Fourty Seven

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Der dampfende Kakao vor meiner Nase umhüllt den einzigartigen Duft der Schokolade.
Die Wolldecke, die ich über meine Beine gelegt habe, schmiegt sich perfekt an meinen Körper, doch mein Blick liegt auf meinem neuen Buch, was ich mir vor Wochen gekauft habe. Es ist Zeit endlich weiter zu lesen nach all der Aufregung die ich hatte bzw. noch habe.
Jo geht mir trotz der gemütlichen Atmosphäre und dem prasselden Regen draußen nicht aus dem Kopf.
So, wie ich ihn heute erlebt habe, habe ich ihn nie eingeschätzt.
Er wirkte für mich immer so normal und vernünftig, aber anscheinend ist er das nicht. Enttäuscht seufze ich und schlage die nächste Seite auf.
Der heiße kakao fließt abundzu meinen Hals hinunter und wärmt meinen Körper.
Was habe ich mir nur dabei gedacht zurück zu fahren, nur um jemanden zu helfen den ich nicht einmal richtig kenne?
Mein Blick gleitet aus dem Fenster.
Was mache ich nur?

Ding. Dong.

Verwundert lege ich mein Buch zur Seite und laufe langsam zur Haustür.
Wer macht sich die Mühe und besucht mich bei diesem Wetter?
Hoffentlich nicht meine nette Nachbarn schon wieder.
Es klopft wie wild an der Tür.
Was zur Hölle soll das?
Schnell schließe ich die Tür auf und eine weinende Brünette fällt in die Tür rein.
Ich stehe entsetzt vor ihr und sehe auf sie herab.
Was will sie?
Langsam ziehe ich sie in die Wohnung, warum auch immer ich das tue, dann mache ich hinter ihr die Tür zu.
Ich sage nichts sondern sehe sie mit verschränkten Armen an.
Ich Blick wandert vom Boden zu mir.
Ihre Augen sind blutunterlaufen.
Sofort löst sich meine angespannte Haltung und ich knie mich zu ihr runter.
Ohne etwas zu sagen sehen wir uns an.
„Es tut mir leid, Julie. Alles."
Sie zittert und ich weiß nicht wie ich reagieren soll.
Einerseits habe ich Mitleid aber andererseits bin ich immer noch misstrauisch und enttäuscht.
„Ich vermisse dich und unsere Gespräche. Unsere Filmeabende und vor allem dich als Freundin."
Ich seufze. Was soll ich jetzt machen? Langsam erhebe ich mich und sehe ihr dabei zu, wie sie auch langsam aufsteht.
Etwas ängstlich sieht sie mich an.
„Lust auf einen Kakao?"
Sie nickt eifrig und ich erkenne Erleichterung in ihren Augen.
Ich will sie erst zur Rede stellen, bevor ich ihr auf irgendeine Art und Weise verzeihe.

Langsam schenke ich ihr ihren Kakao in die Tasse ein und noch etwas in meine. Sie beobachtet mich dabei und verknotet unsicher ihre Finger.
Ich selbst versuche ruhig zu bleiben.

„Also..." Ich sehe sie an, während sie eifrig einen großen schluck von ihrem Kakao nimmt. Ihre langen braunen Haare streicht sie hinter ihr Ohr. Nachdenklich stellt sie ihre Tasse auf den Couchtisch und sucht nach dem richtigen Wort.
Ich tippe ungeduldig am Henkel der Tasse herum, streiche mir durch mein blondes Haar.
„Dir steht die neue Frisur."
Sie lächelt verkrampft und hofft das ich ihr auch ein Lächeln zurückschenke, aber ich bin noch zu misstrauisch.
„Danke." Ich sehe auf die braune, dampfenden Flüssigkeit.
Wieder herrscht Stille.
Jetzt sehe ich ihr in die Augen und versuche ihr zu signalisieren das sie sagen soll was sache ist.

„Ähm... Das Treffen mit... Du weißt schon wen... Das war nur weil ich mich gut mit ihr verstehe."
Ungläubig ziehe ich meine braue nach oben. Ist das ihr ernst? Blair und ich sind uns vom Typ her total ähnlich und ich mag Logans neue überhaupt nicht. Und sie kommt mit ihr klar?
„Ich wollte dich damit nicht verletzen."
Traurig sieht sie mich an. Mein Magen zieht sich augenblicklich zusammen.
„Ich.. Ich wusste nicht... Weißt du wie sich das anfühlt? Ich fühlte mich total verraten."
Jetzt Rollen die ersten Tränen mir über die Wangen.
Es muss jetzt raus. Blair soll sehen wie mich das mitgenommen hat.
Vorsichtig rutscht sie zu mir rüber und ohne das ich es richtig mitbekomme, umarmt sie mich.
Die umarmung tut gut und ich erwidere sie.
„Es tut mir so leid."
Jetzt weinen wir beide. Ein Stein fällt mir vom Herzen.
Ich denke das ich bereit bin ihr zu verzeihen, denn ich glaube ihr. Ich kann es ihr nicht verbieten sich mit Natascha zu treffen.
Langsam lösen wir uns. Ich streiche mir die Tränen weg.
Beschämt lache „Sorry, das musste einfach raus."
Sie nimmt meine freie Hand und lächelt mir warm zu.
„Entschuldige dich nicht dafür. Du hattest einen guten Grund dazu."
Auch Blair sieht fertig aus.
„Ich gehe kurz ein paar Tücher holen."
Blair nickt und ich löse mich vom Sofa. Meine Beine fühlen sich an wie Wackelpudding.
Das ist immer so wenn ich emotional aufgelöst bin.
Im Bad krame ich im Wandschrank nach ein paar Taschentücher, die ich mit ins Wohnzimmer nehme.
Endlich finde ich eine Packung und nehme sie mit zurück ins Wohnzimmer. Blair hockt am DVD Schrank, dreht sich als sie mich hört zu mir um.
„Lust auf einen Film?" Sie hält eine Liebesschnulze in die Luft und ich nicke „Gern."

Eine halbe Stunde später sitzen wir eingekuschelt auf dem Sofa und hören den Protagonisten gespannt zu. Lustig ist das ich heute morgen Blair nicht mal in meine Wohnung gelassen hätte und jetzt? Jetzt sitzen wir gemeinsam hier und schauen einen Film.

Denn sie ist und bleibt meine beste Freundin.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt