Schweißgebadet setzte ich mich auf. Die Dunkelheit verschluckte mein ganzes Schlafzimmer und nur mein schwerer Atem war zu hören. Genervt von meinem Körper seufzte ich, fuhr mir durch meine dunkelbraunen Haare und ließ mich zurückfallen.
Es war mittlerweile zwei Wochen her. Zwei Wochen in denen ich Lucy Davis nicht gesehen hatte und es brachte mich um. Denn mit jedem weiteren Tag, kam eine weitere Nacht. Eine Nacht in der ich von ihr träumte.
Dabei waren es unterschiedliche Träume. Mal waren es heiße Träume und ich liebte diese Träume. Dann waren da die Träume in denen ich mit ihr zusammen war. Einfach nur so. Kein Sex, kein drum und dran. Und dann waren da die anderen Träume. Ich nannte sie die Krankenhaus- Träume.
Ich hatte Lucy das erste Mal gesehen, da war sie 14 und ich war 22. Damals hätte ich nie gedacht, dass ich zehn Jahre später so auf sie reagieren würde. Mir war damals nicht aufgefallen, wie hübsch sie war. Denn mit 22 Jahren, dachte man nicht an die kleine Schwester von der Kleinen, die man ganz amüsant fand. Im Nachhinein konnte ich selbst nicht genau sagen, was es war, warum ich meine Zeit mit Maggie verbrachte. Vielleicht war es ihr verlorener Ausdruck. Ich kannte den Ausdruck. So hatte ich selbst ausgesehen, als meine Mutter starb.
Ich dachte überhaupt nicht darüber nach wer der kleine, wilde Rotschopf war, der nie den Mund hielt und auch niemals still zu stehen schien.
Aber jetzt, zehn Jahre später, suchte Lucy Davis mich heim. In meinen Nächten und auch an den Tagen. Denn ich speicherte mir alles ab, was Maggie über ihre Schwester erzählte. Und das war zugegebenermaßen nicht viel. Aber ich konnte auch nicht einfach nach ihr Fragen.
Ich hatte oft Freundinnen in den letzten Jahren, doch keine von denen war mir wichtig gewesen. Ich hatte gedacht, sie gehörten irgendwie dazu. Zu dem Image eines Profi-Spielers. Nur hatten sie mich gelangweilt. Sie wollten immer auf Partys gehen, den teuersten Mist trinken, egal wie ekelhaft er war und Geschenke waren ihnen nie gut genug. Ich hatte keine von ihnen wirklich vermisst, nachdem ich sie abservierte. Zumal ich mir von den meisten immer eine riesige Tirade über Maggie anhören durfte. Denn niemand war mir wichtiger als Maggie und meine Gran. Maggie war meine Familie und gerade wenn ich meine Gran vermisste, war Maggie da.
Vielleicht war gerade das der Grund weshalb ich es so eigenartig fand, dass ich Lucy vermisste, obwohl ich sie eigentlich gar nicht kannte. Ich kannte ihre Familie, ich kannte Maggie und ich wusste was in Lucys Kopf wohl gerade den größten Platz einnahm. Aber ich wollte da sein und ich wollte ihr dabei helfen. Nicht das sie auch nur im entferntesten eine Ahnung von meinen Gefühlen hatte.
Immer wenn ich darüber nachdachte, dann packte mich eine eigenartige Wut. Ich war wütend, weil ich sie beschützen wollte und es nicht konnte. Denn wie sollte man jemand vor einer Krankheit schützen? Eine Krankheit die nicht ansteckend war? Die einfach so Leben ruinierte?
Und ich wusste wie bescheuert ich mich anhören musste, immerhin kannte ich Lucy nicht wirklich. Aber ich hatte das Gefühl, als würde ich das. In dem Moment in dem ich sie gesehen hatte, wie sie die Treppe ihres Haus heruntergekommen war, beleuchtet durch das sanfte Sonnenlicht, das durch das Buntglasfenster geschienen war, da hatte sich etwas verändert. Und egal wie sehr ich das abstreiten wollte, konnte ich es nicht.
Ich kannte Maggie so lange und wusste fast alles über sie. Wusste wie sehr Maggie ihre beiden Schwestern Pippa und Lucy liebte und es war als hätte genau das eben auf mich abgefärbt. Selbst als ich sie noch nicht gesehen hatte, hätte ich sie beschützt, weil es Maggie wichtig war. Und was Maggie wichtig war, war auch für mich wichtig. Nur das es bei Lucy anders war. Denn als ich sie gesehen hatte, ging es nicht mehr länger um Maggie.
Für sie fühlte ich mehr. Ich konnte einfach nicht vergessen, wie sie diese Treppe hinuntergekommen war. Wie sie strahlte wenn sie Lachte. Ich konnte nicht vergessen wie sie zu mir sagte, dass sie in mich verliebt gewesen war. Mit Vierzehn. Sie hatte es einfach so gesagt und mir damit den Boden unter den Füßen weggerissen. Ich konnte sie einfach nicht vergessen und es machte mich wahnsinnig.
Was aber am schlimmsten war, dass ich sie nicht mal einfach so treffen konnte. Normalerweise hatte ich keine Probleme damit Frauen anzusprechen doch das hier war immer noch Lucy. Die kleine Schwester meiner besten Freundin. Ich klang wie ein Weichei. Das war mir bewusst, doch ich zermarterte mir das Hirn, wie ich es schaffen konnte sie zu sehen. Ganz beiläufig. Was ich dann sagen wollte oder tun wollte, stand allerdings auf einem ganz anderen Blatt.
Genervt seufzte ich und fuhr mir über die Augen. Ich musste mich auf das Spiel am Wochenende konzentrieren und nicht auf eine Frau. Dafür hatte ich einfach keine Zeit.
Wir hatten das erste Spiel der Saison gegen die Boston Celtics verloren. Es war knapp, doch wir waren unsortiert und unkonzentriert gewesen und das hatte uns am Ende den Sieg gekostet. Und ich gab es ungern zu, doch ich hielt mich selbst für Verantwortlich. Ich war einfach nicht zu 100% bei der Sache und ich musste dringend etwas dagegen tun. Und mir würde mehr als eine Sache tun, die ich liebend gern tun würde, um Lucy Davis aus meinem Kopf zu bekommen.
Angefangen dabei natürlich mit viel nackter Haut, einem langen, ungestörten Wochenende und Lucy auf jeder freien Oberfläche meiner Wohnung.
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Ein Cavalier hin und weg
RomanceDer zweite Teil der Cavalier- Reihe. (Teil 1: Ein Cavalier zum Frühstück) "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so. Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte n...