Twelve

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Anstatt das die Zeit wie im Fluge vergeht, schreitet sie sehr langsam voran. Wie gebannt starre ich auf die holzige Theke, wessen Konturen schon sehr benutzt aussehen.
Am liebsten will ich abhauen, doch das kann ich nicht machen. Meine innere Moral lässt das nicht zu.

Jo packt noch ein paar letzte Flaschen ins Regal. Immer wieder versuche ich ein Wort rauszubekommen, doch entweder vergesse ich was ich sagen wollte oder finde meine Aussagen sinnlos. Ich traue mich ja nicht mal mein Handy aus der Tasche zu holen.
Unruhig rutsche ich auf dem Hocker hin und her.

„Hast du den Kater gestern gut überstanden?"

Überrascht sehe ich hinauf zu Jo, der mir zwar den Rücken zudreht, doch mir diese Frage stellt.

„Äh, ich denke schon. Immerhin habe ich keine Kopfschmerzen." Eine peinliche Lache folgt und ich verknote meine Hände miteinander.
Jo selbst nickt und stellt die letzte Flasche ins Regal, bevor er sich zu mir dreht. Überfordert starre ich ihn an.
„Sei froh, manche haben Tage lang einen Kater wenn sie keinen Alkohol vertragen."
Ich nicke. Zwar mit einem komischen grinsen auf dem Gesicht, aber ich nicke.
Jo dreht sich zu einem Regal, woraus er sich zwei Gläser nimmt und sie vor mir hinstellt.

„Durst?"

Erneut nicke ich und er nimmt eine Flasche Cola um uns was einzuschenken.
Präzise lässt er das dunkle Getränk in das Glas fließen.

„Es tut mir leid," platzt es aus mir heraus, ohne Vorahnung was als nächstes passieren wird.
Da hat mein Mund schneller gearbeitet als mein Verstand.
Verwirrt sieht Jo zu mir und dreht die Flasche zu, die er auf die Theke stellt.

„Was tut du leid?" Seine Augenbrauen kräuseln sich und seine Hand umfasst das in seiner Hand klein wirkende Glas.
Ich überlege was ich als nächstes sage, doch lasse wieder meinen Mund zuerst arbeiten.

„Das ich dich gestern so blöd angemacht habe. Sonst bin ich nicht so, ehrlich!"
Nachdenklich trinkt er einen Schluck aus dem Glas, sieht mich währenddessen an.
Ich hingegen starre mit einen panischen Blick zurück, auf jeden Fall bin ich im Moment alles andere als entspannt.
Plötzlich lacht er leicht und stellt das Glas wieder vor sich.

„Natürlich verzeihe ich dir! Du hattest Alkohol im Blut, ich denke da kann ich hinweg sehen."

Dankbar lächle ich und nehme das erstmal einen Schluck aus dem Glas.
Es fühlt sich an, als wäre mir ein riesen Stein vom Herzen gefallen. Sofort entspannt sich mein Körper.

„Hast du echt geglaubt das ich sauer bin? Warum sollte ich?"
Kurz zucke ich mit Schultern, weil ich keine Ahnung habe was ich sagen soll.
Meine Freude, das er mir verziehen hat, ist einfach zu groß. Außerdem hat er recht. Das Alkohol hat gestern aus mir gesprochen.

„Keine Ahnung." Skeptisch sieht er mich an und begutachtet dann seine Hände die erneut das Glas umfassen.
Nachdenklich beobachte ich seine Augen, die seine Hände anschauen.

Auf einmal wird mir bewusst, dass ich ja auch noch mit dem Zug fahren soll. Ich schiebe meinen Mantelärmel nach oben und schaue auf die Uhr.

Geschockt starre ich auf das Ziffernblatt und springe auf.

„Ich muss los!"

Erschrocken sieht Jo mich an. Sein Blick sieht so als, hätte ich einen an der Schüssel. Es wirkt jedenfalls so.

„Wohin?"

Mit der Hand zeige ich in irgendeine Richtung. Mein Atem habe ich gerade noch zu unter Kontrolle.

„Zum Bahnhof!"

Ich bin so voller Adrenalin, dass ich nicht einmal mit komme, das er auf mich zu kommt und einen Autoschlüssel vor meinem Gesicht baumeln lässt.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt