Blick in die Zukunft

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Hetta erschien am nächsten Tag sehr pünktlich, angetan mit einem pelzverbrämten dunklen Mantel und einem Barett aus Wolle, welches mit einer Fasanenfeder geschmückt war, zu dem verabredeten Spaziergang. Zu Samanthas Überraschung hatte sie Richard im Schlepptau. Er trug wieder den grauen Mantel und den hohen Hut, wie bei ihrer Begegnung im Regen. Er winkte ab, als der Butler ihm Mantel und Hut abnehmen wollte und erklärte, dass er in der Nähe Zutun hätte und sich leider nicht länger aufhalten könne.

„Sie sind uns jederzeit willkommen, werter Vetter", sagte Mrs Hedgeworth freundlich. „Es ist uns stets eine außerordentliche Freude, Sie zu sehen, nicht wahr, Samantha?"

„Oh ja", stimmte sie zerstreut zu.

„Das nächste Mal werde ich etwas mehr Zeit mitbringen", versprach er Mrs Hedgeworth. „Soll ich dich später wieder abholen?", wandte er sich dann an Hetta.

„Ja, gern, aber lass dir ruhig Zeit", erwiderte seine Schwester gut gelaunt. „Wir haben uns viel zu erzählen."

„Dann wünsche ich euch einen schönen Tag." Er nickte grüßend, wechselte noch ein Abschiedswort mit Mrs Hedgeworth und wandte sich zum Gehen.

Samantha nutzte die Gelegenheit und stand schnell auf. „Bitte halten Sie mir die Tür auf, Vetter, ich will schnell meinen Hut holen."

Lord Velton öffnete die Tür und trat mit der Türklinke in der Hand einen Schritt zur Seite um Samantha hinauszulassen. Sie schlüpfte hinaus in die Halle. Dann schloss er die Tür sorgfältig hinter ihnen. Sie waren allein in der Halle und Richard machte ein paar Schritte weg von der Tür, so dass man ihn von drinnen nicht hören konnte.

„Du hast etwas auf dem Herzen. Was ist es?", fragte er leise und ohne Umschweife.

Samantha zeigte sich von seinen direkten Worten nicht überrascht. 

„Nicht hier in der Halle", raunte sie ihm zu und bedeutete ihm in ein anderes Zimmer zu folgen. Eiligen Schritts ging sie voran in den Salon, in dem Mr Garret sie zu malen pflegte. Das unfertige Portrait stand auf der Staffelei und wartete darauf, vollendet zu werden und Richard durchquerte zielstrebig das Zimmer und blieb vor dem Bild stehen, während Samantha überlegte, wie sie sagen sollte was sie zu sagen hatte.

„Ich wusste es. Das Gemälde wird dir nicht gerecht."

„Es ist noch nicht fertig."

Richard ließ ihren Einwand nicht gelten. „Er hat deine Züge recht gut getroffen, aber die Facetten deines Wesens konnte er nicht einfangen und bei deinen Augen hat er vollkommen versagt", sagte Richard, den Blick nicht von dem Gemälde wendend, die Stirn nachdenklich gefurcht, als wäre er ein Kunstkritiker, was er jedoch definitiv nicht war.

„Mr Garret ist ein anerkannter Künstler", erwiderte sie ein wenig schnippisch. „Ich glaube nicht, dass du besonders viel von Kunst verstehst."

Er hob den Blick und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. „Nein, absolut nicht", gab er zu. „Aber ich kenne jedes Grübchen und jede Sommersprosse in deinem Gesicht und jede der zig Grünschattierungen, die sich je nach Gemütszustand in deinen Augen widerspiegeln. Das Gemälde zeigt nichts davon."

Samantha schluckte. Seine mit sanfter Stimme vorgebrachten Worte waren nicht gerade hilfreich, wenn es darum ging, einen klaren Kopf zu bewahren.

„Ich habe keine Sommersprossen", gab sie trotzig zurück.

„Ein paar", widersprach er sanft. Er musste es wissen, er hatte jede einzelne davon des Öfteren geküsst, aber diese Erinnerung sollte er jetzt besser nicht aufleben lassen. Stattdessen bemühte er sich um einen nüchternen Gesichtsausdruck und gab seiner Stimme einen neutralen Klang. „Also, was gibt es?", fragte er und wandte sich von dem unvollendeten Portrait ab und ihr voll zu.

In Love and War - Geheimnis um FerywoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt