12 | Eiseskälte - Part III

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Kaum, dass wir Floogs Haus betreten haben, kann ich bereits das Gelächter und Geschnatter unserer Eskorte hören. Aufgeregt plappern sie durcheinander. Floogs bescheidenes Wohnzimmer ist nicht wieder zu erkennen. Überall sind schimmernde Kleidersäcke verteilt. Auf allen Tischen stehen Make-Up-Koffer und weiteres Zubehör des Stylingteams. Mitten drin ist unser Team und umschwirrt Amber als auch Floogs wie ein Schwarm Bienen. Vivette ist die Erste, die uns erspäht. Aufgeregt kreischt sie.

„Oh Finnick! Und du auch, Annie! Es ist ja so schön, euch zu sehen!" Mit weit ausgebreiteten Armen kommt sie auf uns zu. Sie zieht uns gleichzeitig in eine Umarmung und damit in ihre Parfümwolke. Beides nimmt mir den Atem. Finnick drückt sie noch ein schmatzendes Küsschen auf die Wange. Sie hatte schon immer eine Schwäche für ihn.
„Ach wie hübsch ihr beiden ausseht! Mit euch dürften wir nicht so viele Sorgen haben! Aber wann haben wir schon je Sorgen mit dir gehabt, Finnick." Sie kichert während ihre Augen über seinen Körper gleiten. Er übergeht ihre Anmerkung mit einem charmanten Lächeln.

Trexler und Riven kommen hinter uns herein, was Vivette von uns weglockt um über "ihre" jüngste Siegerin zu schwärmen. Von allen Seiten werden wir wortreich begrüßt. Diverse bunte Perücken nehmen mir die Sicht und ich verliere Finnick aus den Augen. Als endlich alle mit mir fertig sind, lande ich neben Amber, die sich eben so unwohl zu fühlen scheint wie ich. Wir tauschen eine kurze Grimasse. Zwischen all dem Glamour des Kapitols fühlen wir uns beide verloren.

„Ihr Lieben, es ist so schön, euch wiederzusehen!", erhebt sich Ceces Stimme über den Tumult. „Ich weiß, dass ihr alle schrecklich aufgeregt seid wegen der Siegertour, aber wir haben heute ein straffes Programm. Schließlich müssen wir euch alle eingekleidet bekommen, bevor der Tag um ist. Und da unser Zug leider eine Panne hatte, sind wir erst spät angekommen. Also husch, husch, an die Arbeit!" Sie klatscht energisch in die Hände.

Eine kleine Frau in einem dramatisch irisierendem Cape kommt auf mich zu getrippelt. Selbst unter all den stetig wechselnden bunten Perücken und Kleidern würde ich sie immer wieder erkennen, meinen kleinen Kolibri aus dem Vorbereitungsteam. Trotz ihrer hohen Schuhe ist sie immer noch einen Kopf kleiner als ich. Ihren wahren Namen konnte ich mir nie merken, also ist sie einfach Kolibrichen für mich, wegen ihrer Größe und flatterhaften Art.
„Lange ist es her, nicht wahr Annie?", fragt sie freudestrahlend. Sie zieht eine ganze Kleiderstange hinter sich her. „Heute bin ich allein deine Stylistin. Ganz wie in alten Zeiten", fährt sie fort, „als ich hörte, dass sie dich anstelle von Mags mitnehmen wollen, da habe ich mir sofort dich als meine Siegerin gewünscht."

Ich kann nicht anders, ich muss ein wenig lächeln. Kolibrichen war schon immer eine gute Seele. Ihre Anwesenheit nimmt mir einen Teil meiner Nervosität. Ganz im Gegensatz zu Roan, dem verantwortlichen Designer. Ein aalglatter Mittfünfziger, dessen angebliche Verehrung für Distrikt vier so weit geht, dass er sich Kiemen hat operieren lassen. Zum Glück scheint er sich ausschließlich für Finnick zu interessieren. Ich bemitleide ihn ein wenig, aber vermutlich kommt er ohnehin besser mit dem Mann aus als ich.

 Ich bemitleide ihn ein wenig, aber vermutlich kommt er ohnehin besser mit dem Mann aus als ich

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Meeressturm | Annie CrestaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt