62. Kapitel

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Bild aus dem Internet
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,,Vor zwei? Das war vor drei Jahren... .", sagt er traurig, doch schnell räuspert er sich. Vor drei Jahren? Er erzählte mir einmal, dass er sein Vater vor drei Jahren verloren hat, ob es etwas damit zu tun hat?

,,Eines Tages spielten wir mit mehreren Jungs aus verschiedenen Klassen Basketball. In diesem Zeitraum hatte ich einen Gips am Arm und ich war somit eingeschränkt.", führt er fort und versucht so emotionslos zu sein, doch dabei sehe ich wie angespannt er ist. Aus seiner Erzählung und aus seinem Verhalten kann ich heraus schließen, dass meine Vermutungen richtig lagen. Ich lege meine Hand auf seine linke zittrige Hand, die auf seinem Oberschenkel ruht und er schenkt mir direkt danach ein Lächeln, wenn auch nur ein schwaches.

,,Und da war ein Mistkerl, ein Bastard unter Ihnen, der es mir einfach nicht gegönnt hat, dass ich so viele Körbe erzielt habe. Er fing an mich zu provozieren, doch das ignorierte ich. Bis die Provokationen oder besser gesagt Beleidigungen zu weit gingen, denn er fing an meine Eltern, mein Vater zu beleidigen.", sagt er und bringt den letzten Satz nur schwer über den Mund. Es bricht mir das Herz. Ich weiß, wie sehr ihm sein Vater bedeutet hat und dass dieser Junge dann seinen verstorbenen Vater beleidigt hat, ging zu weit, aber dennoch hätte er ihn nicht bewusstlos schlagen sollen... . Ich streichele mit meinem Daumen kleine Kreise auf seinem Handrücken und er verfestigt sanft den Griff um meine Hand. Hamza wollte gerade etwas sagen, doch Bilal kommt ihn zuvor.

,,Und zu diesem Zeitraum starb mein Vater erst seit Kurzem.", fügt er hinzu und atmet hörbar aus.

,,Das tut mir leid.", sagt Hamza.

,,Muss es dir nicht.", entgegnet Bilal.

,,Dieser Bastard,... die Ohnmacht war dann das Mindeste.", gibt Hamza aggressiv von sich. Habe ich es schon einmal erwähnt, dass Hamza alles für Mütter und Väter tun würde und dabei spielt es für ihn keine Rolle, ob es fremde sind oder nicht.

,,Oh ja!", erwidert Bilal. Ich schaue ihn an und er strahlt Verletzlichkeit und Trauer aus. Sofort sammeln sich die Tränen in meinen Augen, doch versuche mich zu beruhigen, da ich nicht möchte, dass er meinetwegen noch trauriger wird. Ich schaue sofort auf den Boden, stehe auf und sage:

,,Ich muss kurz auf die Toilette." Aus dem Augenwinkel sehe ich wie beide mich überrascht anschauen. Scheint unerwartet zu kommen.

,,Soll ich dich begleiten bzw. Soll ich vor den Mädchentoiletten auf dich warten?", fragt Bilal. Ich wende schnell den Blick weg und antworte ihm, dass es nicht notwendig sei. Nun wo ich ihnen den Rücken zugekehrt habe, strömen mir die ersten Tränen über die Wangen. Oh man! Warum weine ich überhaupt? Ihn so traurig zu sehen, ist nicht das erste Mal, denn als er mir die Geschichte seines Vaters und die seiner Hand erzählte, war er ebenfalls traurig und verletzt. Doch heute ist es anders. Er hat seine Gefühle vor einer anderen Person offenbart. Vor Hamza! Das ist ein großer Schritt für ihn, da ihm das sehr viel Überwindung kostet. Und im selben Moment durchfährt mir ein Glücksgefühl, denn es zeigt mir auch, dass er sich Stück für Stück öffnet und das nicht nur mir gegenüber, sondern auch gegenüber meiner Liebsten. Ich wische mir die Tränen weg und schaue mich im Spiegel an. Oh nein, man sieht, dass ich geweint habe und meine Tasche habe ich auch nicht dabei! Ich klopfe mir mit dem Ringfinger sanft um die Augenpartie ein und versuche etwas zu bezwecken. Nach paar Minuten gebe ich die Hoffnung aus und verlasse die Frauentoilette. Ein Mann mitte 20 fällt mir direkt ins Auge, der angelehnt an der Ecke der Glastür befindet. Er mustert mich von oben bis unten an, ich wende mein Blick von ihm ab und laufe weiter.

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