Thirty-nine

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Stand Logan gerade vor mir? Einfach so?
Perplex laufe ich weiter zur Bar, bin gedanklich aber völlig woanders.
Das kann doch echt nicht sein. Als wäre es vorbestimmt gewesen. Doch warum sollte Gott so etwas tun?
Ich meine was Logan mir alles schon angetan hat.
Mittlerweile merke ich gar nicht das ich schon bei der Bar angekommen bin. Meine Faust berührt die Tür und ich klopfe.
Hoffentlich macht jemand auf und reißt mich aus meinem Gedankenkarussell heraus.
Kurz warte ich, wiederhole mein klopfen und warte erneut.
Ob das jemand überhaupt gehört hat?

Vielleicht kann ich ja durch den Hintereingang reinkommen. Sicherlich werden Owen und Jo nichts dagegen haben.
Entschlossen gehe ich einen dünnen Pfad zwischen Bar und einem Blumengeschäft entlang.
Vorsichtig damit ich die schmutzige Wand nicht berühre schleiche ich mich durch den schmalen Gang.

„Hier, die kannst du noch nehmen." Eine tiefe Stimme lockt meine Aufmerksamkeit.
Ich sehe Jeff, den Chef der Bar am Auto, der einen Haufen Kisten an Owen übergibt.
Langsam trete ich auf die beiden zu. Ich bete das ich nicht umsonst hierher  gelaufen bin.

Owen geht stöhnend die Treppe hinauf, versucht die zwei Kisten nicht fallen zu lassen.
Jeff's Blick aber gleitet zu mir, als er mich erkennt.
„Bist du nicht die kleine Freundin von unserem Jonathan?"
Woher kennt er mich noch? Es muss doch schon eine gefühlte Ewigkeit her sein.
Nickend und etwas eingeschüchtert gehe ich auf ihn zu, als wäre er Prinz Charles höchstpersönlich. Meine Mutter lebt übrigens für diese königliche "Royal"-family, aber das ist nebensächlich.
„Du kannst ruhig reingehen. Jo ist in seinem Zimmer."
Moment, Zimmer? Ich tue so als wüsste ich wovon er spricht, aber in Wirklichkeit ist ein riesiges Fragezeichen in meinem Kopf.
Ich spüre Jeff's Blick auf meinem Rücken, aber davon lasse ich mich nicht abhalten die Steintreppe hinauf zu laufen und durch den Hintereingang zu schlendern.
Suchend fliegt mein Blick durch den Gang. Hinten höre ich Owen der was wegsortiert. Doch wo ist Jo? Und wo ist sein angebliches 'Zimmer'?
Was mache ich jetzt nur? Ich gehe hier nicht weg, bis ich mit ihm gesprochen habe.
Vielleicht kann mir Owen ja sagen wo er ist. Voller Tatendrang gehe ich auf Owen zu, der sich über seine verschwitzte Stirn streicht und laut ausatmet.
An seiner Ausdauer sollte er nochmal arbeiten.
Schmunzelnd tippe ich ihn von hinten an, woraufhin er sich schnell umdreht und mich überrascht ansieht.
„Julie? Was eine Überraschung. Was kann ich für dich tun? Oder willst du mir vielleicht helfen?"
Sein Finger zeigt auf zwei Kisten die noch verklebt sind, noch einsortiert werden müssen. Hoffnungsvoll sieht er mich an, doch dieser Blick erlischt, als ich lachend den Kopf schüttel.
„Nächstes Mal. Eigentlich wollte ich dich fragen ob du weißt w-"

„Ich fahre dann jetzt, okay?"
Meine Stimme bricht ab, als ich Jo's Stimme hinter mir wahrnehme.
„Julie?"
Ich drehe mich zu ihm um und weiß nicht was ich sagen soll. Deshalb starre ich ihn an. Er macht aber nichts anderes.
Etwas überfordert sehen wir uns an. Sein Schlüssel hängt nur noch locker an seinem Finger. Meine Hände baumeln locker neben meinem Körper.
Am liebsten will ich mich in Luft auflösen.
„Ähm... Habt ihr verlernt zu sprechen?"
Amüsiert sieht Owen zwischen uns hin und her. Jo fängt sich wieder schnell und lacht ebenfalls, es klingt aber eher unsicher.
„Nein haben wir nicht."
Kurz fliegt sein Blick auf mich, er sieht mich unsicher an doch dann schaut er zu Owen, der sich lachend einer neuen Kiste widmet.
„Na, dann."

Ich stehe immer noch stillt da. Hätte ich ihn nicht überraschen können? Musste er das jetzt machen?
„So, ich muss dann jetzt."
Er raschelt mit seinem Autoschlüssel und dreht sich ohne mich nochmal anzusehen um. Irgendwie tut es weh, doch so einfach gebe ich nicht auf.
Meine Hand greift automatisch nach seinem Arm und umgreift ihn.
„Warte kurz."
Sofort dreht sich sein Kopf in meine richtung, anschließend sein ganzes erscheinungsbild.
Wartend sieht er mir direkt in die Augen.
„Ich muss... Ich denke, wir sollten nochmal reden."
Eigentlich habe ich damit gerechnet das er kopfschüttelnd weggeht, doch er nickt.
Ein einfaches nicken was mir viele Glücksgefühle beschert.
Sofort lächle ich.
„Komm. Ich muss kurz mit dem Auto zur Werkstatt. Du kannst ja mitkommen."
Wo ist in New York eine Werkstatt?
Doch ohne weiter darüber nachzudenken nicke ich. Ich bin froh das wir überhaupt reden können.

Ich folge ihm raus.
Jeff steht noch draußen und raucht eine Zigarette, die er genüsslich wieder auspustet.
Er sieht zu uns und zertritt seine Zigarette mit seinem Fuß.
„Wo wollt ihr Turteltäubchen denn hin?" Jo rollt mit den augen und deutet auf sein Auto.
„Du weißt doch das ich zur Werkstatt muss."
Jeff nickt übertrieben und sieht zu mir, dann wieder zu Jo.
„Nicht sehr optimal als romantisches Örtchen für ein nettes Date."
Jo winkt genervt ab, wohingegen Jeff nur lacht.
Warum ist Jo so genervt? So schlimm war es jetzt auch nicht.
Er steigt in seinen großen Wagen, was ich ihm gleich mache.
Der Schlüssel steckt und er richtet den Rückspiegel, so daß er genug sehen kann.
Ich sage nichts, will nichts vom Zaun brechen was Streit auslösen könnte. Er wirkt einfach ein bisschen gereizt.
Jo startet den Motor und rollt nach hinten, mit der Absicht niemanden umzufahren.
Langsam rollen wir uns in den Verkehr hinein.

„So. Du kannst anfangen."
Lächelnd, sodass grübchen entstehen, bastelt er am Radio herum, bis er den richtigen Sender gefunden hat.
So wirkt er nicht mehr so gereizt wenn er so lächelt.
Erleichtert lache ich leicht und er biegt in eine Straße rein, in der ich noch nie war.
Wie soll ich anfangen?
Das habe ich gar nicht mehr bedacht!
Unschlüssig sehe ich aus dem Fenster, während Jo vermutlich auf eine Antwort wartet.
„Ähm wie... Wie fandest du den Abend gestern so?"
Gut so. Langsam anfangen.
Jo zuckt mit den Schultern.
„Ganz lustig. Du?"
Ich nicke.
„Ja, ich auch."
Wieder herrscht Stille.
„Und?"
Leicht schmunzelt er. Er weiß ganz genau das da noch was ist.
„Du... Du weißt, also du... Weißt du noch wie.. Also.."

„Du meinst unseren 'fast' kuss?"

Bitte?

Er biegt auf eine Auffahrt.

Wie kann er das einfach so sagen.

Langsam hält er den Wagen an, schaltet den Motor aus und sieht zu mir rüber.

„Hättest du es gewollt?"

Seine Hand liegt gefährlich nahe neben meiner. Sein Blick ist scharf und ich schlucke.

Mal wieder weiß ich nicht was ich sagen soll

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt