Ich bereute es. Bereute es, dass ich etwas gesagt hatte. Ich hätte meinen Mund halten und nehmen sollen was sie mir gab. Das wäre jedenfalls das gewesen was der größte Teil von mir wollte. Doch da gab es diesen anderen Teil. Der vernünftige Teil. Denn der wollte es richtig machen.
"Bist du in Ordnung?" Fragte mich Mike. Den ganzen Tag hatte ich mich versucht von Lucy und allen anderen Leuten fernzuhalten. Ich hatte Maggie gratuliert, ihr mein, zugegebenermaßen langweiliges, Geschenk gegeben und mich mit einem Bier an den Rand der Terrasse zurückgezogen.
Marylin war mitten im Geschehen. Sie liebte Partys und sie liebte Maggie. Wäre ich in etwas besserer Laune gewesen, hätte ich mich zufrieden zurücklehnen können, doch stattdessen achtete ich Krampfhaft darauf weder Lucy noch Maggy, noch Marylin zu begegnen. Also jedenfalls nicht alleine.
"Muss." Sagte ich kurz angebunden und lächelte gequält. Doch genau das war es, was Michael Davis, ausmachte. Er durchschaute mich immer. Egal wie sehr ich versuchte etwas vor ihm zu verheimlichen.
"Geht es um eine Frau?" Ich schnaubte belustigt. Es sollte mich eigentlich nicht überraschen. Ich war ein offenes Buch. Vielleicht würde seine Meinung nicht schaden. Immerhin war er ein Mann und hatte mehr Erfahrung mit einer Beziehung als Anton. Der trat beinahe täglich in ein Fettnäpfchen.
"Jap. Ich verstehe Frauen einfach nicht." Erklärte ich und entlockte ihm damit ein lautes Lachen. "Ich glaube nicht das sie sich selbst verstehen." Sagte er mit einem Grinsen. "Was ist das Problem?" Fragte er und nippte an seiner Flasche. Tief holte ich Luft.
"Ich will das volle Programm und sie..." Kurz überlegte ich. "Es ist als wäre ich ihr nicht gut genug. Hinter verschlossenen Türen ist es in Ordnung mit mir zusammen zu sein. Aber es darf keiner Erfahren. Und das reicht mir nicht." Erklärte ich und versuchte nicht zu sehr ins Detail zu gehen. Denn immerhin sprach ich hier von seiner Tochter. "Ich denke nicht, dass sie dich für nicht gut genug hält, sondern, dass sie Angst hat." Erklärte er und kratzte sich am Kinn. "Vor mir?" Fragte ich und sah mich um. Mein Blick blieb an Lucy hängen und sofort begann mein Herz zu rasen. "Vor der Nähe." Erklärte er und lächelte sanft. Auch er blickte zu Lucy, wo sie gerade mit Maggie und Pippa zusammen stand und sich unterhielt. Sein Ausdruck wurde weich.
"Es ist nicht leicht jemandem nahe zu kommen, wenn man Angst davor hat, ihn zu verlieren." Sagte er etwas abwesend und ich spürte, dass er aus eigener Erfahrung sprach. "Du musst dir sicher sein. Und erst dann kannst du versuchen ihr begreiflich zu machen, dass du es ernst meinst." Erklärte er mir und ich nickte.
"Ich liebe sie." Meine Stimme war fest und sicher. Es gab keinen Zweifel daran. Ich war mir sicher. Ich meinte es ernst. "Mit ihr will ich alt werden. Ich will ihr Mann sein und der Vater ihrer Kinder." Fügte ich nachdrücklich hinzu. Als würde es nicht ausreichen zu sagen dass ich sie liebte. Dabei war es das erste Mal das ich es laut ausgesprochen hatte und es gefiel mir.
"Das ist gut." Ich hob den Blick und sah in sein väterliches Gesicht. "Jetzt musst du ihr das sagen und nicht mir." Sein Blick glitt wieder zu den drei Schwestern.
Wusste er es? Wie konnte er es wissen? War es so offensichtlich? Ich hatte ihren Namen nicht gesagt, oder? Nein da war ich mir ziemlich sicher.
"Was wenn sie nicht das gleiche Empfindet?" Wollte ich wissen. Denn sie sträubte sich gegen mich. Ich hatte seit dem Streit auf dem Parkplatz nicht mehr mit ihr gesprochen. Sie wollte mich benutzen und ich wünschte ich hätte es zulassen können. Aber ich wollte nicht nur ein Kerl sein mit dem sie ab und an schlief. Ich wollte der Kerl sein zu dem sie heim kam. Der Kerl sein den sie küsste, weil sie mich küssen wollte. Es sollte um mich und um sie gehen. Nicht nur um unsere Körper.
"Was wenn sie es tut?" Fragte Mike und brachte mich damit aus dem Konzept. Wenn sie es tat, würde die Welt dann perfekt sein? Sicherlich nicht. Aber wir konnten immerhin zusammen sein. Von mir aus auch in einer Welt die nicht perfekt war.
Für eine ganze Weile standen wir schweigend, etwas Abseits im Garten und blickten auf die Feier. Pippa hatte sich wie immer selbst übertroffen. Und dabei hatte sie nicht übertrieben. Denn Maggie war kein Fan von großen, unpersönlichen Festen. Anders als Pippa eben. Denn die liebte es. Umso größer, desto besser.
Sie mochte Glitzer und Pomp. Sie mochte es, wenn es poliert und nach außen hin gut war. Und sie mochte es zu feiern. Etwas das sie, wenn ich Maggie glauben konnte, ziemlich viel und exzessiv tat. Sie hatte gerne Spaß und daran war nichts falsch. Gleichzeitig war aber Pippa auch knallhart. Sie konnte ebenso wild wie kontrolliert und eiskalt sein. Im Job war sie kalt. Sie war berechnend und perfekt durchgeplant. Und auch wenn Maggie ein Zahlenmensch war, so waren sie sich in dieser Beziehung absolut uneinig.
Denn Pippa würde für ihre Ziele alles geben. Sie würde über Leichen gehen. Nur gut, dass es immer ihr Ziel war sich und ihre Familie zu schützen. Sie würde niemals jemand anderen darüber stellen und ich war gespannt darauf, welcher Mann es schaffen würde Pippa einzufangen. Vermutlich wäre es anders herum. Sie würde einfach irgendwann entscheiden, wer nun mit ihr zusammen sein durfte. Ich grinste leicht.
Die Frauen der Davis-Familie waren einzigartig und aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen kam ich nicht mehr von ihnen los. Ich war nur froh, dass ich nicht alleine war. Denn ich würde mit Anton leiden können. Dabei war es mein Ziel ein Teil dieser Familie zu werden. Ich wollte ein Davis werden und ich wollte das Lucy eine Thomas war.
"Wenn alle Stricke reißen, dann musst du sie einfach schnappen und so lange küssen, bis sie endlich zur Besinnung kommt." Riss Mike mich aus meinen Gedanken. Er lachte, als habe er den besten Witz gemacht. Doch ganz ehrlich, dass war die beste Idee die er seit langer Zeit gehabt hatte.
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Ein Cavalier hin und weg
RomanceDer zweite Teil der Cavalier- Reihe. (Teil 1: Ein Cavalier zum Frühstück) "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so. Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte n...