71. Kapitel

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Die Sicht von Dounia

Die Welt ist für paar Sekunden für mich stehen geblieben. Was soll ich jetzt? Was sollen wir jetzt machen? Ich weiß, dass es früher oder später an die Oberfläche kommt, aber dass es jetzt sein wird, habe ich nicht erwartet. Bilal schaut mich schockiert an und ich kann momentan nicht anders gucken.


,,Dounia, er hat mir am Telefon gesagt, dass ihr beide sofort nach Hause kommen sollt.", höre ich Hamza aus dem Hörer sagen. Scheisse! Nein, nein, nein! Was, wenn sie ihn anschreien? Oder oh mein Gott... was, wenn sie ihm wehtun? Ohne, dass ich es beeinflussen kann, laufen mir die Tränen über die Wangen. Ich würde es nicht verkraften, wenn sie ihn schlagen würden! Das würde ich nicht.


,,Hey, hey, weine bitte nicht! Wir regeln das!", sagt Bilal, während er mit der Hand, die seit der Fahrt auf meinem Oberschenkel, mich streichelt und mit der anderen Hand mir das Handy vorsichtig wegnimmt und an seinem Ohr positioniert.


,,Sie kann gerade nicht sprechen.", sagt er.


,,Sag ihnen, dass wir jetzt kommen.", höre ich ihn plötzlich sagen und mir bleibt der Mund offen. Wir sind geliefert! Er schaut mich an und wischt mir die Träne mit seinem Finger aus meinem Gesicht.



,,Danke, Hamza.", sind seine letzten Wörter und legt auf.

,,Was hat er gesagt? Bilal, ich will nicht nach Hause. Bilal, Soufian hat uns gesehen! Soufian! Der Älteste! Er wird dich anschreien oder sogar schlagen. Ich will nicht, dass man dir wehtut! Bitte, lass verschwinden! Bilal, lass-...",


,,Hey, hey, hey vergiss nicht zu atmen! Keiner wird hier geschlagen! Wir werden es ruhig klären! Du brauchst keine Angst zu haben; ich bin doch bei dir!", unterbricht er mich und spricht in einem so ruhigen Ton mit mir, dass er mich tatsächlich beruhigt.


,,Ich weiß nicht einmal, ob nur er da sein wird oder ob auch Yassin oder Ilias oder-", fange ich an, doch werde von meinem Schluchzen unterbrochen.

,,Mein Sonnenschein, bitte hör auf zu weinen. Wenn du als meine Sonne im Leben weinst, wer soll mir dann noch Licht geben? Hör bitte auf! Es bricht mir das Herz.", entgegnet er und instinktiv schnalle ich mich ab und klettere auf ihn drauf, wo ich dann mein Gesicht in seiner Halsbeuge verstecke. Gut, dass ich mich heute nicht geschminkt habe, sonst sähe ich ganz schlimm aus, aber das tue ich doch auch so schon.

,,Alles wird gut! Das verspreche ich dir!", flüstert er beruhigend und leise.

,,Gib mir deine Hand.", sagt er, als wir aus dem Auto ausgestiegen sind und zur Haustür meines Hauses laufen. Ich höre auf ihn und er schaut mich ermutigend an. Ich hoffe, dass alles gut verlaufen wird.

,,Ihr habt ein schönes Haus.", sagt er nach paar Sekunden schweigen. Tut er es um mich abzulenken?

,,Danke.", erwidere ich schwach lächelnd. An der Haustür krame ich mein Schlüssel raus und wir treten ein, wobei wir direkt zum Wohnzimmer gehen. Dort erwartet uns schon ein wütender Soufian, der auf der Couch sitzt und neben ihn Hamza, der jedoch steht und den Blick gesenkt hat. Es ist eine verdammt ernste Situation.

,,Du bist es?", knurrt Soufian direkt, als er ihn sieht. Woher kennen die sich?


,,Woher kennst du ihn?", frage ich.

,,Wegen diesem Bastard hast du doch Nachsitzen müssen!", brüllt er. Warum beleidigt er ihn jetzt? Ich schaue sofort seine Hand an und zum Glück zittert diese nicht.

,,Er heißt Bilal.", verteidige ich ihn.

,,Das ist mir so egal, wie er heißt, weil es nicht von Belang sein wird!", entgegnet er. Wie bitte? Nicht mehr von Belang? Soufian atmet tief ein und wieder aus und sagt dann:

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