64. Kapitel

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,,An dem Tag, wo ich rausgeschmissen wurde, musste ich in darauffolgenden Tagen meine Sachen abholen, weil ich mich dann wohl beruhigt hätte. Als ich dann meine Sachen im Schülersekretariat abholen wollte und vor dem Sekretariat stand, sah ich dich. Du saßt vor der Sekretärin am Tisch und ich konnte meine Augen nicht von dir entfernen. Du sahst da, deine Hände ängstlich um deine Tasche, deine Augen strahlten pure Höflichkeit und Zärtlichkeit aus und dein Haar sah einfach wunderschön aus. Du sahst wunderschön aus. Ich wollte auf dich warten und dich ansprechen, doch dann kam eine Lehrerin und drückte mir meine Sachen in den Armen, die auch betonte, dass ich umgehend das Schulgebäude verlassen muss. Ich stand außerhalb des Schulgebäudes und wartete auf dich, doch leider kamst du nicht. Am darauffolgenden Tag habe ich auch den ganzen Tag vor dem Schulgebäude auf dich gewartet, doch ich sah dich wieder nicht. Also ging ich davon aus, dass dein Besuch beim Schülersekretariat nicht eine Anmeldung, sondern eine Abmeldung war. Zwar glaubte ich meine Vermutung selbst nicht, da ich dich sonst einmal in der Schule gesehen hätte, doch nur mit diesem Gedanke konnte ich von dir loslassen. Paar Tage später sah ich dich plötzlich im Einkaufszentrum. Ich weiß nicht, ob du dich an den Tag erinnerst, aber du standest an der Bäckerei und ich habe mich dann auch einfach angestellt; nur um in deine Nähe zu sein. Dann fielen dir die Münzen auf dem Boden, die ich auch direkt aufhob. Und da passierte es... .", erzählt er und geht von mir runter. Ich erhebe mein Oberkörper und setze mich ebenfalls hin.

,, ...wir schauten uns das erste Mal an. Deine schönen grüne braune Augen schauten meine an. Du bedanktest dich und drehtest dich schnell verlegend um. Das war unsere erste gemeinsame Begegnung. Aus irgendeinem Grund konnte ich dich aber nicht ansprechen. Ich weiß bis heute nicht warum. Jedenfalls war das dann leider, bis vor ca. zwei Wochen, unsere letzte Begegnung, da ich mit meiner Mutter ins Ausland musste, wobei Salma hier bei meiner Tante blieb. Ich durfte und konnte nicht von der Seite meiner Mutter abweichen, weil ich extreme Aggressionsprobleme hatte. Ja, und so gingst du mir nie aus dem Kopf, ob du mir glaubst oder nicht.", erklärt er mir lächelnd und mir entgeht auch ein Lächeln. Wir haben uns schon vorher einmal gesehen? Warum erinnere ich mich nicht daran?

,,Aber es kann doch nicht sein, dass wir uns in all den vorigen Jahren nicht einmal über den Tag gelaufen sind.", sage ich nachdenklich.

,,In der Unterstufe war ich immer oft für einen längeren Zeitraum nicht in der Schule, weil ich die Schule für nicht nötig betrachtet habe oder ich war dann in der Schule und habe die Pausen auf dem Dach verbracht, mit den Jungs.", erklärt er.

,,Auf dem Dach? Meinst du den Schuldach?", frage ich ihn, worauf er nickt.

,,Da darf man doch nicht hin?", erwidere ich.


,,Denkst du, dass hat mich interessiert?", antwortet er mit einem Lächeln. Ich schüttele nur enttäuschend mein Kopf, muss jedoch auch lächeln.

,,Und wie bist du jedesmal da hoch gekommen?", frage ich ihn.

,,Ich hab da so meine Tricks.", erwidert er.

,,Welche Tricks denn?", sage ich und rücke zu ihm näher. Er beobachtet meine Bewegung und daraufhin entgeht ihm ein Grinsen.

,,Ich kann dir einen anderen Trick zeigen.", sagt er. Er kommt mir näher, positioniert seine Hand auf meine Wange und nähert sich mit seinen Lippen. Er wird mich küssen! Als er paar Zentimeter von mir entfernt ist und sein Blick auf meine Lippen haftet, fängt er an zu grinsen. Warum grinst er? Daraufhin nimmt er seine Hand weg und guckt stur nach vorne. Was soll das? Das ist demütigend. Ich wollte, dass er mich küsst! Wütend und schockiert zugleich stehe ich auf und will raus aus seinem Zimmer. Doch dann packt er mich am Arm und zieht mich so, dass ich aufs Bett falle, sofort kommt er auf mich drauf und hat mich mit seiner Körperhaltung gefangen. Dann legt er seine Lippen auf meine. Und sofort fällt mir eine grandiose Idee ein. Er meint mich demütigen zu können, das werde ich nun auch. Ich erhebe mein Arm und setze diesen an seinem Ellbogen an, sodass sein Arm einknickt und er sofort nach vorne fällt, jedoch habe ich mein Kopf rechtzeitig zur Seite umdrehen können. Im selben Moment drücke ich kräftig mein Becken gegen seines, sodass ich ihn von mir runter bekomme und dies gelingt mir auch, denn er liegt nun neben mir. Ich flitze schnell aus dem Bett und laufe zur Tür. Diesen Trick  bzw. diese Übung haben mir meine Brüder gezeigt und sind immer mit mir damit durchgegangen, damit ich es für die Fälle der Fällen anwenden kann. Und sieh mal hier, ich habe es zum ersten Mal an jemand anderes bewältigt. Ich kann mir stolz auf die Schulter klopfen. Als ich an der Tür angekommen bin, spüre ich seine starke Hand um meinen Handgelenk.

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