Gerade als der Ferrari vor uns stehen blieb, drückte ich Grans Anruf weg. Ich würde sie später zurückrufen. Wir hatten heute zusammen gefrühstückt und ich hatte ihr gesagt, dass ich heute Nachmittag für ein paar Stunden etwas vor hatte. Eigentlich wollte sie mit Maggie etwas Essen gehen.
Lucys Kreischen riss mich aus meinen Gedanken. Sie stieg aus dem Auto, nahm sich den Helm ab und hüpfte aufgeregt. "Das war..." Rief sie und lachte laut. Doch sie sagte nichts weiter. Sie wandte sich zu Rob um. "Das war..." Wiederholte sie und wieder lachte sie. Ich grinste. Sie war so gut drauf. Das Adrenalin schien durch ihren Körper zu rasen. "Jetzt bist du dran!" Rief sie mir zu und ich lachte. Doch ich schüttelte den Kopf. "Du bist doch noch gar nicht gefahren." Erklärte ich ihr ernst. Konnte mir ein Lächeln aber nicht verkneifen. Ungläubig blickte sie zu Rob, der nickte.
"Ich darf selbst fahren?" Wollte sie wissen und diesmal nickte ich. "Das war es doch was du wolltest, oder?" Energisch nickte sie.
Sofort ging sie um den Wagen herum und ließ sich von Rob in den Wagen helfen. Er ließ sich dann auf dem Beifahrersitz nieder und schloss die Tür.
"Ist sie immer so?" Wollte Jordan wissen und ich seufzte traurig. "Leider nicht." Antwortete ich. Ich dachte daran, wie müde sie die letzte Zeit gewirkt hatte. Wie sie zwischen Schwere und Leichtigkeit hin und her gependelt war. Ich wollte das sie für immer so glücklich war, wie jetzt gerade. "Sie hat echt Glück jemanden wie dich zu haben." Brachte er raus und lächelte mir zu. Doch ich schüttelte den Kopf. "Ich glaube das ist eher anders herum."
Lucy lenkte den roten Wagen über ein paar verzweigte Flugbahnen und blieb dann auf einer langen gerade stehen. "Ich hoffe nur sie bricht sich nicht den Hals." Murmelte ich leise, scherzhaft zwar, doch mit einem Fünkchen Wahrheit. Immerhin war das ein Sportwagen. Einmal falsch abgebogen und ich würde nur zusehen können. Schnell verdrängte ich den Gedanken. Hörte wie der Motor aufjaulte, die Reifen durchdrehten und die Bremsen quietschten. Dann schoss der Wagen davon. Ich bildete mir sogar ein, Lucy jubeln zu hören.
Es waren nur wenige Minuten bis der Wagen wieder abbremste, doch es fühlte sich an als hätte ein ganzes Leben hineingepasst. Ich wollte das Lucy ihr ganzes Leben in diesem Gefühl schwelgen konnte. Und ich wollte dabei sein. Ich wollte ihr dabei zusehen und mich von ihr mitreißen lassen. Ich wollte sie glücklich sehen.
Der Wagen fuhr einen Bogen und wendete. Er war mittlerweile so weit weg, dass ich ihn nur noch klein sehen konnte. Doch trotzdem hörte ich das Röhren des Motors, sah die qualmenden Reifen und erkannte, als der Wagen wieder losschoss und mit Vollgas auf uns zukam. Doch anders als eben, bremste sie früher ab. Dann bog sie auf eine andere Bahn ab und schlängelte sich leicht über die asphaltierte Strecke.
Ich lächelte wieder. Es dauerte eine weitere halbe Stunde bis sie wieder vor uns zum Stehen kam. Mittlerweile war sie fast zwei Stunden in dem Wagen unterwegs gewesen. Und obwohl ich ihr stundenlang dabei zugesehen hätte, wünschte ich mir, sie würde mich nochmal umarmen. Oder mich einfach nur ansprechen, anlächeln.
Lucy stieg aus, nahm sich den Helm ab und schüttelte ihre Haare aus. In Filmen wurde echt nicht übertrieben. Denn auch wenn die Zeitlupe den Effekt verstärkte, verfehlte es seine Wirkung nicht. Sie sah wild aus. Wild und glücklich.
Rob nahm auch seinen Helm ab und grinste breit. Er kam auf mich zu und reichte mir die Hand. "Es war mir eine Ehre." Erklärte er und drehte sich dann zu Lucy um, die sich leichtfüßig auf uns zu bewegte. Ihre Schritte waren beschwingt. Sie sah beinahe so aus, als würde sie tanzen.
"Das war der Hammer!" Rief sie und drehte sich einmal um die eigene Achse. Sie kam auf mich zu und umarmte mich. Legte ihre Arme um meine Mitte und drückte ihren Kopf an meine Brust. Erstaunlich fest drückte sie sich an mich. Dann löste sie sich etwas von mir und sah zu mir auf. "Dean?" Fragte sie ich nickte lächelnd. "Danke, wirklich!" Erklärte sie mir ernst. Ich strich ihr ein paar Haare aus dem Gesicht. "Immer wieder gern." Erklärte ich und griff in meine hintere Hosentasche. "Sieht so aus als könnten wir einen Punkt von der Liste streichen." Sie runzelte die Stirn und blickte auf den kleinen, zerknüllten Fetzen Papier in meinen Händen. "Du hast meine Liste?" Fragte sie mich und ich kratzte mich beschämt am Hinterkopf. "Ich hatte Angst was zu vergessen." Verteidigte ich mich und sie sah mich an. Ihr Gesicht wurde traurig. Mist!
"Tut mir leid." Sie schüttelte den Kopf und sah mich an. "Sowas hat noch nie jemand für mich getan." Erklärte sie und ich spürte wie meine Brust vor Stolz anschwoll. "Danke." Sagte sie wieder. "Gehört zu diesem Date vielleicht auch etwas zu essen?" Wollte sie wissen und lächelte. Ich lachte auf. "Aber klar." Sagte ich als wäre das eine bescheuerte Frage. Wir verabschiedeten uns von Jordan und Rob. Ich dankte den beiden nochmals, dann gingen wir zu meinem Wagen zurück und machten uns auf den Weg etwas essbares aufzutreiben. Auf dem Hinweg hatte ich ein Diner gesehen, dort konnten wir sicher was zu essen bekommen.
Wir stiegen in meinen Wagen ein und ich startete den Motor. Ich hatte den Hof noch nicht verlassen, da hatte Lucy meine Hand ergriffen und ihre Finger mit meinen verschränkt. Sie strich sanft mit ihrem Daumen über meinen Handrücken, während unsere Hände in ihrem Schoß lagen. Es fühlte sie normal und aufregend gleichzeitig an. Als wäre alles wie es sein sollte. Ich konnte mein Lächeln nicht mehr unterdrücken. Darauf hatte ich so lange gewartet.
Mein Herz blieb beinahe stehen, als Lucy leise anfing zu summen. Sie hatte das auch damals in der Küche gemacht. An dem Tag an dem ich sie wiedergesehen hatte. An dem Tag an dem ich mich hoffnungslos in sie verliebt hatte.
Nach einer ganzen Weile in der wir schweigend nebeneinander saßen und unseren Gedanken nachhingen, verpasste sie mir beinahe einen weiteren Herzanfall, als sie sagte:
"Also wie war das nochmal mit dem Küssen bis ich ohnmächtig werden?"
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Ein Cavalier hin und weg
RomanceDer zweite Teil der Cavalier- Reihe. (Teil 1: Ein Cavalier zum Frühstück) "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so. Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte n...