When two lonely hearts meet

Fifty Four

Während ich meine kochendheiße Lasagne nur so verschlung, sahen Blair und ich uns einen Film an. Mittlerweile ist es 20 Uhr und ich fange wirklich an müde zu werden. Das ganze recherchieren hat mich ganz müde gemacht.
Gähnend stelle ich den Teller mit der nicht mehr vorhandenen Lasagne auf den Tisch und strecke mich. Blair lacht auf und deutet auf den Film.
„Oh man! Ist es ja schon verdammt spät."
Sie sieht auf die Uhr und muss sich ein freches schmunzeln verkneifen. Ich werfe ihr einen entschuldigenden Blick zu. Das kam bestimmt total unhöflich rüber.
„Sorry, nur der Tag heute hat meine gesamte Energie gekostet."
Ich lache und stupse sie an mit der Hoffnung das sie mir mein rumgegähne verzeiht. Blair selbst zieht mich zu sich rüber und drückt mich fest „Man, Schatz! Das weiß ich doch. Ich muss wirklich sowieso nach hause."
Ich nicke und kuschel mich die letzten 10 Minuten an sie ran.

„Es war schön das du hier warst. Die Dose gebe ich dir nächstes Mal sauber zurück." Ich lehne mit den Armen verschränkt an der Wand und sehe Blair dabei zu wie sie sich angestrengt die Schuhe zubindet. Völlig außeratem erhebt sie sich und nickt „Kein Problem. Das hat Zeit."
Sie schnappt sich die knallgrüne Mütze und geht zur Tür. Natürlich bekomme ich noch einen Schmatzer auf die Wange gedrückt.
Lächelnd verlässt sie das Haus und ich schließe hinter ihr die Tür.
Vielleicht sollte ich mich hinlegen. Ich bin echt erledigt.
Mit müden Schritten betrete ich mein Schlafzimmer und ziehe mir nur schnell ein Schlafshirt über, denn für mehr habe ich keine Energie mehr.
Ich kuschel mich ein mein Bett und schnappe mir mein Handy.
Auf Instagram hat Logan gerade ein Bild mit seiner neuen Flamme hochgeladen. Und mir noch erzählen, dass er mich noch liebt.
Augenrollend scroll ich weiter runter und entdecke einen Post von Jo. Das scheint sein erster Post zu sein.

Der Titel bringt mich zum schmunzeln: "Habe mir gerade meinen halben Mund ausgestochen für dieses eine Bild."
Typisch Jo. Ich drücke auf das Herz und kommentiere. Lösche es wieder... Kommentiere... Lösche es erneut. Was soll ich schreiben? Verzweifelt seufze ich auf. Warum will ich überhaupt was dazu schreiben? Es ist nur ein Bild. Nicht mehr und nicht weniger. Mein Display leuchtet auf und ich lasse es vor schreck fallen. Ist es Zufall das er mich gerade versucht anzurufen?
Zögernd nehme ich an und lege das Handy an mein Ohr.

„Dir gefällt also mein Bild, sehe ich das richtig?"
Vor ein paar Stunden war seine Laune aber noch anders.
Doch auch wenn mich sein Anruf überrascht, muss ich lächeln. Es freut mich das es ihm besser geht.
„Es ist nicht schlecht." Wie ein verliebter Teenager, drehe ich eine Haarsträhne im meinen Finger und setze mich auf, bis ich bemerke was ich da eigentlich tue.
Bin ich 14 oder was?
Ruckartig ziehe ich meinen Finger aus meinen Haaren und ziehe die Bettdecke etwas höher.

„Julie, ich wollte mich entschuldigen für die Sache heute morgen. Ich hätte dich nicht so überrumpeln sollen.."
Ich sage nichts, sondern lausche seinem lautem Seufzer.
Definitiv bin ich seiner Meinung, dennoch glaube ich das es nicht nötig ist sich dafür zu entschuldigen. Vielleicht hätte ich auch so reagiert.
„Ist schon gut, Jo."

Erleichtert atmet er aus und wir telefonieren noch den halben Abend. Ich berichte ihm von meiner Aufgabe eine Location rauszusuchen für die Weihnachtsfeier, während er mir vermittelt das er heute wieder angefangen hat Gitarre zu spielen. Das lässt mich an Weihnachtsabend erinnern.
Ich erinnere mich das er schon lange nicht mehr gespielt hat.

Wir lachen und es macht Spaß sich endlich wieder normal mit ihm zu unterhalten. Ich verdränge sein Verhalten welches er vor kurzem an den Tag gelegt hat.
Aufeinmal schwebt mir wieder eine Frage durch den Kopf. Als er meinte das es gerade nicht so einfach ist bei ihm in seinem Leben, fragte ich mich warum? Und genau diese Frage stelle ich mir auch. Aber ich denke nicht mal daran diesen Moment zu zerstören.
„Hat sich dein Ex eigentlich nochmal bei dir gemeldet? Wie hieß der... Larry? Leon?...

Ich schmunzle. Er weiß genau wie Logan heißt. Aber ich finde es irgendwie süß das er so tut als wüsste er es nicht.

„Logan. Du meinst Logan."
Ich ziehe meine Bettdecke näher an meinen Körper und grinse.
Auch meine Wangen werden merkbar warm. Nach diesem stressigen Tag tut es einfach gut mit Jo zu sprechen.

„Stimmt.. Logan.." Seine Stimme klingt als hätte er gerade einen Kriminalfall zusammen mit Sherlock gelöst. Ich frage mich wie er gerade schaut. Ob er seine Augenbrauen wieder zusammengezogen hat?
Aber ich erinnere mich an seine Frage von vorhin bezüglich Logan.
„Ja Logan war hier. Vor kurzem sogar.
Ähm... Er.."
Soll ich es ihm sagen?
Soll ich ihm sagen das er mit seine Liebe gestanden hat?
Soll ich ihm sagen das ihn lediglich der Drang nach Sex wichtig war in unserer Beziehung?
„Ja?" Jo wartet darauf das ich meinen Satz beende, aber irgendwas hält mich auf.
Dieser Scham. Ich habe Jo ja nie erzählt das ich noch nie mit jemanden geschlafen hab.

„.. Er.. Er hat nur seine restlichen Sachen abgeholt."
Hoffentlich kauft er mir das ab.

Lange kommt nichts von der anderen Seite. Ich höre nur seinen Atem.
Mein Herz klopft stark gegen meine Brust.

„Bist du dir sicher das es das einzige ist was vorgefallen ist?"
Ich schlucke. Ich habe zu viel gestottert während meiner Antwort. Lügen ist nicht gerade meine Stärke.

„Du kannst mir alles sagen, Julie."
Seine Stimme klingt warm und ehrlich. Mein Bauch wird warm. Ich schätze seine herzliche Art, dennoch bin ich nicht in der Lage dazu ihm zu sagen was passiert ist.

„Ich weiß und ich danke dir dafür. Aber es ist alles in Ordnung."
Ich versuche meine Stimme am Ende anzuheben, damit ich es nicht traurig klingt.

Wieder kommt lange nichts bis er mit einem leisen 'ok' antwortet und wir ein paar Minuten später das Telefonat beenden.

Das Handy lege ich auf meinen Nachttisch und knipse das Licht aus.

Es war die richtige Entscheidung ihm nichts zu sagen.