4// Back to reality.

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Lächelnd folgte ich Lucy, die strahlend an den Gitarrenskulpturen vorbeischritt. Anton und Maggie hatten sich schon vor einiger Zeit Richtung Parkplatz zurückgezogen. Doch Lucy war noch nicht bereit. 
"Sie sind so cool." Rief sie mit kindlicher Freude. "Siehst du die?" Fragte sie und drehte sich zu mir um, als würde nicht vor mir eine große, bunte Gitarre vor mir stehen. Es war eigenartig wie viel Spaß sie daran hatte diese Skulpturen anzusehen. 
"Mein Dad kann dir jede dieser Gitarren nennen, wenn du sie ihm beschreibst." Erklärte sie und sah mich an. Skeptisch blickte ich über den Platz. "Wirklich!" Rief sie kam auf mich zu und lächelte breit. "Er steht auf Elvis, Little Richards, The Beach Boys, Chuck Berry und so." Erklärte sie und das glaubte ich ihr. Mike wirkte wie jemand der alten Rock mochte. Aber er wirkte auch wie jemand, der das als Laster ansehen würde.
"Welche gefällt dir am besten?" Wollte sie von mir wissen. Langsam sah ich mich um. Ich wollte ihr viel lieber zuhören, wie sie sich über die Farbe, die Formen oder die Künstler freute. Ich wollte ihr Strahlen sehen, das bei jeder weiteren Skulptur nur noch strahlender wirkte. Sie sah alles und jeden an, als wäre es das letzte Mal und auch wenn mich das faszinierte, machte es mir nur bewusst, dass es vielleicht auch so kommen konnte.
Ich war ein Idiot. Denn mit jeder Minute in ihrer Nähe wurde mir bewusster, das ich echt in der Klemme steckte. Und mir wurde bewusster, dass Lucy mich mehr und mehr wie ihren Bruder wahrnahm. Sie hatte es sogar gesagt. Ich finde es ziemlich cool, jetzt zwei Brüder zu haben.
Dieser Satz ging mir nicht aus dem Kopf. Ich wollte nicht ihr verdammter Bruder sein. Ich wollte ihr verdammter Mann sein. Ich wollte hören wie sie an allem etwas Schönes fand. Wie sie für alles eine Erklärung fand und wenn sie keine fand mir erklärte, dass sich eben nicht alles erklären ließ. 
Ich wollte mehr und ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte ihr das klar zu machen. "Ich finde die ganz schön." Sagte ich und blieb vor einer schwarzen Gitarre stehen. Sie war komplett schwarz, bis auf ein paar farbige Linien unter den Seiten. Sie war nicht so aufregenden, wie die anderen. Aber sie war trotzdem hier. Sie hatte ihren Platz hier verdient, auch wenn sie nicht das aufregendste Design hatte. 
Lucy blieb neben mir stehen und legte den Kopf schief. Mit gerunzelter Stirn musterte sie die Gitarre eine ganze Weile. Sie machte keine Anstalten weiter zu gehen, also blieb ich neben ihr stehen. Irgendwann sagte sie dann aber: "Sie ist wie du." Mehr nicht. Ich hob die Brauen. Sah die Gitarre an und dann zu Lucy. "Wie meinst du das denn?" Wollte ich wissen und konnte nichts dagegen tun etwas beleidigt zu klingen. Doch Lucy sah nur lächelnd die Skulptur an.
"Sie ist anders als die anderen. Und doch passt sie ganz wunderbar in die Welt." Ohne mich anzusehen ging sie weiter. Doch ihre Worte hatten etwas ausgelöst. Fassungslos sah ich ihr nach. Ich konnte nicht beschreiben, was dieses Kompliment mit mir machte. Ich wusste nicht mal was genau es bedeuten sollte, aber es hallte in meinem Kopf nach.
Langsam folgte ich ihr. Wir hatten beinahe das Ende der Ausstellung erreicht, da wandte sie sich zu mir um. "Ich weiß was ihr vorhabt." Sagte sie und lächelte traurig. Nervös sah ich sie an. "Ihr müsst das nicht tun." Fügte sie hinzu. "Maggie macht sich zu viele Sorgen um mich." Sagte sie und ging weiter. Nicht nur Maggie, dachte ich grimmig.
"Wie wollen das aber tun." Sagte ich irgendwann und sie lächelte Schwach. "Warum solltest du dir mit mir Cleveland ansehen wollen?" Fragte sie mich ernst. Da war meine Chance. Ich musste es nur sagen. Ich holte tief Luft.
"Vielleicht sollte ich nach Arizona fliegen. Da kann ich mich immerhin mit der Arbeit ablenken." Nein! Ich hätte sie am liebsten angeschrien und mich gleich mit. Warum hatte ich nicht einfach gesagt, dass ich sie mochte? Warum hatte ich es ihr nicht einfach um die Ohren geschrien? 
"Du solltest bei deiner Familie bleiben!" Sagte ich aber ernst. "Sie werden dich eh nicht gehen lassen." Scherzte ich dann noch. Lucy lachte auf. "Damit hast du wahrscheinlich recht." Sie zuckte mit ihren Schultern. Dann wurde sie wieder ernst. 
"Danke. Danke das ihr das macht." Flüsterte sie leise, lächelte verlegen und ging dann davon. Wir erreichten die letzte Skulptur und Lucy seufzte schwer. Mit einer leichtfüßigen Umdrehung blickte sie in die Richtung in der es zum Parkplatz ging. 
"Back to reality." Sagte sie und blickte mich an. Doch ihre Freude hatte einen Dämpfer bekommen und ich fragte mich, wer oder was dafür verantwortlich war. "Hey, Luce." Sagte ich, noch bevor wir die Skulpturen hinter uns gelassen hatten. Sie hielt an und sah mich mit einem Stirnrunzeln an. "Eine Menge Leute lieben dich. Nimm ihnen nicht die Chance es dir zu zeigen." Begann ich leise. Sie nickte. "Sie haben Angst, genau wie du." Lucy erstarrte. Ihr Lächeln verrutschte leicht auf ihren Lippen. Für einen Moment dachte ich, ich hätte sie zum weinen gebracht, doch dann holte sie tief Luft und sah mich eindringlich an. 
"Ich kann verstehen warum Maggie dich behalten hat." Ich lachte auf. Nun so konnte man es auf jeden Fall sehen. "Ich denke nicht, dass es so gewesen ist." Sagte ich skeptisch und Lucy lachte auf. Ich liebte ihr Lachen. 
"Oh. Also Maggie hat mir das erzählt und ich glaube ihr." Erklärte sie, währen die sich rückwärts von mir entfernte. "Ich kenne sie länger und besser als dich." Ich schnaufte. "Genau deswegen ja." Rief ich und sie lachte wieder. "Deine Schwester ist hinterhältig." Sie nickte. "Stimmt aber sie liebt mich mehr." 
Ich ließ das so zwar so stehen, doch ich war bereit mit ihr darüber zu streiten und ich war mir ziemlich sicher, dass diese Runde an mich gehen würde.

Ein Cavalier hin und wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt