Twenty-eight

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„Dort oben wohnt sie." Ich zeige mit meinem Finger auf ein Hochhaus, damit Jo sieht wo sie lebt.
Beeindruckt schiebt er seine Unterlippe nachvorne und reibt sich die Hände.
„Schön, dann auf geht's?" Er will loslaufen, als ich ihm am Arm festhalte und er mich etwas besorgt ansieht.
„Ist alles gut?" Seine Fürsorge bringt mich zum lächelnd aber die Nervosität in mir gewinnt. Er kommt wieder auf den Bürgersteig und stellt sich direkt vor mir unter eine Straßenlaterne.
„Schon auf dem Weg hierher warst du die ganze Zeit still. Willst du mir erzählen was dich bedrückt?"
Es geht ihn zwar nichts an, da ich ihn nicht kenne. Aber andererseits habe ich das Gefühl ihm vertrauen zu können.
Ohne ihn anzuschauen brabbelt mein Mund einfach los, ohne das ich wirklich darüber nachdenke.

„Mein Ex ist heute auf der Party und ich habe Angst ihm zu begegnen."

Von seiner Seite kommt vorzeitig nichts, bis er mich plötzlich an seine Brust drückt und mich umarmt.
Es fühlt sich komisch echt an diese Umarmung. Ohne nachzudenken was hier eigentlich passiert, lasse ich die Umarmung zu.
Sein Herzklopfen ist gleichmäßig und beruhigt mich auf wundersame Weise.
Seine Hand streicht leicht meinen Rücken rauf und runter.
Gerade als ich am Liebsten nie wieder weg möchte aus dieser Position, löst er sich von mir und sieht mich aufmunternd an.

„Wir schaffen das. Wenn du es nicht aushälst dort, gehen wir einfach.
Alles kann nichts muss."
Nickend lächle ich ihm zu, ohne zu widersprechen.
Ich bin ihm wirklich dankbar für sein Verständnis.
Ich habe gar nicht bemerkt das er die ganze Zeit meine Hand gehalten hat, bis wir Blairs Wohnung erreicht haben, wo man im Flur schon die Musik beben hört.
Ein letztes Mal lächelt Jo zu mir runter, bevor er anklopft.
Ich löse meine Hand aus seiner.

„Hey ihr süßen! Na endlich seid ihr da! Es sind schon ein paar Gäste da, kommt doch rein."
Definitiv hat Blair jetzt schon zu tief ins Glas geguckt.
Aber das ist nunmal typisch Blair.
Ihre großen Augen sind leicht rot unterlaufen und ihr Partykleid hängt nur noch halbherzig auf ihren Schultern.
Lächelnd umarme ich sie, richte nochmal ein wenig ihr Kleid, was Jo zum lachen bringt und gehe mit meiner Begleitung ins Wohnzimmer.
Es sind Leute dort die ich kenne, dann sind dort aber auch Leute die ich noch nie gesehen habe.
Eine Sache beruhigt mich aber. Von Logan keine Sicht.
Eigentlich ist er immer der Typ gewesen der überpünktlich ist.

„Soll ich uns was zu trinken organisieren?" Jo lehnt sich ein wenig zu mir runter, damit ich seine Frage verstehen kann.
Nickend sehe ich zum ihm auf, was ihm dazu verleitet in die Küche zu laufen.
Auf einmal umarmt mich jemand von hinten, was nach dem Wodka Geruch zu urteilen, Blair sein muss.
„Julieeeee! Tanz mit mir!" Sie zieht mich in die Mitte des Wohnzimmer und fängt an ihre Hüften merkwürdig nach links und rechts zu bewegen.
Lachend versuche ich nicht ganz so albern auszusehen wie sie.
Das auch ausgerechnet 'Wannabe' von den Spice Girls laufen muss, ist wirklich unpassend.
Sie schwingt ihre Haare hin und her, ohne an die Folgen zu denken.
Während sie versucht Michael Jackson Konkurrenz zu machen, bemerke ich das immer mehr Leute aufstehen um zu tanzen.
Blair hat also alle unbewusst dazu angetrieben.
Als ich versuche Jo zu erblicken der eigentlich nur getränke holen wollte, bleibt mein Herz stehen.
Augenblicklich nehme ich die laute Musik nicht mehr wahr sondern nur noch meinen Herzschlag.
Mein Körper ist wie eingefroren.

Er ist hier. Aber nicht allein.
Er ist mit einem Mädchen hier, das Mädchen welches er vor meinen Augen geküsst hat, als ich vor ein paar Tagen mit ihm reden wollte.
Das Model hat lange Traumbeine und wunderschöne dunkle Haare. Ist doch klar das das männliche Geschlecht da nicht abgeneigt ist.
Sie klemmt sich an sein Oberarm während er ein paar Leute begrüßt, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Vermutlich seine neuen Freunde.
Ohne es wirklich bemerkt zu haben, läuft mir eine Träne über die Wange.
Überfordert drängle ich mich an den tanzenden Menschen vorbei um kurz hier weg zu kommen.
Es wirkt alles so langsam um mich herum, als wäre die Welt gerade dabei stehen zu bleiben.
Hinter mir höre ich nur dumpf wie Blair meinen Namen ruft, doch ich reagiere nicht, sondern stürme in ihr kleines Badezimmer wo ich mich drin einschließe.
Verzweifelt setze ich mich auf den Toilettendeckel und lasse meine Tränen freien Lauf. Es tut so sehr weh, daß er mich in kürzester Zeit schon ersetzt hat und noch nicht mal so aussieht als würde er unserer Beziehung hinterher trauern. Als wäre er erleichtert das es nun vorbei ist.
Geschauspielert hat er die ganze Zeit vermutlich nur, er hat so getan als würde er mich noch mögen.
Schluchzend lege ich mein Gesicht in meine Hände und rutsche auf den Boden. Warum kann es nicht alles wieder so sein wie vorher? So perfekt?
Ohne das ich es richtig bemerke, klopft es an der Tür. Aber anstatt Blairs Stimme zu hören vernehme ich einen britischen Akzent.
„Julie? Bist du hier?"
Es wäre nicht fair wenn er mich jetzt die ganze Zeit suchen müsste. Deswegen wische ich mir die Tränen weg und öffne zögerlich die Tür.
Zwingend lächelnd tu ich so, als ob ich mir gerade die Hände gewaschen habe. Jo sieht mich aber ernst an. Er glaubt mir das alles nicht.
Sofort drückt er mich zurück ins Badezimmer und schließt hinter sich die Tür.

„Was ist passiert? War was mit deinem Ex-Freund?"
Traurig nicke ich ohne zu zögern. Was bringt es jetzt noch um den heißen brei zu reden.
Seufzend setze ich mich auf den Badewannenrand, damit ich ein wenig halt habe.
Jo setzt sich neben mir, sagt nichts und ich lehne mich an ihn, damit er mich halbwegs in den Arm nehmen kann.
Es fühlt sich zumindest für einen kleinen Moment so geborgen an.

„Weißt du was??", er unterbricht die Stille im Raum. Verwundert sehe ich zu ihm auf.

„Das mit der Liebe ist wie ein Stierkampf. Irgendeiner verliert immer, man weiß nur nie genau wer."

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt