Thirty-eight

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Ein stechender Schmerz macht sich in meinem Rücken breit. Schmerzverzerrt öffne ich die Augen und erkenne das ich quer im Bett liege, nicht unter der Decke, sondern auf der Decke. Mithilfe meiner Hände stütze ich meinen Oberkörper nach oben, sodass ich schreien könnte vor Schmerzen.
Stöhnend lege ich mich normal unter meine Decke, lehne meinen Kopf an die Wand hinter mir an. Ich hätte mich gestern Abend nicht einfach so ins Bett fallen lassen sollen.
Auf einmal kommt mir sofort in den Kopf, dass ich ja noch einen Schlafgast bei mir habe.
Ohne es kontrollieren zu können, grinse ich los.
Auch wenn gestern meines Erachtens viel zu viel zwischen uns passiert ist, finde ich es toll Jo in meiner Nähe zu haben. Ich habe manchmal das Gefühl das wir dazu bestimmt waren uns zu treffen. Wer weiß, vielleicht werden wir eines Tages beste Freunde. Auf meine jetzigen besten Freunde kann ich im Moment super verzichten.
Sofort wühle ich mich aus der Decke, weil mein Kopf mir wieder miese Laune bescheren wollte.
Ablenkung ist jetzt wirklich nötig.
Ich bete das Jo schon wach ist, vielleicht sogar schon Frühstück gemacht hat.
Doch als ich einen Blick in die Küche werfe, ist das nicht der Fall.
Um etwas Flüssigkeit zu mir zu nehmen, mache ich den Hahn an und trinke ein paar Schlucke aus der Leitung.
Anschließend gehe ich ins Wohnzimmer um Jo zu wecken, soweit er nicht gerade auf der Toilette ist.
Doch als ich den Raum betrete, ist er weg. Wie vom erdboden verschluckt.
Verwundert sehe ich mich um.
„Jo?" Mein Weg führt mich in den Flur.
Ich klopfe an der Badezimmertür an.
„Jo?"
Keine Antwort.
Ist er weg?
Erneut gehe ich zurück ins Wohnzimmer und sofort fällt mir auf das seine Sachen alle Weg sind, sogar im Flur sind seine Schuhe und seine Jacke weg.

Er ist einfach gegangen.

Enttäuscht und auch wütend schnaube ich aus und weiß beim besten Willen nicht wie ich darauf reagieren soll.
Wutentbrannt nehme ich die Decke und stopfe sie in die Waschmaschine im Bad. Meine Haare hängen mir die ganze Zeit verstreut vor meinem Gesicht, aber das ist mir egal.
Wie unhöflich kann man denn bitte sein und ohne was zu sagen einfach so verschwinden.
Gezielt trete ich ins Schlafzimmer, suche mir heute schlichte Klamotten raus, die ich mir nachdem ich mich geduscht habe, anziehe.
Auch wenn dir Dusche sonst eine entspannende Wirkung auf mich hat, bin ich noch sehr enttäuscht.
Tatsächlich hatte ich noch ein bisschen Hoffnung das er durch die Haustür kommt, mit einer Brötchentüte in der Hand und mir sagt das er nur Brötchen geholt hat.

Aber das Leben ist kein Film.

Enttäuscht laufe ich ins Schlafzimmer, lasse mich auf mein Bett plumpsen und mein Blick fliegt auf mein Handy, welches aufblinkt.
Fragend lasse ich den kleinen Bildschirm erstrahlen.
Gleich oben sehe ich Jo's Namen aufleuchten.
Aus reiner Neugier schaue ich nach, was er geschrieben hat.

Sorry das ich einfach so abgehauen bin, aber Owen hat meine Hilfe gebraucht.
Wir sehen uns bald wieder:-)

Jo

Auch wenn er mir wenigstens eine Nachricht hinterlassen hat, finde ich es trotzdem schade das er weg ist.
Mein Rücken landet auf der weichen Decke, die total durcheinander auf meinem Bett verteilt ist.
Hoffentlich hat es nichts damit zutun was gestern zwischen ihm und mir passiert ist.
Was ist denn nun wenn er mich niemals wieder sehen will, weil er nicht weiß wie er damit umgehen soll?
Meine Augen reiße ich auf. Ich muss das klarstellen.
Mit pochendem Herzen und mit wenig Verstand, rufe ich bei Mister Collins an.

Melde mich krank.

Was ist bloß los mit mir?
Wirklich begeistert scheint er nicht zu sein. Aber er akzeptiert ist, erinnert mich noch an den Artikel und wünscht mir zum Schluss gute Besserung.
Um den Artikel kümmere ich mich später.
Jetzt muss ich zu Jo um mit ihm zu reden.
Eilig stürme ich in den Flur und schnappe mir meinen Mantel, meine Stiefel und ziehe sie in Windeseile an.
Anschließend greife ich nach meinem Handy, welches ich kurz auf die Kommode gelegt habe und verschwinde aus der Haustür.

Draußen scheint mir die Sonne stark ins Gesicht. Mit zugekniffenen Augen, sehe ich in den Himmel.
Vielleicht hätte ich mir keinen Mantel anziehen sollen. Ohne groß noch einen Gedanken daran zu verschwenden, laufe ich den Gehweg entlang, mit dem Ziel die Bar schnell zu erreichen.
Meine Füße bewegen sich wie von selbst. Der kaum vorhandene Schnee auf den Straßen glitzert nur ein wenig, dafür strahlt die Sonne umso mehr. Gerade gehe ich über den Zebrastreifen, als mich jemand anrempelt und mir mein Handy aus der Hand fällt. Zum Glück kommt gerade kein Auto.
„Sorry." Derjenige hebt mein Handy auf, doch mein Herz bleibt stehen, als ich in die braunen Augen sehe die mich genauso überrascht anblicken.
„Julie."
Sofort verändert sich die Hitze in meinem Gesicht.
„Logan." Er lächelt leicht und überreicht mir das Handy.
Neben uns fängt ein Auto wild an zu hupen.
Logan zieht mich am Arm auf den Gehweg zurück, was ich ohne protest einfach zulasse.
Ich bin einfach wie erstarrt.
„Lustig das man sich hier trifft."
Sein Hand streicht durch sein braunes Haar, was ich früher geliebt habe zu streicheln.
„Ja."
Weil mir das alles unangenehm ist, sehe ich mich um und ignoriere Logans starren Blick.
„Wo gehst du eigentlich hin. Hast du heute frei?"
Jetzt sehe ich wieder zu ihm. Ganz sicherlich werde ich ihm nicht sagen das ich auf den Weg zu Jo bin um mit ihm zu sprechen, mich deshalb in der Redaktion krankgeschrieben habe.
„Ich... bin krank."
Eigentlich Lüge ich nicht, aber jetzt gerade sehe ich keine andere Lösung.
„Warum läufst du denn hier draußen rum."
Er steckt argwöhnisch seine Hände in die Manteltasche. Dieser Blick, wie sehr ich ihn verabscheue.
Mein Kopf rattert, bis mein Mund einfach spricht.
„Ich will zur Apotheke. Medizin besorgen, weißt du?"
Skeptisch sieht er auf mich, mustert meine Kleidung und nickt anschließend nur.
„Tja, dann viel Spaß noch."
Da ich glaube das wir mit unserem Gespräch fertig sind, drehe ich mich.

„Julie!"

Logans Stimme verleiht mir Gänsehaut. Was will er denn jetzt noch?

Ich drehe mich zu ihm und er grinst komisch.

„Gute Besserung."

Ich nicke und er mustert mich noch einmal, bevor er sich selber wegdreht und seinen Weg fortsetzt.

Ich wiederum sehe ihm nach, bis er aus meinem Blickfeld verschwunden ist.

When two lonely hearts meetWo Geschichten leben. Entdecke jetzt