"Ist alles in Ordnung?" Fragte mich Maggie und machte diesen, mir so bekannten, Gesichtsausdruck. Ich konnte regelrecht sehen, wie sie dachte. "Ich hab nur schlecht geschlafen." Erklärte ich ausweichend, doch sie nickte nur skeptisch.
Maggie strich sich die Strähne aus ihrem Gesicht, die immer in ihre Stirn fiel und strich sie sich hinters Ohr. Seit einiger Zeit hatte sie angefangen ihre Haare offen zu tragen und sah damit viel mehr nach dem Mädchen aus, dass ich damals kennengelernt hatte.
In den letzten Jahren hatte sie sich verändert. War von weiten Sportklamotten zu Hosenanzügen und Blusen gewechselt. Sie hatte etwas an ihrer Besonderheit eingebüßt und ich hatte die Maggie von früher vermisst.
Egal was ich von Anton Brewer hielt, aber er tat Maggie gut. Er lockte sie aus ihrem Schneckenhaus. Hatte die Mauer eingerissen, die sie um sich gezogen hatte und selbst mir nur äußerst selten geöffnet hatte.
"Wie läuft es zuhause?" Lenkte ich das Thema ab. Hoffte, sie würde über Lucy reden. Doch im Moment war bei ihr zuhause echt die Hölle los.
Als sie mir erzählt hatte, das ihr Dad nicht ihr Dad war, wusste ich nicht was ich sagen sollte. Denn Mike war ihr Dad. Mit Herz und Seele. Ich beneidete sie darum. Das hatte ich immer. Sie hatte eine Familie die sie liebte. Es war nicht so das ich keine Familie hatte, aber ich hatte nie einen Dad gehabt. Und wenn ich mir einen hätte wünschen können, wäre es Mike gewesen.
Auch wenn er viel arbeitete, es zu einiger Zeit damit echt übertrieben hatte, war er doch immer für seine Töchter da. Er sorgte sich um sie und auch wenn es nicht immer danach aussah, meinte er es immer gut mit ihnen.
Es gab Zeiten da hatte Maggie ihn regelrecht gehasst. Denn sie hatte ihn gebraucht und er hatte es nicht mal bemerkt. Sie litt unter dem Verlust ihrer Mom. Denn sie war der Kleber. Der Kleber der ihre Familie zusammenhielt. Sie war das Herz gewesen.
Doch irgendwann hatte Maggie verstanden, das sie nicht nur ihre Mom verloren hatte. Sondern ihr Dad seine Frau, die Mutter seiner Kinder und seine Sicherheit verloren hatte. Maggie hatte mir immer erzählt, wie ihre Mom ihren Dad geerdet hatte. Insgeheim beneidete sie das was ihre Eltern hatten. Da war ich mir sicher.
"Dad will ständig mit mir darüber reden. Aber eigentlich will ich nichts hören. Er versteht nicht das ich noch nicht bereit bin. Pippa und Lucy wollen wissen was zwischen uns passiert ist." Erklärte sie. Als sie Lucy erwähnte setzte mein Herz einen Schlag aus.
"Ich will mich auf Lucy konzentrieren. Sie braucht uns jetzt." Ihre Stimme klang ernst und trotzdem verunsichert. "Wie geht es ihr?" Wollte ich wissen, brannte auf ihre Antwort.
"Sie tut so als ginge es ihr blendend. Aber ich glaube sie denkt an nichts anderes." Maggie schnaufte. "Sie hat nichts anderes zu tun, als die ganze Zeit darüber nachzudenken." Erklärte sie weiter. Dann senkte sie den Blick, nippte von ihrem Kaffee und sah mich dann wieder an.
"Aber sie backt." Perplex runzelte ich die Stirn. Damit hatte ich nicht gerechnet. "Sie backt?" Hakte ich belustigt nach. Warum war das ein Problem?
"Nein, Dean. Du verstehst das nicht." Sagte sie energisch. "Sie backt viel." Ich lachte auf. Sie klang regelrecht schockiert.
Ich stellte mir vor wie Lucy, mit Mehl bestäubt, in der Küche stand. Zwischen Pies und Cupcakes zu mir aufblickte. Ich wünschte mir ich könnte ihr dabei zusehen.
"Sie hat gestern drei Torten gebacken. Heute wollte sie Croissants selbst machen." Sie seufzte. "Wenn ich nach Hause komme werde ich wahrscheinlich in jeglichen Backwaren ersticken." Fügte sie genervt hinzu. "Anton findet es toll. Er liebt es ihre Sachen zu probieren." Sie verdrehte die Augen. "Dann muss er aber so früh aufstehen um das wieder weg zu trainieren. Ich will einfach nur, dass es aufhört. Ich vermisse die alte Lucy. Die die ständig irgendwelche Kerle mitbringt. Allesamt heißen sie Baby." In ihrer Stimme lag ein drängender Unterton. Ich lachte. Doch eigentlich fand ich es nicht lustig. Vor allem aber der Teil mit den anderen Kerlen.
Denn Lucy wollte sich ablenken. Ich konnte mir nur vorstellen, wie es sich anfühlte Angst vor etwas zu haben, dass in seinem eigenen Körper war. Es musste echt furchterregend sein.
"Wir müssen uns etwas einfallen lassen, damit sie aufhört darüber nachzudenken." Überlegte Maggie laut und runzelte die Stirn. "Und damit sie aufhört zu backen."
Ich nickte. Vielleicht hatte Maggie recht. "Wie wäre es wenn wir sie ablenken? Ich meine wir haben alle einen vollen Terminkalender, aber wir bekommen sie bestimmt genügend abgelenkt, dass sie aufhört zu backen." Sagte ich mit einem Lächeln. Maggie nickte.
"Du meinst wir übernehmen Schichten?" Fragte sie und ich nickte. Ich konnte kaum fassen, dass Maggie mich von ganz alleine mit einband. Ich konnte es gar nicht abwarten Lucy abzulenken.
"Das ist gar keine schlechte Idee. Sie steht total auf Museen und Kultur und sie mag Kunst und Natur." Begann sie euphorisch. "Wir können in Museen und Galerien gehen. Das wird super." Sagte sie freudig, doch dann wurde sie ernst. Ihr Lächeln verschwand. "Nun außer sie bekommt mit was wir vorhaben." Ich runzelte die Stirn. Maggie stöhnte laut. "Sie wird niemals mitmachen, wenn sie glaubt wir machen das wegen ihr." Ihre Stimme klang weit weg. Als würde sie gerade selbst an einem Plan feilen. "Nun ich könnte ihr sagen, das Anton sich die Stadt angucken will. Und wir ein Gruppending daraus machen wollen." Überlegte sie laut.
"Würde sie sich nicht wundern, warum ihr das nicht zu zweit machen wollt?" Fragte ich und sie schürzte die Lippen. "Ich könnte sagen, dass du auch Bock hast aber nicht als drittes Rad..." Schlug sie vor und ich schnaubte. "Nun das klingt nach etwas was ich tatsächlich nicht tun wollen würde. Ich habe echt nichts gegen euch, aber Paare sind wirklich anstrengend." Maggie lächelte verlegen.
"Aber mir ist das recht. Sag ihr was du für richtig hältst. Ich bin dabei." Meine Stimme klang gleichgültig, doch innerlich bebte ich vor Aufregung. Das war meine Chance. Ich würde alles mitmachen, wenn Lucy auch dabei wäre.
Und Museen? Ja, klar. Ich mochte die Museen der Stadt. Viele der Museen hatte ich schon mehrfach besucht. Viele von ihnen wurden Anfang des 19. Jahrhunderts erbaut. Die Hochzeit Clevelands. Ich mochte die Innenstadt, die alten Gebäude und die kleinen Parks. Cleveland war eine gemütliche Stadt. Dabei war es aber nicht langweilig. Ich mochte Cleveland und ich würde mich freuen, es aus Lucys Perspektive zu sehen.
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Ein Cavalier hin und weg
RomantikDer zweite Teil der Cavalier- Reihe. (Teil 1: Ein Cavalier zum Frühstück) "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so. Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte n...