit Jo reden wollte?
Aber er würde es sicherlich wieder falsch verstehen.
„Ich... Mir war langweilig."
Owen glaubt es mir sofort und nickt.
„Du bist immer willkommen."
Sein Blick gleitet an mir vorbei und ich höre hinter mir die Tür Knarren.
Freudig drehe ich mich um und es ist Jo, der nicht wirklich ausgelassen aussieht.
Nein er sieht niedergeschlagen aus. Vielleicht war es doch eine blöde Idee hierherzukommen.
„Jo, was ist los?"
Von Owen sehe ich wieder zu Jo der schulterzuckend an uns vorbeiläuft ohne mich auch nur anzusehen. Hat er eigentlich mitbekommen das ich da bin?
„Entschuldige mich kurz."
Owen steht auf und folgt Jo, der im Flur verschwindet.
Ich währenddessen überlege ob es nicht besser wäre wenn ich gehe. Jo scheint es nicht sonderlich gut zu gehen.
Schnell trinke ich mein Glas aus und ziehe meine Jacke an, lege mir die Tasche um.
„Owen? Ich gehe los!"
Keine Antwort. Unsicher sehe ich zur Tür und in den Flur.
Was ist wenn ich da jetzt hingehe, und was höre was ich nicht hören soll?
Aber ich kann nicht einfach so gehen ohne bescheid zu sagen. Das ist so ein Ding der Höflichkeit.
„Owen? Ich gehe jetzt."
Wieder nichts.
Unsicher mache ich die ersten Schritte Richtung Flur.
„Owen? Wo bist du?"
Meine Stimme hört sich an wie ein geflüster.
„Ich gehe... Ey!"
Erschrocken laufe ich auf Owen und Jo zu, die sich weiter hinten im Flur rangeln.
Was ist hier los?
Jo hält Owen am Kragen und drückt ihn an die Wand. Was ist bloß in ihn gefahren?
„Jo! Stop!" Er will Owen gerade ins Gesicht schlagen, als ich ihn ruckartig von ihm wegziehe.
Owen stütze sich an seinen Knien ab und versucht sich zu beruhigen. Ich wiederum versuche den aufgebrachten Jo zu beruhigen, in dem ich meine Hände an seine Wange lehne und ihm in die Augen starre. Wütend sieht er noch zu Owen rüber, als sein Blick zu mir gleitet. Sein Atem beruhigt sich und seine Falte zwischen den Augenbrauen verschwindet.
„Komm runter, okay?"Was ist hier bloß eben passiert?
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When two lonely hearts meet
RomanceDie Geschichte spielt in der Winterzeit in New York City. Eine Romanze, die unter die Haut geht. Die Naivität der Protagonistin Julie Wyler bringt sie zu einem Menschen, der mehr zu sein scheint, als er es vorgibt, sein Name Jo. Julie ist jung, etwa...