35// Andere Männer.

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Der Motor verstummte und ich zog den Zündschlüssel ab. Doch ich bewegte mich nicht. Machte keine Anstalten aus dem Wagen zu steigen. Ich wollte nicht das dieser Tag vorbei war. Ich war noch nicht bereit meine Zeit mit Lucy zu beenden. 
"Also..." Begann ich und blickte nervös aus dem Fenster. "Also..." Wiederholte sie meine Worte. Ich spürte, wie sie nach meiner Hand griff und ich blickte sie an. 
Lucy lächelte mich an. Dieses ehrliche, seltene Lächeln, dass sie so selten zeigte. Mich hatte sie mit diesem Lächeln noch nie angesehen. "Das war das beste erste Date, das ich je hatte." Erklärte sie und Stolz raste durch meine Adern. "Es war einer der besten Tage die ich je hatte. Danke dafür, Dean." Fügte sie hinzu und ich lächelte sie an. "Immer wieder gern. Hab ich doch schon gesagt." Sie nickte. "Mag sein. Aber ich werde es wohl noch ein paar Mal sagen." Sie zuckte mit den Schultern und grinste frech. 
Auch sie schien nicht erpicht darauf zu sein, den Tag zu beenden. Doch ich wollte sie nicht mit hochnehmen. Also natürlich wollte ich das, doch ich wollte nicht das sie glaubte, ich würde sie überreden wollen mit mir zu schlafen. Ich wollte das hier richtig machen. 
Für eine weitere Ewigkeit saßen wir noch schweigend nebeneinander. Krampfhaft suchte ich nach etwas, das ich sagen konnte. Ein Thema über das wir reden konnten. 
"Das ist seltsam." Sprach mir jedoch Lucy nach einer Weile aus der Seele. Ich nickte. "Ja, stimmt." Sie lachte leise. "Nun hast du nicht vorhin etwas mit Küssen gesagt?" Fragte sie und ich lachte auf. Die eigenartige Spannung war wie weggeblasen. 
"Aber dir hat das Date doch gefallen, oder?" Lucy nickte. "Aber kann doch trotzdem nicht schaden." Erklärte sie mit einem Schulterzucken. Damit hatte sie vermutlich recht. Grinsend musterte sie mich. Doch ich zögerte. 
Allerdings schien Lucy nicht mehr warten zu wollen, denn sie schnallte sich ab und kletterte auf meinen Schoß. Sofort begann mein Herz zu rasen, meine Lungen brannten, meine Handflächen schwitzten und in meinem Bauch zog sich alles zusammen. 
Ihre Knie stützte sie rechts und links neben meinen ab, drängte sich an mich und ließ sich, nach hinten, auf meine Knie sinken, jedenfalls soweit, wie der Platz es ihr erlaubte. 
"Hör auf dir den Kopf zu zerbrechen, Mausebär." Flüsterte sie und strich sich dabei die Haare über die Schulter. Mein Blick fiel in ihr Gesicht. Ein sanftes, keusches und gleichzeitig selbstsicheres Lächeln auf den Lippen, eine erstaunliche Tiefe in den Augen und diese leicht geröteten Wangen. "Ich mag es wenn du mich küsst. Ich mochte es in der Umkleide, im Esszimmer und ich werde es im Auto auch mögen. Versprochen!" Erklärte sie und beugte sich vor, drängte mit ihrem Oberkörper an mich. Kurz verzog sie das Gesicht, als sich ihre Brüste gegen meinen Oberkörper pressten. "Alles in Ordnung?" Fragte ich schnell. Die Nähte würden sicherlich noch wehtun.
"Mir würde es besser gehen, wenn du mich küsst." Brachte sie raus. Langsam schob ich meine Finger in ihren Nacken. Fühlte ihre warme, weiche Haut und seufzte leise. Dann fuhr ich durch ihr glänzendes Haare. Genoss das Gefühl ihres Körpers an meinem. Ihr Gewicht auf mir. 
Dann zog ich sie an mich, langsam, sanft. Zog sie zu mir herunter und berührte endlich ihre Lippen mit meinen. Sofort explodierte der Knoten in meinem Magen und zersprang in tausend Teile. Flatternd versuchten sie zu entkommen.
Ihre Lippen waren perfekt. Als wären sie für mich gemacht. Sie erwiderte meinen Kuss eifrig, als wäre sie genauso ungeduldig wie ich. Sie bewegte ihr Becken und entlockte mir ein tiefes Stöhnen. Es war als wüsste sie genau, was für Knöpfe sie drücken musste. 
Ihre Finger fuhren in meinen Nacken, verkrallten sich in meinem Haar, zogen mich näher, pressten mich regelrecht an sich. Ihre Zunge drängte sich gegen meine, nahm mir den Atem. "Baby." Keuchte sie und ich erstarrte. Es war als wäre alles in mir eingefroren. Ich packte ihre Schultern und schob sie von mir. "Wir sollten aufhören." Erklärte ich ihr, doch sie runzelte nur dir Stirn. "Was?" Fragte sie irritiert und ich nickte. "Wir sollten..." Schnell kletterte sie von mir herunter und starrte mich an. "Ich hab dich schon verstanden. Nur verstehe ich nicht warum." Sie blickte in meinen Schoß. "Denn es sieht nicht so aus, als hätte es dir nicht gefallen." Bemerkte sie noch und sie hatte recht. Ich war hart. Steinhart. Alles in mir schrie mich an. Ich hätte meinen Mund halten sollen. Doch sie hatte Baby gesagt. So nannte sie all die anderen Kerle. Die Kerle die sie kaum kannte. Die sie nicht an sich ranließ. Die dessen Namen sie kaum kannte. Ich war keiner dieser Kerle und ich wollte es auch nicht sein.
"Falls es dir nicht aufgefallen ist, meine ich das hier, uns, todernst. Ich bin nicht irgendein Kerl mit dem du rummachen kannst, wann du willst und wie du willst." Sie schnaubte. "Heißt das du willst nicht mit mir rummachen?" Fragte sie perplex und ich nickte. "Das heißt, dass ich nicht nur deinen Körper will. Sondern auch dein Köpfchen." Dann stieg ich aus, rückte meine Hose zurecht und schlug die Tür zu.
"Wir haben doch darüber gesprochen." Rief sie mir nach. Sie hatte mich vor der Eingangstür zu meinem Haus eingeholt. "Nein. Eigentlich hast du nur geredet. Du hast gesagt was du willst. Mir aber kaum eine Möglichkeit gegeben zu sagen, was ich will." Lucy schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ach ja? Und was ist es das du willst?" Am liebsten hätte ich gelacht. Nicht nur über den kitschigen Moment, sondern auch darüber, dass sie das noch immer nicht wusste. 
"Dich, Lucy. Verdammt nochmal ich will dich! Ganz und komplett. Keine Spielchen und keine Bedingungen." Erklärte ich ihr beinahe verzweifelt. Fassungslos starrte mich Lucy an. Als wäre das was ich gesagt hatte etwas völlig neues. Mir war klar, dass ich diese Bedingungen gerade mal ein Date ausgehalten hatte, doch ich wollte das hier wirklich richtig machen. Ich wollte das hier ganz machen. 
"Warum sagst du mir das? Warum kannst du nicht wie alle anderen zufrieden mit dem sein, das ich dir gebe? Warum kannst du nicht mit mir rummachen und dann nie wieder anrufen, wie alle anderen Männer?" Fragte sie und ihre Worte trafen mich tief. Aber auch die Tränen, die über ihre Wangen kamen waren ein Schlag in die Magengrube. "Weil ich nicht wie die anderen Männer bin." ...und weil ich dich liebe. 



Ein Cavalier hin und wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt