Glück mit Schatten

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Samantha blinzelte in das grelle Licht der Märzsonne und strich sich die Haare aus dem Gesicht. Hatte ihre Zofe am Vorabend vergessen, die Vorhänge zuzuziehen? Das sah Becky gar nicht ähnlich. Verschlafen wandte sie den Kopf und sah Richard neben sich liegen. Sofort überkam sie das warme Gefühl, das sie immer verspürte, wenn sie ihn erblickte. Er sah im Schlaf friedlich und unschuldig wie ein kleiner Junge aus. Sein dunkles Haar fiel ihm wirr in die Stirn, seine Augen waren unter dichten dunklen Wimpern geschlossen und seine weichen Lippen waren im Schlaf leicht geöffnet. Ihr Blick wanderte weiter über seinen empfindsamen Hals und die nackten Schultern, die muskulöse Brust und die kräftigen Arme. Als spüre er, dass sie ihn beobachtete, regte er sich im Schlaf. Seine Augenlieder zuckten und er verzog fast widerwillig den Mund, als wehrte er sich gegen das Aufwachen. Dann begann seine Hand neben sich zu tasten und Samantha rutschte näher, so dass seine Hand sie fand, und schmiegte sich mit dem Rücken gegen seine Brust. Er zog sie an sich und vergrub sein Kinn in ihrem Haar, das ihn kitzelte. Er gab ein zufriedenes Geräusch von sich. So waren sie in der vergangenen Nacht auch eingeschlafen. 

„Guten Morgen", sagte sie leise. „Gut geschlafen?"

„Hmm", machte er und zog sie enger zu sich heran. „Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt so gut geschlafen habe", murmelte er gedämpft in ihr Haar und es stimmte. Wenn sie zusammen waren träumte er nicht. Keine quälenden Erinnerungen an eine Feuersbrunst und einen sterbenden Freund suchten ihn heim und auch das Gesicht des Trommlerjungen, den er hatte erschießen lassen, war ihm nicht mehr im Traum erschienen, seit sie die Nächte zusammen verbrachten. „Danke", flüsterte er mit tiefer Stimme.

„Wofür?"

„Bei dir kann ich ruhig schlafen. Ich habe seit Tagen keine Albträume mehr gehabt."

„Das ist gut", flüsterte sie. Sie wusste von seinen wiederkehrenden Albträumen und nahm an, dass es sich bei diesen Träumen um einer Art Kriegsneurose handelte, nur dass dieser Begriff noch gar nicht existierte. Sie hob seine Hand, die er von hinten um sie geschlungen hatte, an die Lippen und platzierte einen Kuss auf seine Daumenwurzel. "Das ist sehr gut", widerholte sie. „Besonders ruhig habe ich die Nacht allerdings nicht in Erinnerung."

Sie spürte in ihrem Rücken, wie er leise in sich hineinlachte. Dann veränderte er seinen Griff und ihr war dabei sehr deutlich bewusst, dass sie beide unter der Decke nackt waren. Sie merkte, dass er nichts gegen eine Fortsetzung der vergangenen Nacht einzuwenden gehabt hätte und sie wäre nicht abgeneigt gewesen, wäre da nicht die Tatsache, dass jeden Augenblick Becky mit dem heißen Wasser zum Waschen kommen würde, wie sie das jeden Morgen tat. Das sagte sie ihm.

„Sie war schon da", gab er gelassen zurück. „Die Vorhänge sind aufgezogen und der Wasserkrug steht auf dem Waschtisch."

Samantha versteifte sich augenblicklich und hob den Kopf. Tatsächlich, die Vorhänge waren am Vorabend verschlossen gewesen und jetzt geöffnet, deshalb war es auch so hell im Zimmer, und der große Krug mit dem Blumenmuster stand auf dem Frisiertisch bereit. Samantha fragte sich, was Becky dachte, schließlich hatten sie sich bisher Mühe gegeben, diskret zu sein. Becky hatte ihr gestern Abend wie gewohnt aufgewartet, Samantha war ins Bett gehuscht und Richard war erst zu ihr gekommen, nachdem er seinen Kammerdiener entlassen und es im Haus still geworden war. So handhabten sie es seit einigen Nächten. Normalerweise ging Richard im Morgengrauen zurück in sein Zimmer und tat zumindest so, als hätte er dort geschlafen. „So viel zu Diskretion", murmelte sie.

„Wo sind deine modernen Moralvorstellungen hin, Liebes?", schmunzelte er, während seine Hand über die Rundung ihrer Hüfte strich. „Deine Zofe war vermutlich weniger schockiert, als du denkst. Sie weiß sicher längst Bescheid, dass wir die Nächte miteinander verbringen. Wie mein Kammerdiener und der Rest der Dienerschaft vermutlich auch."

In Love and War - Geheimnis um FerywoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt