Fifty one

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Noch nie in meinem ganzen Leben wurde mir so schnell schlecht wie in diesem Moment. Mein Herz pocht stark gegen meine Brust und es fühlt sich so an als würde ich mich jeden moment übergeben. Was hat er gesagt?
Langsam dreht sich mein Kopf nach hinten. Er starrt mich an und seine Hand befindet sich bewegungslos neben seinem Körper. Seine Hand ist das einzige was ich betrachte als ich mich komplett zu ihm umdrehe.
Wir sagen beide nichts.
Nur unsere Atemzüge und mein Herzklopfen sind zu hören. Seine braunen Augen folgen meinen kleinen Schritten die auf das Sofa zugehen. Ohne ihn anzusehen setze ich mich still auf das Sofa und falte meine Hände. Mein Herz aber pocht weiter stark gegen meine Brust.
Mir wird das gerade zu viel.

„Es-es tut mir leid, Julie." Mein nicken sieht er nicht, da er sich noch zum Fenster gedreht hat, aber er weiß trotzdem das ich genickt habe. Das habe ich früher schon immer gemacht, wenn ich nicht wusste was ich sagen sollte. Damals als wir noch zusammen waren. Und jetzt steht er hier und macht mir erneut ein Liebesgeständnis. Nachdem er mir tausendfach mein Herz gebrochen hat. Gebrochen. Verzweifelt lege ich mein Gesicht in meine Hände und versuche nicht in Panik zu verfallen. Plötzlich kommt da ein komisches Gefühl in meiner Magengegend. Da ist eine Frage, die ich ihm unbedingt stellen will.
Ich erhebe mich und sehe ihn direkt an „Warum zur Hölle, hast du mich damals dazu gedrängt mit dir zu schlafen, mh?"
Meine Augen weichen seinem unruhigen Blick nicht aus. Damit hat er nicht gerechnet.
„Ich ähm-..." Wartend lehne ich mich an mein Sofa und verschränke mit erhobener Augenbrauen meine Arme.
„Man Julie, wir waren jetzt mehrere Monate zusammen und du hast mich einfach so gut wie nie rangelassen. Es hieß immer 'jetzt nicht Logan'. Irgendwann reicht einem dieses gekuschele und geküsse nicht mehr."
Ein Stich breitet sich in meinem Magen aus. Das tat weh. Meine Augen füllen sich mi Tränen. Hat er während unserer Beziehung nur an das eine gedacht?
„Ich sollte gehen." Er weiß genau was er da gerade gesagt hat. Es ist besser wenn er geht.
Wieder sage ich nichts und ohne mich anzusehen, verlässt er mit langsamen, aber schweren Schritten den Raum. Er dachte sicherlich das ich ihn noch aufhalten würde.
Am liebsten würde ich ihn rausschubsen, aber das kann ich nicht.
Als ich die Tür schließen höre, sehe ich zur Seite aus dem Fenster, wo er in Mütze bedeckt an meinem Haus vorbeiläuft, ohne noch einmal reinzuschauen.
Das wars dann wohl entgültig. Doch verwundert bin ich mehr über meine Reaktion. Ich bin mehr wütend als traurig. Anstatt in Tränen auszubrechen sitze ich einfach nur da und sehe immer noch aus dem Fenster. Mein Herz klopft auch weniger und mein Atem hat sich allmählich beruhigt. Meine Fäuste sind allerdings geballt.
Langsam stehe ich auf und schalte das Licht im Wohnzimmer aus, damit ich mich ins Schlafzimmer begeben kann.
Es fühlt sich so an, als wäre all die Trauer aus mir entflohen. Als hätte ich entgültig mit ihm abgeschlossen. Ich ziehe mir eine Jogginghose und ein Shirt über, damit ich mich ins Bett kuscheln kann. Auf einmal, ohne Vorahnung, trifft mich der Schlag.
Logan war hier und hat mir gesagt das er mich noch liebt. Anschließend hat er mit gebeichtet die Beziehung nie genossen zu haben. Dann ist er gegangen.
Überfordert setze ich mich auf mein Bett und blöderweise kullert doch eine Stille Träne meine Wange hinunter. Ich habe das wohl doch nicht so gut weggesteckt. Ich lege beide Hände verzweifelt auf mein Gesicht und fange an zu schluchzen. Verdammt!
Meine Füße tragen mich ins Bad, wo ich mich im Spiegel betrachte. Ich muss aufhören zu weinen. Es kann nicht sein das mich das jetzt so mitnimmt, schon wieder! Ich reiße ein paar Toilettenpapiertücher ab und reibe sie mir praktisch über die Augen.
Hör auf zu weinen, Julie!
Doch dadurch weine ich nur mehr. Langsam versinke ich zu Boden und die Tücher gleiten neben mir auf den Teppich.
Ich entscheide mich dazu einfach hier sitzen zu bleiben, bis der schmerz weniger wird.
Dieser Gedanke verhilft mir tatsächlich ein wenig mich zu beruhigen und ich ziehe mich am Waschbecken wieder hoch. Den Spiegel aber meide ich konkret. Fertig mit den Nerven schlendere ich zu meinem Bett und starre auf mein Handy, was sich auf dem Bett neben mir befindet.
Vielleicht sollte ich ihn anrufen und nochmal mit ihm reden. Vielleicht hilft es ja.
Kopflos tippe ich auf seinen Namen und lege das Handy an mein Ohr.

Ich bete zu Gott, das das jetzt kein Fehler ist.

---------Am nächsten Tag------------

Piep! Piep! Piep!
Völlig verstört haue ich auf meinen Wecker, damit er endlich Ruhe gibt.
Mein Handy liegt immer noch an meinem Ohr und mittlerweile hat es auch keinen Akku mehr.
Als ich mich an gestern erinnere, seufze ich laut und drücke mir das Kissen auf mein Gesicht. Ich habe ihn gestern Nacht die ganze Zeit versucht zu erreichen. Mit dem Fakt das ich keine betrunkene, frisch betrogene Braut bin, die vor dem Altar sitzen gelassen wurde. Das hab ich alles aus reinem Gewissen getan.
Müde bin ich dementsprechend auch, nur mein scham übertrifft im Moment jegliches Gefühl.
Wie konnte ich das nur tun?
In der Nachttischschublade Suche ich nach dem Ladekabel und schließe mein Handy dran an. Es ist 6:45 Uhr in der Früh und ich muss jetzt aufstehen wenn ich nicht zu spät zur Arbeit kommen will.
Trotzig lege ich die Decke beiseite und ziehe mir ein paar Klamotten aus dem Schrank. Einen Pullover, eine Hose und Unterwäsche. Die Dusche sollte ich nämlich unbedingt mal wieder besuchen.
Samt Kleidung stieg ich summend kurze Zeit später unter das warme Wasser und genieße dieses Gefühl auf der Haut.
Anschließend trocken ich mich ab, ziehe mich an, föhne meine Haare und putze mir die Zähne.
Im Spiegel sehe ich das meine augenringe überraschenderweise überhaupt nicht mehr da sind. Das freut mich und ich lächle. In der Küche muss ich mal wieder feststellen das mein Kühlschrank dringend mal aufgefüllt werden müsste. Aber dazu habe ich eh keine Zeit, als ich sehe wie spät es schon ist. Zügig hole ich noch mein Handy aus dem Schlafzimmer, stopfe alles wichtige in die Tasche, ziehe Jacke und Schuhe an und begebe mich nach draußen.
Gerade stecke ich meinen Schlüssel wieder in meine Tasche zurück, als ich abgeschlossen hab, da verschlägt es mir den Atem als Jo mit seinem Auto am Wegesrande parkt.
Unsicher was ich jetzt tun soll, gehe ich langsam die Treppe runter ohne das Auto anzuschauen. Zumindest versuche ich das.
Unten angekommen verschnellern sich meine Schritte. Diese Situation überfordert mich. Hinter mir höre ich allerdings das die Autotür zugeknallt wird.
Mist! Aus Reflex laufe ich noch schneller, bis mein Handgelenk fest umgriffen wird.
Mein Kopf schnellt sofort nach hinten und er starrt mir ernst an, während er mich weiterhin festhält.

„Wir müssen reden. Jetzt."

Bitte nicht.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt