P.o.V. GrellIch lag auf dem Sofa, erschöpft von dem ganzen Tag.
Vor allem wegen des Sports, meine Gliedmaßen waren am Ende, konnte kaum stehen.
Gerade fertig mit der Spätmahlzeit schaute ich unkonzentriert zur Decke, Musik lief.
Ein Bein angewinkelt und Hände gefaltet summte ich mit.
Der Grauhaarige saß am anderen Ende der Garnitur, las ein Buch und hatte seine Brille auf.
„Aus meiner Perspektive siehst du viel schlauer aus als du eigentlich bist."
„Ey."
Sagte er und wandte den Blick nicht ab, woraufhin ich lachen musste.
Er sah gut aus mit der Brille.
„Erst gestehst du mir deine Liebe und dann kommt das."
Zwinkerte er und ich errötete.
„Pfffpf."
Machte ich und schloss meine Augen.
Ich ließ meinen Arm die Lehne herunterfallen.
Am liebsten würde ich jetzt schlafen, erlaubte es mit aber nicht.
Schließlich muss ich noch irgendwie verdauen, und das vorm Schlafengehen, bestenfalls.
Er klappte sein Buch zu.
„Durch?"
Fragte ich halbanwesend.
Er saß schon seit einigen Tagen dran.
„Jap."
Murmelte er, betonte das ‚p'.
„Dir könnte es auch gefallen."
Fügte er dann hinzu und legte es auf den tiefen Tisch vor mich.
„Hmhmm."
‚Komm, ich erzähl dir eine Geschichte', hieß es.
„Dann kannst du mir ja morgen sagen wie du's findest."
„Weil ich das ja auch so schnell durchlese."
„Nicht?"
Er zog seine Augenbrauen hoch.
„Also,"
Er setzte sich wieder, vor mich.
„Lass dir am Besten ein paar Tage Zeit um wirklich über die Sachen nachzudenken, ich muss dich wohl eher aufhalten, dass du morgen nicht alles durchliest."
Ich summte nur als Antwort, zu müde um großartig darauf einzugehen.
Er setzte seine Brille ab, machte es sich dann bequem, lag halbsitzend neben mir.
„Außerdem,"
Er drehte seine Augen zu mir.
„Schläfst du heute nicht oben. Entweder wir beide zusammen auf der Couch oder in meinem Zimmer."
Jetzt verzog ich meine Züge.
„Wieso das denn?"
Schnippte ich und überkreuzte meine Arme.
„Ich lasse dich nicht noch mehr Sport machen. Denkst du ich bemerke das nicht?"
„Pffff."
Ich verdrehte meine Augen.
„Nichts ‚pff'."
Eigentlich bin ich ganz zufrieden heute mit Thema Bewegung - klar hätte ich mehr gemacht, aber es ist.. okay.
„Wenn du dich beim Schlafen zu Tode weinst weil du so einsam bist, leiste ich dir doch gerne Gesellschaft."
Gab ich dann monoton von mir und skippte durch meine Playlist.
„Schön. Wohnzimmer oder mein Zimmer?"
Wie war das denn jetzt eigentlich, würden wir.. ein gemeinsames Zimmer haben? Oder doch getrennte Räume?
„Mir egal."
Ich wollte nur nicht entscheiden.
„Dann mein Zimmer, das Sofa macht mir auf Dauer irgendwie Rückenschmerzen.."
Ich lachte auf.
„Bitte? Die Couch ist so bequem, alter Mann."
Rief ich ungläubig.
Die ist fast besser als mein Bett..!
Wobei ich aber auch überall schlafen kann.
„Wortwahl, Madame."
Ich grinste und setzte mich auf, saß dann neben ihm - Blick immer noch zum Bildschirm gewandt, der Liste voller Lieder.
„Würdest du dich etwa als jung bezeichnen?"
„Hallo?"
Stark getroffen legte er seine Hand unters Schlüsselbein.
„Stimmt, denn 800 Jahre sind ja gar nichts."
Sagte ich abwesend, leicht schmunzelnd, und drückte dann im Endeffekt (und frustriert) auf ‚shuffle'.
„Oder doch mehr?"
Ich drehte meinen Kopf zu ihm, er hatte eine Augenbraue oben.
„Und du? 300, oder?"
Ich wedelte mit einer Hand.
„Spekulationen."
Zwinkerte ich.
Es war doch scheiss egal wie alt jemand war, oder eben auch nicht war.
Als Shinigami sowieso.
„Stehst einfach auf jemanden der drei Mal so alt ist wie du."
Sagte er und lehnte sich mehr ins Sofa, Arme am Hinterkopf überkreuzt.
„Oder drei Mal so jung - du bist hier der Creep, nicht ich."
Er lachte.
„1:0."
Fügte ich hinzu und griff nach meinem Glas, nahm einen Schluck und ließ mich nach hinten fallen.
Meine Arme nach links und rechst ausgebreitet, Beine über der Sofakante, Füße berührten beinahe den Boden.
No Suprises von Radiohead lief.
„Sollen die anderen es erfahren?"
Fragte ich, sah den Grauhaarigen im Augenwinkel der mich offensichtlich anschaute.
„Willst du, dass die anderen es erfahren?"
Überlegend stoß ich ein wenig Luft aus.
„Ich weiß nicht, deswegen frag ich ja."
Mein Blick ruhte sich auf der Decke über mir aus.
„Wenn du möchtest, dass wir es sagen, dann machen wir das so, wenn nicht, dann erstmal nicht."
„Ich hasse es Entscheidungen zu treffen. Das müssen wir zusammen machen."
„Ich bin mit Beidem einverstanden. Auf Dauer es keinem zu sagen natürlich nicht, den Kindergarten mache ich nicht mit. Aber jetzt gerade muss es keiner erfahren, wir können uns damit Zeit lassen. Ob Tage oder Wochen."
Die Musik durchhallte den Raum.
Ich schmunzelte und zog meine Augenbrauen hoch.
„Vielleicht triffst du ja in ein paar Wochen Jemanden der vier Mal so jung ist wie du, dann wäre unser Erzähl-Thema vom Tisch."
„Red' keinen Schwachsinn."
Sagte er leicht lachend, umschlug wieder seine Beine.
„Wen soll ich denn bitte treffen, die Herren in meinem Keller in der Särgen sind nicht so tolle Gesprächspartner wie du."
„Da bin ich aber beruhigt - mit einer Leiche betrogen zu werden, wie schrecklich peinlich. Wobei, ein Skelett hast du ja schon."
Fiel mir dann lachend ein und er schüttelte augenrollend, leicht schmunzelnd seinen Kopf.
Ich konnte darüber Witze machen - mein Sarkasmus könnte das glaube ich auch nicht anders zulassen.
Oder der Zynismus, wie man's nimmt.
Ich legte eine Hand, den Handrücken, auf meine Stirn.
„Also lassen wir uns erstmal Zeit."
Wiederholte er dann, ich nickte.
Erstmal.
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A Way To Escape
FanfictionTrigger Warning : Essstörung. Anorexie und Grell - zwei sich Suchende finden sich. Der Rotschopf wusste keinen Ausweg mehr, er hat keine andere Strategie, keinen anderen Bewältigungsmechanismus je gelernt, als Kontrolle. Es fällt ihm alles durch...