Aufgekratzt fiel ich Maggie um den Hals. Einen solchen Saisonauftakt hatten wir seit drei Jahren nicht mehr. 146:112. Ein tolles Ergebnis. Ein verdientes Ergebnis.
Die Jungs spielten fantastisch und das, obwohl ein Stammspieler fehlte. Ich war stolz. Und ich war froh, denn mein Platz würde das Rampenlicht für jemand anderen freimachen und ich war mehr als nur froh darum.
"Ich muss dann wirklich los." Rief ich Maggie über den Lärm zu. Sie packte meinen Arm und umarmte mich noch fester. Ich erwiderte den Druck. Es wäre komisch so weit von ihr getrennt zu sein.
Plötzlich verstummte die Musik und das Licht ging aus. Irritiert sah ich mich um. Maggie stand direkt neben mir, doch auch sie konnte ich nicht sehen. Erst als rundherum kleine Lampen angingen und auch die Treppen wieder beleuchtet wurden, erkannte ich ihn breites Lächeln.
Lichtkegel flogen über die Menge, wurden begleitet von Soundeffekten und dem Klassiker The final Countdown. Ich stöhnte.
Die Lichter wurden schneller, trafen sich in der Mitte des Feldes und erleuchtete eine Gestalt direkt im Lichtkegel. Doch es war so grell, dass ich erst nichts erkennen konnte. Es dauerte einen Moment, bevor ich realisierte, dass Lucy auf der Mitte des Feldes stand. Alle Augen auf sie gerichtet und die ganze Welt sah ihr zu.
Zitternd umklammerte sie das schwarze Mikrofon. Auf den Bildschirmen über dem Feld konnte ich die Unsicherheit sehen, die auf ihrem Gesicht lag. Sie machte sich gerade in die Hose. Doch dann, schüttelte sie ihre Ängste ab. Sie setzte ein Lächeln auf, streckte sich und holte tief Luft. Diese Frau war beeindruckend.
"Einen wunderschönen guten Abend, Cleveland!" Rief sie und löste eine Welle Applaus und Rufe aus. "Wie einige schon gehört haben wird in der folgenden Saison Dean Thomas kein Cavalier mehr sein." Wieder einige Rufe. Sie buhten sogar. Na, Dankeschön!
"Das Ding ist, dass Dean nicht nur Captain der Cavaliers war, sondern auch ein Freund. Das Team wird ihn vermissen, wenn er in LA ist." Wieder buhten einige im Publikum.
"Ihr glaubt vielleicht, dass hier ist eine Veranstaltung, um den großen Dean Thomas gebührend zu verabschieden. Weit gefehlt!" Rief sie und lächelte.
Einer der Spots löste sich von Lucy und suchte in der Menge, bevor er auf mir stoppte. Mit zusammengekniffenen Augen hob ich meinen Arm, als das weiße Licht mich blendete.
"Wisst ihr, ich bin seit ich vierzehn war in Dean Thomas verknallt." Sagte sie und hielt die Hand vor den Mund, als würde sie ein Geheimnis erzählen. "Ich wollte auf den Abschlussball mit ihm gehen. "Das gemeine war, dass er der beste Freund meiner Schwester war." Sie seufzte theatralisch. "Aber er fand mich echt richtig scheiße." Sie lachte und ich konnte mir ein lächeln nicht verkneifen. "Tja, ein Mädchen darf träumen." Sie machte einen verträumten Blick drehte sich um und fuhr mit ihrer Gesichte fort. "Ich habe echt ne Weile gebraucht um über ihn hinwegzukommen. Seht ihn euch an, Ladies!" Die Frauen im Saal kreischten und ich hörte Maggie kichern. "Aber wisst ihr, was dieser Idiot getan hat?" Wollte sie wissen, rein rhetorisch natürlich. Sie lachte auf. Fröhlich. Sie war glücklich und ich spürte, wie ich lächelte. "Er sagte mir, dass er mich liebt. Nicht nur einmal. Ein paar Mal, weil ich es nicht glauben konnte." Sie grinste. "Ich habe meine Schwester sogar gebeten mich zu kneifen. Kein Traum."
Langsam drehte sie sich herum und blieb stehen, als sie mir quasi gegenüber stand. "Und dann hat er mir gesagt, dass er nach LA geht. Er hat nicht gefragt, ob ich ihn begleite." Wieder Buhrufe. Am liebsten hätte ich etwas gesagt, denn so war das nicht. Natürlich wollte ich, dass sie mitkam. Nichts lieber als das. Ich war abgehauen. Stimmt schon. Aber ich hatte nicht die Stadt oder gleich den ganzen Staat verlassen.
"Nein. Er hat mich gefragt, ob ich ihn heirate. Einfach so. Aus dem blauen heraus. Keine Blumen, kein Ring, keine großen Gesten." Sie schnaubte verächtlich. Wieder Buhrufe. "Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich es ihm echt nicht leicht gemacht hatte. Ich hab ihn mehr als einmal abgewiesen. Weshalb ich auch verstehe, dass er nach dem Antrag einfach so angehauen ist. Ohne meine Antwort zu hören." Sie lachte ungläubig. Auch die Menge kicherte leise. Ich war ein Feigling und das wusste nun die ganze Welt.
"Das Ding ist nur, dass ich weder Blumen, noch einen Ring gebraucht habe." Sie drehte sich um die eigene Achse und streckte die Arme aus. "Ich habe auch keine großen Gesten gebraucht." Erklärte sie dann. Gebannt starrte ich sie an. Ich musste wissen, was sie hier tat. Wohin das alles fühlte und hoffte es würde das passieren, was ich glaubte, das passieren würde.
"Aber er hat es verdient." Plötzlich wurde der Spielfeldrand beleuchtet und das Team kam heraus. Jeder von ihnen hatte einen enormen Strauß roter Rosen in den Armen. "Er verdient die Blumen." Sie lächelte und zum ersten Mal begegnete sich ihr Blick. Die Welt um ihn herum verschwand. Denn das hier war genau das was er hoffte das es war. Das hier war die große Geste. Seine große Geste.
"Er verdient große Gesten. Die Größten. So groß, dass sie im Fernsehen ausgestrahlt werden, vor Millionen von Menschen." Sie lachte auf. Ein wunderschönes Geräusch.
"Und Dean..." Sie blickte ihn an und lächelte warm. Dann langsam, als habe sie Angst er würde wieder davonlaufen, ging sie auf die Knie. Ich starrte sie einfach nur an. Konnte kaum glauben, dass das gerade wirklich passierte. Sie holte aus ihrer Tasche eine kleine Schachtel, öffnete sie und ließ einen kleinen Ring aufblitzen. Ich war nicht nah genug dran, um zu sehen, wie er aussah, doch es hätte einer aus dem Kaugummiautomaten sein können. Es hätte mich nicht weniger gekümmert.
"Du hast recht. Diesmal bin ich dran." Erklärte sie leise, mit diesem wunderschönen Lächeln, dass nur für mich bestimmt war.
"Dean Thomas, ich liebe dich seit ich vierzehn bin und will dich für den Rest meines Lebens lieben. Ich will das was meine Eltern haben. Die Art von Liebe die auch die dunkelsten Tage überlebt. Die alles zusammen durchsteht. Und es wäre mir eine Ehre, wenn du das auch wollen würdest. Ein ganzes Leben, um meine Liste abzuarbeiten." Lange sah sie mich an, suchte nach etwas in meinem Gesicht. Doch sie würde nicht anderes finden außer Zustimmung. "Willst du mich heiraten?"
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Ein Cavalier hin und weg
RomanceDer zweite Teil der Cavalier- Reihe. (Teil 1: Ein Cavalier zum Frühstück) "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so. Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte n...