"Was ist denn heute los mit dir, Chief?" Fragte mich Quentin und reichte mir die Hand, um mir hoch zu helfen.
Genervt ließ ich mich auf die Füße ziehen und schüttelte über mich selbst den Kopf. Ich war abgelenkt. Es passierte mir nicht oft, dass ich mich nicht mehr nur zu 100 % auf das Spiel konzentrieren konnte. Dafür war ich zu lange im Geschäft. Ich wusste wie das ablief. Doch das was heute passierte, war einfach nur eine Katastrophe.
Ich hatte jeden Spielzug verhauen, jeden Ball ins abseits befördert, jeden Korbversuch versaut und mittlerweile wollte ich mich schon selbst vom Platz stellen.
"Alter, reiß dich zusammen." Ich schnaubte. Anton hatte gut reden. Er sah mich fragend an. "Tut mir leid." Er schnaubte genervt. "Ist mir scheißegal." Erklärte er nur und ging zurück auf seine Position. Ich tat es ihm gleich. Reiß dich zusammen, Thomas!
Tief atmete ich ein und aus. Blickte auf das Spielfeld. Konzentrierte mich auf die Gegner. Blickte auf die Uhr. Lauschte den rufen der Fans. Dann blendete ich alles aus. Konzentrierte mich auf meinen Herzschlag. Lauschte meinen Atemzügen. Blickte auf und starrte mein Ziel an.
Die Pfeife ertönte und der Ball setzte sich in Bewegung. Ich tat alles, wie ich es immer tat. Reagierte auf das Spiel. Passte mich der Energie meines Teams an und stellte mich der des gegnerischen Teams entgegen.
Ich bekam den Ball. Ich sah mich um. Ich erkannte das Quentin mit einem der Gegner beschäftigt war. Ich sah Anton, der nur drei Meter vor mir stand und frei war. Also gab ich den Ball über einen Bodenpass, vorbei an einem zwei Meter Spieler, ab.
Er erwischte ihn, wandte sich um und machte sich auf den Weg nach vorne. Das Spiel wurde schneller. Doch er wurde von der Verteidigung gestoppt. Ohne zu zögern, bevor jemand mitbekam was er vorhatte, setzte er zu einem Wurf an. Der Ball flog durch die Halle. Und traf. Ohne Ringberührung.
Unsere Fans jubelten. Dan brüllte Befehle und Anton wandte sich mit einem zufriedenen Grinsen zu mir um. Quentin und David gratulierten ihm mit einem Handschlag. Dann kehrten wir in die Aufstellung zurück.
Ich bekam das Spiel kaum mit. Ich versuchte unter dem Radar zu fliegen. Versuchte die Bälle, die ich bekam gut genug zu verteilen, dass mein Team damit etwas anfangen konnte. Versuchte gegnerische Angriffe zu blockieren und war froh, als abgepfiffen wurde.
Mit einem tiefen Atemzug steuerte ich die Bank an und ließ mich darauf sinken. Ohne mich hätten die Jungs heute sicherlich besser gespielt.
Ich blickte auf und war erleichtert, als ich feststellte das wir, zwar knapp, gewonnen hatten. 40:42 für die Cavaliers. Geschlagen erhob ich mich und löste mich von den Jungs die sich noch kurz, wie immer nach den Spielen, von den Fans verabschiedeten. Doch ich ging in die Kabine. Ließ mich auf eine der Holzbänke fallen und schloss die Augen.
"Das war nicht dein bestes Spiel." Erschrocken riss ich die Augen auf und erstarrte als Lucy direkt vor mir auftauchte. Für eine Sekunde glaubte ich, es war soweit, dass ich sie mir einbildete. Doch sie lächelte, setzte sich neben mich und stieß mich mit der Schulter an. Während ich sie noch immer anstarrte.
"Was war da draußen los mit dir? Wo waren deine Gedanken?" Sie hob die Hand und tippte mir mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. Doch ich konnte sie nur ansehen. Ich war fertig. Ich wollte mich nicht gegen den Dran wehren mich an sie zu schmiegen.
Die Woche war echt beschissen gelaufen und hatte in dem absolut beschissenen Spiel geendet. Ich hatte keinen Bock mehr. Und am liebsten wollte ich mich einfach in ein wenig teurem Whiskey verlieren.
Aber eigentlich war das alles ihre Schuld. Lucys Schuld. Wenn ich nicht die ganze Zeit darüber nachdenken würde, was sie an diesem Tag gemeint hatte, dann würde ich auch nicht so abgelenkt sein.
Genervt rutschte ich von Lucy ab. Sie konnte auch nichts für meine Gefühle. Doch es war leichter, sauer auf sie zu sein.
Sie warf mir einen verunsicherten Blick zu, blickte auf die Lücke die nun zwischen uns entstanden war und verzog das Gesicht. Nur kurz. "Hab ich irgendwas..." Fragte sie und hob den Blick. Sie sah so verletzlich auf und mir tat mein plötzlicher Ausbruch leid. Doch so konnte es nicht weiter gehen. Vielleicht sollte ich Antons Rat annehmen und einfach eine andere Frau aufreißen. Bei wem wurde heute eigentlich gefeiert?
Ich stand auf, fuhr mir über den Kopf und wandte mich zu ihr um. Ich wollte sie nicht vor den Kopf stoßen. Das war nicht fair. Sie konnte nichts dafür.
Lucy erhob sich ebenfalls. "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so.
Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte nicht mal gemerkt, dass ich nach ihr gegriffen hatte. Erschrocken sah sie mich an. Und bevor ich wirklich realisierte, was ich tat, hatte ich mit meiner Hand nach ihrem Gesicht gegriffen und zog sie an mich heran.
Ihr weicher Körper prallte gegen meinen. Sie schnappte nach Luft, sah mich an. Ich konnte es in ihren Augen sehen. Sie wollte das ich sie küsste. Es stand ihr ins Gesicht geschrieben. Sie wollte mich küssen.
Unsere Lippen trafen sich hart und ich spürte wie etwas in mir explodierte. Ihre weichen Lippen, ihre weiche Haut unter meinen Fingern. Langsam schob ich meine Hand in ihren Nacken, fuhr mit der anderen über ihren Rücken und presste sie gierig an mich. Überrascht schnappte sie nach Luft und ich nutzte die Chance, um mehr von ihr zu schmecken. Ich küsste sie mit allem was ich hatte. Ich wollte sie. Noch nie so sehr wie in diesem Moment. Und Lucy?
Sie sank an meine Brust, ihre Finger fuhren zu meinen Schultern. Seufzte in meinen Mund. Sie erwiderte den Kuss so bereitwillig. Ich fragte mich, ob sie auf jede meiner Berührung so reagieren würde. Ich wollte es wissen. Ich wollte es so sehr wissen. So sehr, dass es wehtat.
Mit einem tiefen Stöhnen löste ich mich von ihren Lippen, küsste den Winkel ihres Mundes, knabberte an ihrem Kiefer, zog eine Linie sanfter Küsse und kleiner Bissen ihren Hals hinunter. Ihre Haut schmeckte nach allem was ich mir je erträumt hatte. Sie war alles was ich mir je erträumt hatte. Und sie musste das auch spüren. So wie sie auf mich reagierte musste sie es auch spüren. Ich hätte nie geglaubt das es ein süßeres Geräusch gab als ihr Lachen. Doch als sie meinen Namen stöhnte, hätte ich sofort sterben können. Denn ich hatte alles was ich brauchte.
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Ein Cavalier hin und weg
RomanceDer zweite Teil der Cavalier- Reihe. (Teil 1: Ein Cavalier zum Frühstück) "Ich sollte gehen. Tut mir leid." Erklärte sie mit gesenktem Blick und steuerte die Tür an. Sie sollte nicht gehen. Nicht so. Ruckartig griff ich nach ihrem Arm. Ich hatte n...