Fifteen

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Am nächsten Morgen weckt mich nicht mein Wecker sondern meine Mutter, die grinsend das Zimmer betritt. Verwirrt reibe ich mir die Augen und sehe das mein Handy auf den Boden gefallen ist über Nacht. Coralee strahlt und setzt sich auf die Bettkante.

„Hast du gut geschlafen?" Sie streicht über die von mir zerknitterte Bettdecke ohne auch nur dran zu denken das ich heute schon wieder Abreise.
Sie scheint das gut wegzustecken.

Gähnend nicke ich und setze mich auf, damit ich eine vernünftige Unterhaltung mit ihr führen kann. Mein Rücken schmerzt. Es fühlt sich an als ob hundert Elefanten drauf sitzen.

„Schön," ihre Hände reibt sie über ihre Arbeitshose, die sich als Pflegerin zugeteilt bekommen hat. Irgendwas bedrückt sie doch?
Neugierig inspiziere ich ihr Gesicht. Ihre Augen suchen irgendwelche Dinge auf dem Boden ab, als ob es nichts wichtigeres gibt.

„Was ist los, Mama?" Ihr Blick gleitet zu mir und nach einem trostlosen Lacher, zuckt sie mit den Schultern.

„Naja, es ist nur schwierig dich immer wieder gehen zu lassen. Schließlich bist du meine Tochter." Verständnis voll nicke ich und ziehe sie in eine wohlige Umarmung. Überrumpelt legt sie ihre Hände auf meinen Rücken und atmet tief ein. Ich weiß genau das sie kurz davor ist in Tränen auszubrechen.

„Ich komme dich bald wieder besuchen."
Sie nickt und löst sich aus der umarmung um sich eine kleine Träne wegzustreichen, die ich mit meinem späteren verschwinden verursacht habe.
Schniefend steht sie auf und lächelt mich noch einmal an, auch wenn das Lächeln eher verkrampft aussieht. Ich bekomme schlagartig ein mitleidiges Gefühl und will nicht daran schuld sein, daß sie so niedergeschlagen ist. Bevor ich was sagen kann, winkt sie ab.

„Alles gut, Schatz. Unten steht noch das Frühstück. Ich muss jetzt los." Ein letztes Mal zeigt sie mir ihr schönstes Lächeln mit einem kurzen zucken in den Mundwinkeln. Das Lächeln fällt ihr mehr als nur schwer.

Nachdem sie mein Zimmer verlassen hat und ich unten die Tür höre, stehe ich langsam auf. Meine Beine fühlen sich schlapp an. Am liebsten will ich im Bett liegen bleiben. Aber ich muss zurück. Es geht nicht anders.

Meine Füße tragen mich von meinem Zimmer in die Küche, wo ich frühstücke. Weiter ins Badezimmer wo ich Dusche und mich fertig mache und zum Schluss stehe ich im Flur, damit ich meinen Zug noch rechtzeitig erwische. Diesmal habe ich leider keinen Jo der mir zur Seite steht während ich warte.
Ich muss schmunzeln während ich mir die Sneaker zuschnüre. Es war schon witzig gestern. Er ist witzig.
Naja, auf seine weise.
Ich lege mir den Mantel über, mache mir schnell einen Zopf und gehe samt Tasche, hinaus in die kalte Landschaft.
Sofort frieren meine Hände ein, die ich in die Taschen stecke. Meine Füße tragen mich über die unbefahrene Straße hinüber zur Bahnhofstraße.

Keine Minute vergeht, ohne das ich nicht an Logan denke. Er sitzt so tief in meinem Kopf fest, dass sein Gesicht und sein perfektes lächeln immer wieder in meinem Hirn den Vorrang nehmen. Kein anderer Gedanke kommt gegen an. Es ist als wäre es eine Sucht von mir an ihn zu denken. Ich kann nicht anders. Er ist meine Sucht.
In allen kitschigen Büchern steht geschrieben das eine Person wie eine Droge ist. Logan war meine und jetzt leide ich unter Entzugserscheinungen

Mein Blick wandert von links nach rechts, als ich den Bahnhof betrete. Keine Menschenseele ist um diese Uhrzeit hier und fährt sonst wo hin. Ich bin allein, bis auf einen Bettler der neben seinem sitzenden Hund schläft und laut schnarcht.
Meine Hand greift nach dem Ticket, welches ich mir gezogen habe und sofort gehe ich zu meinem Gleis.

Auf einmal brummt es in meiner Hosentasche.
Verwirrt ziehe ich mein Handy raus und nehme ohne draufzuschauen den Anruf entgegen.

„Hallo?"

Mit bedacht nicht zu erfrieren, setze ich mich zusammengekauert auf eine Bank.

„Julie? Wann bist du zu Hause? Ich hatte dir doch gestern geschrieben. "

Blairs Stimme schallt durch den Hörer. Woher aber weiß sie das ich unterwegs bin? Steht sie vor meiner Haustür?

Mein Mund fragte diese Dinge während ich sie denke.

„Bist du bei mir zu Hause?"
Ich höre die Stimme, die betont das mein Zug gleich eintrifft.

„Ja, Logan hat mir den Haustürschlüssel gegeben. Er meinte das du jetzt bei deiner Mutter warst."
Mein Atem stockt. Warum zur Hölle war sie bei Logan?
Ich weiß das sie Freunde sind. Ich weiß auch das sie sich schon eine Ewigkeit kennen. Aber warum haben sie sich hinter meinem Rücken getroffen?
Ich muss wirklich aufpassen das ich nicht in Wut ausbrechen. Den Bettler zu wecken ist das letzte was ich will, der bekommt wahrscheinlich sowieso schon wenig Schlaf.
Also schlucke ich die Wut herunter.

„Ich fahre jetzt mit dem Zug nach Hause."

Sofort sagt sie mir freudig das sie mich dann bei mir erwartet. Normalerweise habe ich nichts gegen ihre Anwesenheit, aber im Moment will ich einfach alleine sein. Wenigstens bleibt mir noch die Zugfahrt.

~

„Miss? Hallo?" Jemand rüttelt an meiner Schulter und ich hebe müde meinen mit Gedanken gefüllten Kopf. Die Schaffnerin tippt mich an und lächelt dann freundlich als ich mir müde die Kopfhörer vom Kopf nehme, um wieder in die Realität zurück zu kehren.
Ich nehme meine Tasche und trete aus dem Zug. Die frische New Yorker Luft macht sich in meiner Nase breit. Es fühlt sich gut und schlecht zugleich an wieder hier zu sein.

Wie ich es auch gerne nenne mag, mein zuhause. Mein zu Hause, welches sich noch nie fremder angefühlt hat.

Mein Füße tragen mich aus der Menschenmenge raus aus dem Bahnhof Richtung mein Haus.
Blair sitzt schon auf meinem Sofa und scheint nicht mal zu wissen wie verärgert ich darüber bin bezüglich Logan.

Meine Schritte verstummen und ich bleibe mitten auf einem Platz stehe. Ich zücke mein Handy um zu schauen, ob Blaor vielleicht geschrien hat. Doch nein. Hat sie nicht. Ich seufze.

Warum haben sie sich gesehen?

Kann ich die Zeit bis ich ankomme nicht noch überbrücken?

Wo sollte ich denn hin?

„Auch mal wieder da?"

Ich sehe auf in ein mir bekanntes Gesicht. Automatisch schleicht sich ein Lächeln auf meine Lippen. Seine grauen Augen inspizieren meine und sein grinsen zeigt leicht grübchen auf der linken Seite. Es ist gut netten Menschen zu begegnen.
Und überraschend Jo hier auf dem Marktplatz wieder zu sehen.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt