Erschöpft starrte ich in den dunklen Garten und ging meinen Gedanken nach. Keine tiefgründigen Grübeleien. Nur Lucy. Als konnte ich in den letzten Wochen an viel anderes denken.
"Ziemlich viel da drin." Ich lachte auf. Anton hatte das ziemlich gut zusammengefasst. Ich war den ganzen Tag auf Hochspannung. "Marylin ist..." Begann er, zögerte aber einen Moment.
"...interessant." Sagte er dann leise und lachte auf. Ich tat es ihm gleich. Ja also interessant war sie auf alle Fälle.
Anton blieb neben mir stehen und blickte mit mir zusammen in den dunklen Garten. "Hast du es ihr gesagt?" Fragte er nach einer Weile und warf einen kurzen Blick über die Schulter. Die anderen saßen auf der Gartenlounge ein paar Meter hinter uns und unterhielten sich. Ich schüttelte den Kopf. "Sie scheint ziemlich an Lucy interessiert zu sein." Erklärte er leise und blickte wieder über die Schulter. Ich nickte.
"Ich glaube sie weiß es. Oder ahnt es. Könnte aber daran liegen, dass Maggie nun vom Markt ist." Er blickte mich an. Ich lachte auf. "Sie hat mich seit zehn Jahren dazu überreden wollen mit Maggie zusammenzukommen." Erklärte ich mit einem Schulterzucken. "Na dann bin ich froh, dass du so lange warten konntest." Ich lachte auf. "Keine Angst." Fügte ich hinzu und schloss kurz die Augen.
"Aber was ist das denn jetzt?" Fragte er nach einer Weile leise. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich habe ihr gesagt, was ich will. Jetzt ist sie an der Reihe." Erklärte ich ihm und er nickte. "Aber vielleicht sollten wir uns irgendwo treffen, wo Pippa uns nicht unterbrechen kann." Fügte ich genervt hinzu und er lachte auf.
"Nun ihr Timing lässt zu Wünschen übrig." Stimmte er mir zu. "Alter, kannst du mir eigentlich verraten, warum mir uns diese Irren ausgesucht haben? Alle Davis-Frauen sind absolut irre." Brachte er raus und warf wieder einen Blick über seine Schulter.
"Alles hat einen Haken?" Schlug ich vor und er lachte wieder. "Ich bin sehr gespannt wen Pippa mit nach Hause bringt." Sagte er und ich lachte auf. Von allen Davis-Frauen war Pippa definitiv die eigensinnigste. Sie war stur und gradlinig. Was sie wollte, wurde gemacht. Ich gab ihm recht. Es wäre wirklich interessant zu sehen, für wen sie kompromissbereit genug wäre.
"Ich glaube ich werde mich langsam verabschieden." Sagte ich dann. Ich war wirklich erschlagen. Und Marylin hatte den größten Schaden schon angerichtet. Viel mehr konnte ich nicht ausrichten. Also wandte ich mich zu Anton, schlug ihm auf die Schulter und lächelte, bevor ich mich abwandte und zu den anderen rüberging.
"Ich werde mich auf den Weg machen." Erklärte ich. Lucy blickte auf. Sie hatte ihr Glas hypnotisiert. "Marylin, soll ich dir noch zeigen, wo du schlafen wirst?" Fragte ich sie und sie lächelte mich nur dankend an. "Das macht Maggie. Du siehst müde aus, Schätzchen." Sagte sie, erhob sich und umarmte mich fest. Ich erwiderte den Druck und lächelte ebenfalls. "Ich komme morgen zum Frühstück vorbei." Sagte ich noch und löste mich dann von ihr.
Anton kam zu uns und ließ sich neben Maggie nieder. Als Marylin sich von mir gelöst hatte und einen Schritt zurückgetreten war, ging ich zu Maggie und beugte mich zu ihr herunter. Drückte ihr einen Kuss auf die Wange und lächelte. Mike, der auf dem Sessel link neben mir saß, reichte ich die Hand. "Gute Nacht, Großer." Sagte er noch und lächelte väterlich. Dann sah ich zu Lucy. Mein Herz machte einen Satz. Ich wollte sie küssen, doch ich wollte sie nicht bloßstellen, also nickte ich ihr nur zu. Zusammen mit einem gezwungenen Lächeln. Sie holte Luft, als wolle sie was sagen, doch dann senkte sie nur den Kopf. Ein einfaches Ja, hätte gereicht. Doch sie blieb stumm, also nickte ich und ging. Pippa war schon vor einer Stunde zu einem Geburtstag aufgebrochen. Ohne mich umzudrehen ging ich zum Gartentor und machte mich auf den Weg zum Auto.
Ich war enttäuscht und ich war schlecht gelaunt. Ich hatte mir ausgemalt, dass ich, sobald ich sage was ich wollte, was ich fühlte, dass sich alles ändern würde. Das Lucy mir sofort um den Hals fallen würde und wir bis ans Ende unserer Tage glücklich sein würden. Tja, falsch gedacht. Man konnte nicht immer recht haben.
Ich hatte den Hof gerade verlassen und ging die Einfahrt hinunter, als ich hörte wie die Haustür auf ging. "Dean?" Überrascht wandte ich mich ab. Mein Herz setzte einen Schlag aus und begann dann wie wild zu pumpen. Mein Hals war trocken und als ich mich umdrehte, konnte ich Lucy in dem fahlen Licht der Gartenbeleuchtung sehen. "Luce?"
Bebend ging ich ein paar Schritte auf sie zu. Ihre Brust hob und senkte sich, als wäre sie gerannt. "Was machst du hier draußen?" Fragte ich, eine bescheuerte Frage, denn mir war klar, dass sie wegen mir hier draußen war. Doch plötzlich kam sie näher, legte ihre Finger an meine Wange und zog mich zu sich. Völlig perplex erstarrte ich, als sie ihre Lippen auf meine presste. Doch dieser kleine Schockmoment hielt nur kurz. Denn wie natürlich schlang ich meine Arme um sie und erwiderte den Druck ihrer Lippen. Sie hatte mich geküsst. Sie küsste mich. Jetzt gerade.
Bevor ich den Kuss aber vertiefen konnte, meine Finger in ihren vergreifen konnte oder auch nur realisiert hatte, was gerade passierte, löste sie sich wieder von mir. Schweratmend sah sie mich an. Lange. Als wäre sie selbst von sich überrascht, das sie das getan hatte. Nun ich war es auf alle Fälle.
"Ich gehe mit dir aus. Aber es gibt Bedingungen." Erklärte sie mit leiser Stimme. Ich hätte alle Bedingungen in Kauf genommen, also nickte ich. Wartete darauf, dass sie mir ihre Bedingungen nannte. Damit ich ihnen zustimmen konnte. Damit ich dieses hin und her beenden konnte.
"Erstens, niemand darf davon wissen." Ich schluckte. Doch ich nickte. Wenn sie es erstmal Geheimhalten wollte, war ich okay damit. Wenn es nicht funktioniere, was es würde, da war ich mir sicher, wäre es einfacher als uns ständig zu erklären. Diesen Gedankengang verstand ich.
"Zweitens, keine Eifersucht, keine Stränge, keine Zwänge, keine Label. Nur zwei Menschen die Spaß miteinander haben." Ich holte tief Luft. Das konnte ich nicht versprechen. Denn ich wüsste nicht wie ich reagierte, wenn sie einen anderen Typen anschleppen würde. Ich war nie wirklich eifersüchtig gewesen. Aber es war auch nie um Lucy gegangen. Und ich wollte etwas festes, aber vielleicht würde ich nur so an sie herankommen. Also nickte ich wieder. "Und dritter und wichtigster Punkt." Beganns Lucy leise. "Kein Gerede über eine Zukunft, über Dates, über gemeinsame Urlaube und erst recht nicht übers Heiraten."
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Ein Cavalier hin und weg
RomanceDer zweite Teil der Cavalier- Reihe. (Teil 1: Ein Cavalier zum Frühstück) "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so. Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte n...