P.o.V. Undertaker„Ich möchte endlich wieder mit dir zu Hause leben. Und ich werde alles dafür tun."
Das vor 4 Wochen zu hören, das war wohl der schönste Moment bisher.
Zu hören wie Grell endlich.. wie sie der Krankheit nicht mehr diese Kontrolle geben wollte.
Ich war so stolz.
Ich wollte in die Welt schreien, dass meine Partnerin so unglaublich stark war.
Wie toll sie war!
Und so mutig..
So unglaublich schön und wundervoll.
Und heute war es so weit.
Das erste Mal, dass sie nach Hause durfte- und das direkt über Nacht.
Samstag 9 Uhr bis Sonntag 21 Uhr, dass ich aufgeregt war, war wohl eine Untertreibung.
Natürlich liefen die letzten 4 Wochen nicht perfekt, und natürlich war es schwer.
Sie hat schließlich 14kg jetzt zugenommen, und das war alles andere als einfach.
Herr Revens bat mich zu einem Gespräch zu ihm letzte Woche, um das Wochenende heute zu besprechen, was ich tun sollte und was nicht.
Keine Kommentare über Grells Körper, kein ‚du siehst gesünder' oder ‚siehst besser' aus, wir haben die Essenszeiten noch mal genau besprochen und das Dokumentieren dieser.
Das habe ich natürlich auch William erzählt.
Eigentlich war es nicht üblich bei einem Gewicht wie bei Grell nach Hause zu gehen, doch meinte die Station, sie hätte sich so angestrengt, dass sie das belohnen wollten.
Und natürlich war ich mehr als froh deswegen.
Ich wartete vor der Tür des Dienstzimmer der Station, angelehnt an die Wand.
Ich hörte ihre freudige Stimme immer wieder über die Flure hallen, wie sie schaute ob sie auch wirklich alles dabei hatte, ihre neue Zimmernachbarin fragte ob sie denn wirklich gut aussah.
Ich war durchgehend am lächeln, was per se nicht unüblich war, doch in letzter Zeit bekam mein Lächeln immer aufrichtiger.
Jetzt kam endlich Grell aus ihrem Zimmer, das Haar hinter ihr schwingend und eine leichte Röte im Gesicht.
Mein Lächeln wurde immer größer, und meine Augen weiteten sich.
Ein Kleid.
Sie trug einen helles rot weißes Kleid.
Eine süße längere Schleife oben am Kragen, weite Ärmel mit Verzierungen und noch mehr Schleifen die den Stoff zusammenhielten.
Das Kleid betonte die Taille und schmale Figur.
Weiße Woll Kniestrümpfe die dem ganzen einen noch sanfteren Look gaben, schwarze Details überall eingebaut.
Mein Atem stockte kurz unbewusst bei dem Anblick und meine Wangen wurden heiß, doch ich konnte mich schnell wieder herholen.
Sie sah so aus also wollte sie mich am liebsten sofort anspringen, doch behielt sie sich das wohl für zu Hause auf.
„Viel Spaß!"
Riefen einige andere Patienten, und Grell lachte ein Danke.
Herr Rica öffnete die Tür und gab mir ein paar Zettel, wir bedankten uns und gingen dann los.
Aus der Tür raus griff meine Hand wie automatisch ihre.
„Du siehst wundervoll aus."
Sagte ich und lehnte mich zu ihr runter, küsste sie und schnappte mir dabei ihre Tasche, damit sie nicht mehr tragen musste.
Ich spürte wie sich ein Lächeln bei ihr formte.
„Sagst du."
Sagte sie und griff noch mal meinen Kragen und riss mich runter mit einem überraschenden Kuss.
Ich lachte und fuhr mit meiner Hand über ihr Haar.
„Da ist wohl jemand aufgeregt heute."
„Pfff..!"
Sie schlug mit ihrem Ellenbogen gegen mich und ich lachte.
Es dauerte nicht lange bis wir zu Hause waren.
„Wenn du willst kannst du dich heute auch mit William oder Sebastian treffen."
Sagte ich beim Aussteigen und schloss das Auto ab.
Ich musste mit dem Auto kommen, damit Grell nicht zu viele Kalorien verbrennt- es war zwar eher nervig und umständlich hinsichtlich zum Vergleich der Kräfte eines Shinigami, doch war es wohl lächerlich, das einen einen ‚Nachteil' zu nennen.
„Erstmal will ich Zeit mit dem alten Grauhaarigen verbringen! Dann kann vielleicht der Rest kommen."
Sagte sie und schritt voran.
Abrupt drehte sie sich um.
„Ist der Flügel da?!"
Ich kicherte etwas und nickte, ließ ihre Bemerkung unkommentiert.
Ich Augen leuchteten und sie lief schnell nach oben.
„Nicht rennen!"
Rief ich lachend hinterher.
Auch ich machte mich auf den Weg nach oben, und hörte schon das freudige Schrillen.
„Oh Adrian danke!!"
Bewundernd betrachtete sie jede Ecke des Flügels, hatte ihn schon geöffnet, sah sich die Pedale an und den Hocker, sowie das Innenleben.
„Es ist so toll! Danke!"
Ich wurde in eine feste Umarmung gedrückt und auch ich konnte nicht aufhören zu lächeln.
Mein Blick ging zu ihr und tatsächlich wurden die grünen Augen vor mir etwas glasig.
Ich grinste nur breit und küsste sie.
Der Flügel hatte extra eine eigene Ecke, damit immer noch genug Platz da war und die Akustik gut.
Grell lehnte sich etwas an mich und beruhigte sich.
„Was ist mit dem alten Tisch?"
Fragte sie als sie auf den neuen längeren Tisch blickte.
Ach ja.
„Der war etwas instabil und drohte kaputt zu gehen, da habe ich einen Neuen geholt."
Mit runzelnder Stirn schaute sie mich an und es war klar, dass sie mir nicht glaubte.
„..Vielleicht war ich ein wenig wütend und der Tisch ist dabei kaputt gegangen."
Sie musste etwas lachen auch wenn es ihr leid tat.
„Aber der Neue sieht auch gut aus."
Ihr Gesicht grub sich in meine Brust und ihre Hände gtiffen meine, streichelte über den Handrücken.
„Ich liebe dich."
Ich lächelte.
„Ich dich auch."Es war Mittagszeit, bis dahin hatte sie ihre Sachen zurecht gelegt und fand sich allgemein gut ein.
Natürlich wurde der Flügel schon gespielt, und es tat so gut wieder etwas anderes als Stille und das Knacken der Heizung zu hören. Anfangs hatte ich mir eingebildet ihre Stimme zu hören, zu ganz banalen Dingen.
‚Wann sollen wir einkaufen gehen?',
‚Ich muss mal meine Bettwäsche wechseln..'
oder
‚Ich liebe dich Adrian.'.
In die Wohnung zu kommen ohne sie zu sehen war,, schwer. Es war so schwer auszuhalten, eine solche Leere zu spüren..
Doch jetzt war sie da.
Wir saßen am Tisch, es gab vegetarischen Gulasch mit Reis und Gemüse– welchen wir sogar zusammen gemacht haben.
Ich hatte schon.. Erwartungen oder Vorstellungen, wie die Mahlzeiten liefen oder laufen ‚sollten' (auch wenn ich das nicht eingestehen wollte), doch das hatte wirklich meine Erwartungen übertroffen. Es lief um weiten besser als erwartet.
Natürlich existierte noch das Beinewippen, der ängstliche Blick von mal zu mal, das Innehalten und das Besteck abgelegen, die zittrigen Atemzüge oder das eine Glas Cola Light zu viel– doch im Endeffekt aß sie auf, in einer angemessen Zeit. Sogar ohne Kommentare davor oder währenddessen (außer einem ‚wooow alter Mann, das sieht ja deliziös aus).
Anscheinend hat die Klinik Grell nicht nur geholfen, doch sie hat sie auch frecher gemacht wie mir scheint.
„Da ich ja keine Ruhepausen mehre habe..", fing sie an, „Wollen wir aufs Dach und etwas Spielen?"
Ihr Blick verriet mir, dass sie nichts dagegen hätte wenn wir mehr als nur ‚spielen' würden.
„Benimm dich, Madame."
Grinste ich.
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A Way To Escape
FanfictionTrigger Warning : Essstörung. Anorexie und Grell - zwei sich Suchende finden sich. Der Rotschopf wusste keinen Ausweg mehr, er hat keine andere Strategie, keinen anderen Bewältigungsmechanismus je gelernt, als Kontrolle. Es fällt ihm alles durch...