Thirteen

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Augenrollend drehe ich mich wieder zurück und gehe auf eine silberne Bank zu, auf die ich mich schließlich mit verschränkten Armen setze.

Soll er doch merken, wie sehr mich das getroffen hat.

Jo steht an Ort und Stelle, sieht mich ohne seine Mimik zu verändern an.
Ich wiederum schaue gerade aus, auf ein paar Kinder, die fangen spielen, während ihre Eltern versuchen sie zu beruhigen.

Wann kommt denn endlich mein Zug?

Meine Fingerspitzen werden kalt und ich verstecke sie im Ärmel meines Mantels.

„Na schön, wenn du mir nicht glaubst, dann beweise ich es dir. In zwei Sekunden wirst du nicht mehr sauer sein."
Krampfhaft sehe ich nicht zu ihm rüber, erkenne nur im Augenwinkel, das er zu jemanden hin geht.
Jetzt packt mich die Neugier und ich schaue doch zu ihm.

Jo steht vor einem Mützen tragenden Jugendlichen, der gerade an seiner Zigarette zieht und sein Handy wegpackt.

Was hat Jo jetzt vor?

Entsetzt halte ich mir die Hand vor den Mund als ich sehe das Jo dem Fremden einfach die Zigarette aus dem Mund zieht und sie mit seinen Füßen zertritt.

„Du weißt schon das Rauchen ungesund ist, oder? Ich denke du hast keine Lust krank zu werden."

Als wäre es das normalste der Welt steht Jo vor ihm und sieht ihm ins Gesicht. Jo ist um einiges größer als der Typ.

„Tickst du nicht mehr ganz sauber?"
Aufgebracht schubst der Fremde, Jo leicht nach hinten, der hingegen nur lachend den Kopf schüttelt.

„Das sollte ich eher dich fragen oder bin ich der, der sich freiwillig vergiftet?"

Tatsächlich muss ich leicht lachen. Das ist so absurd was Jo da treibt, aber die Reaktion des Typen ist so unterhaltend. Jetzt fehlt nur noch Popcorn und ein Kinosessel.

Im Hintergrund höre ich die Sprechanlage, wie sie in einer weiblichen Stimme ankündigt das in jedem Moment mein Zug eintrifft.
Doch das Geschehen neben mir ist viel interessanter.

„Verpiss dich einfach, du Vollidiot," droht der Fremde und versucht Jo zu überragen, was er nur nicht schafft.
Der Typ ist zur klein.

Jo schüttelt den Kopf „Früher oder später wirst du mir dankbar sein."
Ein selbstgefälliges lächeln bildet sich aus Jo's Lippen.
Er findet das alles sehr amüsant.

„Lass mich ey." Das Murmeln des Fremden verstehe sogar ich und schon dreht sich der Typ um und geht wutendbrannt in eine vollkommen andere Richtung.

„Und?" Jo dreht sich zu mir und sieht mich gespannt an. Ich lache und schüttele mir die Hände vor das Gesicht haltend den Kopf.

„Oskarreif!" klatschte ich schließlich und er verbeugt sich höflich.

„Wer hat Regie geführt?"

Frage ich, während ich ihn dabei beobachte, wie er sich neben mir platziert.

„Steven Spielberg."
Beeindruckt nicke ich und lache. Er ist echt bescheuert.
Ich sehe an ihm vorbei und entdecke meinen Zug, der eintrifft.

„Da ist er."

Er schaut in die selbe Richtung und nickt.
„Sieht wohl so aus."

Wir stehen gemeinsam auf und er zieht mich überraschender Weise in eine geborgene Umarmung.
Genüsslich schließe ich die Augen, bevor wir uns trennen und uns kurz anlächeln, bevor ich in den haltenden Zug einsteige.

„Tschüss Julie." Ich winke ihm noch zu, bevor die Tür des Zuges geschlossen wird.
Lächelnd suche ich nach einem freien Platz.

~

Ich weiß nicht woran es liegt, ob es an meiner Mutter liegt die ich nicht enttäuschen möchte, an an Großmutter Patty die schon Logans und meine Zukunft vorausplant, aber während der Fahrt wurde mir allmählich bewusst, dass ich das schwierigste ja noch vor mir hatte.

Die Beichte über Logans und meine Beziehung, die nicht mehr existiert.

Mit einem verkrampften Magen, bin ich auf dem Weg in mein altes zu Hause. Wir wohnen glücklicherweise nicht allzu lang weg vom Bahnhof, weshalb die Kälte an meinem Körper mich nicht erfrieren lassen wird.
Meine Schritte sind schnell, obwohl ich mir extra viel Zeit lassen will.

Schon von weitem erkenne ich die Auffahrt zu unserem Haus, die ganzen Autos die sich an einer Stelle befinden.
Alle Verwandten sind heute da um Weihnachten zu zelebrieren, nur ich bin mittlerweile nicht mehr in Weihnachtsstimmung.

Ich atme tief ein und aus, bevor ich die verschneite Auffahrt betrete und schon draußen den Geruch von Braten und Kartoffeln wahrnehme. Kurz setze ich mein künstliches lächeln auf, bevor ich mit nervösem Magen die Klingel betätige.

Jemand kommt ab die Tür. Meine Mutter öffnet strahlend wie immer die Tür und zieht mich sofort in eine herzliche Umarmung.

„Na endlich!" Meine Mutter, auch Coralee genannt, schließt die Tür, während ich mich meiner draußen Kleidung entledige.
Im Wohnzimmer höre ich getuschel, gelache und geschreie kleiner Kinder, meine Cousins und Cousinen.
Meine Hand greift nach dem Beutel wo das geschenk für meine Mutter drin ist. Ich wickele den Henkel des Beutels um mein Handgelenk so wie ich das schon immer gemacht habe.
Langsam gehe ich um die Ecke in das Wohnzimmer, wo mich zuerst keiner wahrnimmt.

„Hallo." Alles wird ruhig und jeder aus meiner Familie starrt mich an.

„Julie!" Die kleine Sophie, meine Cousine, kommt auf mich zu gerannt und umarmt mich, was ich nur erwidere.

Der Rest der Runde sieht mich entweder überglücklich an oder versuchen sich wenigstens zu freuen. Ehrlich. Ich will am liebsten nur mit meiner Mutter Coralee feiern.
Mein Weg führt mich zum Sofa, auf das ich mich setze.
Neben mir Großmutter Patty, die soeben was in der Zeitung liest und mich nicht einmal bemerkt. Sie rumpft die Nase und schüttelt den Kopf.

„Na sowas aber auch."

Ich tippe sie an und ihr Blick fliegt auf mich. Überrascht heben sich ihre Mundwinkel und sie drückt mich, zwar schwach, aber ich denke das liegt an der Altersschwäche.
„Julie liebes, wie geht es dir? Und wo ist dein zukünftiger?"
Ich schlucke.
Da sind wir wieder bei dem Thema Beziehung, die ich nicht mehr führe.
Wie soll ich das bloß erklären?

Zum Glück ruft mich meine Mutter in die Küche um ihr ein wenig behilflich zu sein.
Sie räumt gerade was in die Spülmaschine, als ich die Küche betrete. Ihr Geschenk habe ich auch mitgenommen, damit ich ihr das in aller Ruhe überreichen kann.

„Mama?" Sie sieht zu mir auf und wischt sie ihre nassen Hände am Handtuch ab, als ich ihr Geschenk überreiche. Coralee lächelt und nimmt das wirklich sehr schlecht verpackte Geschenk an sich.

„Fröhliche Weihnachten."

Sie zieht mich bevor sie das Geschenk öffnet in eine dicke Umarmung.
„Danke, Maus. Deins liegt oben in deinem alten Zimmer."

Meine Mutter nimmt mich an die Hand und zieht mich aus der Küche durch das Wohnzimmer nach oben in mein Zimmer.

„So, geh ruhig rein." Sie nickt zur Zimmertür und ich öffne sie verwundert.
Was mag da wohl drin sein?

Meine Augen durchforsten mein altes Zimmer, als ich den Raum betrete. Mir steigen ein wenig die Tränen in die Augen, weil die Erinnerungen hoch kommen.
Coralee drückt mich vorsichtig Richtung Bett, als ich eine kleine Schachtel drauf entdecke.

Fragend sehe ich zu meiner Mutter die nur lächelt „Öffne sie, Schatz. "

Vorsichtig nehme ich die Schachtel in meine Hände und öffne sie.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt