Thirty-one

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Aus Reflex schubse ich ihn nach hinten, sodass er nach hinten stolpert. Noch völlig perplex von dem was er eben getan hat, reiße ich die Tür hinter mir auf und laufe weg. Irgendwohin. Aber Hauptsache weg.
Ich höre noch wie er Flucht, doch mehr nehme ich nicht mehr wahr.
Jo der mich fragend ansieht, wird von mir am Arm durch die Menge gezogen, bis wir im Flur ankommen.
Er hält inne und dreht mich zu sich, damit er mir besorgt ins Gesicht schauen kann.
„Was ist los Julie?"
Da ich Logan weiter hinten sehe, der auch mich erblickt hat, schüttele ich nur den Kopf, schnappe mir meinen Mantel und öffne die Tür um aus Blairs Wohnung zu rennen.
Jo ruft mir nach und sprintet mir die Treppen hinterher.
Noch nie in meinem ganzen Leben bin ich so schnell gerannt. Noch nicht mal da, als ich zu spät zur arbeit kam.

Das ist mit Abstand der schlimmste Abend meines Lebens.

Unten angekommen drücke ich die Tür auf, um entgültig aus dem Gebäude zu verschwinden.
„Julie, jetzt bleibe stehen!"
Jo hält meinen Arm fest und sein Gesicht sieht gestresst und besorgt aus.
Der muss auch denken das ich eine an der Schüssel habe.
Schniefend verziehe ich mein Gesicht und bin kaum in der Lage dazu zu sprechen und zu erklären was los ist.
Jo zieht mich bloß in seine angenehme Umarmung und streicht mir sanft über den Rücken.
Die Kälte verwandelt sich augenblicklich in Wärme.
Doch das hält mich nicht davon ab zu weinen.
„Willst du mir sagen was passiert ist?"
Ich löse mich langsam aus seiner Umarmung, damit ich in der Lage bin meine Worte verständlich auszusprechen.
Ich sehe mich um, fühle mich noch unwohl.
„Lass uns woanders hingehen."

---

„Hat er dir denn wehgetan?"
Ich habe Jo die ganze Sache erklärt was eben in Blairs Zimmer vorgefallen war.
Während ich es ihm erzählt habe, kam immer wieder eine unangenehme gänsehaut auf, die mein Körper erschaudern lässt.
„Nein."
Ich schüttele meinen Kopf und beobachte Jo, der sich neben mich setzt und mir ein Glas Cola rüberschiebt.
Wir haben uns dazu entschieden in die Bar zu gehen, damit wir ein wenig Ruhe haben. Hier ist keine Menschenseele, denn öffnen tut die Bar erst morgen Abend wieder.
Jo hatte den Schlüssel deswegen war es uns möglich hier rein zu kommen.
„Er ist ein idiot," murmelt der Braunschopf und nimmt einen Schluck von seinem Getränk.
Ich nicke. Da kann ich ihm nur zustimmen.
„Ich bin froh das wir da weg sind."
Eigentlich müsste ich ein schlechtes Gewissen haben, weil wir einfach abgehauen sind, aber jetzt hier zu sitzen ist um einiges angenehmer.
„Ja, das stimmt. Ich mag solche Partys ohnehin nicht so gerne."
Jo steht auf und stellt das Glas ins kleine Waschbecken hinter dem Tresen.
„Geht mir genauso." Seufzend schiebe ich das Glas hin und her, ohne zu bemerken, wie Jo mir aufmerksam dabei zusieht.
„Weißt du was?"
Ich sehe zu ihm auf und halte das Glas still.
„Ich finde das wir einen trinken sollten, auf einen beschissenen Abend."
Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, holt er zwei Kurzegläser aus dem Schrank und  Wodka mit Kirschsaft.
Einverstanden nicke ich. Schlimmer als letztes Mal kann es ja nicht werden.
„Ach übrigens. Wir haben noch 11 Sekunden."
Eifrif nicke ich, während er uns was einschenkt.
„3"
„2"
Ich nehme mein Glas, sehe Jo an und wir stoßen an.

„Frohes neues Jahr, Jo."
Frohes neues, Julie."

Die ganze Nacht haben wir gequatscht, ich habe ihn gezwungen Wonderwall auf Gitarre zu spielen. Anschließend haben wir uns draußen das Feuerwerk angesehen und er hat mich nach Hause gebracht.
Es blieb übrigens bei nur einem Kurzen.
„Danke fürs Heim bringen."
Langsam steige ich meine wenigen Treppenstufen nach oben.
„Kein Problem. Danke für den aufregenden Abend."
Amüsier zwinker er mir zu und ich lache.
„Kein Ding."
Mein Blick gleitet zum Schloss und ich drehe den Schlüssel.
Als es knackt, drehe ich mich nochmal zu Jo.
„Wir sehen uns, ja?"
Er nicke „Definitiv."
Ich halte erleichtert meinen Daumen nach oben was er mir nachmacht.
„Ciao, Jo."
Er winkt „Ciao Julie."
Ich öffne die Tür und schließe sie hinter mir im warmen Flur.

Was.ein.Abend.

Ich atme tief aus und ziehe schleppend meine Sachen aus.
Mit schweren Füßen setze ich mich auf mein gemütliches Sofa und mache mein Handy wieder an.
Nachdem ich vorhin meiner Mutter ein frohes neues Jahr gewünscht hatte, habe ich mein Handy ausgeschaltet.
Wie erwartet hat Blair mich mindesten einhundert mal angerufen.
Langsam kommt doch ein schlechtes Gewissen auf und ich schlucke.
Vielleicht hätte ich nicht einfach gehen sollen.
Was ist wenn sie sich gerade die totalen Sorgen macht?
Berunruhigt wähle ich ihre Nummer und warte bis sie rangeht.
Und warte.
Und warte.
Nichts.
Sie geht nicht ran.
Seufzend lege ich das Handy beiseite und lasse mich fallen, sodass ich halb auf dem Sofa liege.
Der Abend war unbeschreiblich anstrengend.
Es ist auf jeden Fall zu viel passiert.
Ohne das ich es wirklich mitbekomme, schlafe ich ein und wache auch nur ganz spät wieder auf.

———

Die Sonnenstrahlen scheinen mir in mein Gesicht und ich öffne langsam meine Augen.
Mein Rücken schmerzt und mein Nacken ebenso.
Seufzend reibe ich mir meine Augen und drehe meinen Kopf so, dass ich die Wanduhr lesen kann.
13:50 Uhr.
Augenrollend versuche ich mich aufzuraffen, aber mein Rücken tut zu sehr weh.
Das kommt bestimmt vom ganzen wegrennen gestern.
Meine Haare haben hinten einen riesen Knoten gebildet, den ich versuche zu einem Zopf zu bändigen.
„Verdammt."
Sofort drücke ich meine Handinnenfläche geben meine Stirn. Die Kopfschmerzen sind zurück.
Ich hatte sie schon so sehr vermisst.
Langsam setze ich mich richtig hin und sehe automatisch nach draußen.
Ungewohnt doll scheint die Sonne. Der Schnee scheint fast weggeschmolzen zu sein.

Ein neues Jahr beginnt.

Dieses Jahr habe ich auf die Vorsätze verzichtet.
Wer hält sich schon dran?

Schlendernd betrete ich die Küche und leise Leitungswasser in mein Glas fließen, was ich anschließend trinke.
Ein Bild nach dem anderen vom Abend gestern macht sich in meinem. Gedächtnis breit.

Besser hätte der Abend ja gar nicht laufen können oder?

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt