Zurück im Wald

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Kaum lag Samantha an jenem Abend nach dem Dinner im Bett, als die Frage, wie sie wieder nach Hause kommen sollte, wieder in den Vordergrund rückte. Ihre Grübelei hielt sie noch eine Weile wach, aber schließlich fiel sie in einen unruhigen Schlaf und sie erwachte früh am nächsten Morgen. Es war noch dunkel, als sie sich im Bett aufsetzte, aber weiterschlafen wollte und konnte sie nicht, denn ehe sie eingeschlafen war, hatte sie einen Entschluss gefasst. Sie musste zurück in den Wald. Sie hatte ein Leben, das auf sie wartete und Freunde, die sich um sie sorgten. Sie musste zumindest versuchen, einen Weg zurück in ihre Zeit zu finden. 

Solange es so ruhig im Haus war, würde niemand ihr Verschwinden bemerken. Sie suchte nach der Nachttischlampe, aber natürlich gab es keine. Es stand eine Kerze und eine Zunderbüchse bereit und zum Glück hatte sie bei einer Veranstaltung im Museum gelernt, wie man damit eine Kerze anzündete, sonst hätte sie sich vollkommen im Dunkeln anziehen müssen, wobei die Kerze allerdings nur wenig Licht spendete. Ihr hellblaues Kleid hing wieder im Schrank und sie zog es schnell an. Anschließend kämmte sie ihr Haar mit einigen Bürstenstrichen und ließ es offen über ihre Schultern fallen, denn sie hatte es eilig.

Im Haus war es noch vollkommen still als sie ihre Zimmertür leise hinter sich schloss. Nicht einmal aus dem Küchentrakt drang das kleinste Geräusch. Sie erinnerte sich an den kleinen selten benutzten Seiteneingang, der in ihrer Zeit halb von Efeu und Rosenranken überwuchert war, aber jetzt direkt zum Stallhof und zum Park führte. Sie glaubte sich auch zu erinnern, dass Lord Velton mit ihr jene Tür benutzt hatte als er sie zum Haus getragen hatte, aber sie war zu benommen gewesen, um wirklich darauf zu achten. Sie fand die Treppe und ging hinunter. Die schwere Eichentür am Fuße der Treppe war mit einem altmodischen Eisenriegel verschlossen, der sich aber problemlos zurückschieben ließ. Die Luft war feucht und kühl, als sie hinausschlüpfte und sie wünschte, sie hätte daran gedacht, einen Mantel anzuziehen. Jetzt wollte sie, aus Furcht entdeckt zu werden, nicht mehr zurück gehen und ging stattdessen schnell über den Rasen in Richtung Wald. Beim Gehen würde ihr schon wärmer werden.

Samantha war ein wenig irritiert, denn der Park war noch ganz anders angelegt, als sie ihn aus der Zukunft in Erinnerung hatte und dann fiel ihr ein, dass der Park erst in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts die Form erhalten würde, die sie kannte. Die Wege verliefen zum Teil anders und Bäume, die sie als alte Baumriesen in Erinnerung hatte, gab es noch gar nicht, oder waren noch nicht viel mehr als Sträucher. Dafür gab es alte Bäume entlang des Weges, die in ihrer Zeit längst Herbststürmen oder der Säge zum Opfer gefallen waren. Sie entschloss sich daher, quer über den Rasen zu gehen und sich grob an dem Bachlauf zu orientieren, den sie kannte. Zum Wald würde sie so kommen, fraglich war nur, ob sie im Wald den richtigen Pfad finden würde, denn sie hatte in der Dunkelheit nicht auf den Weg geachtet, sondern war nur den seltsamen Stimmen gefolgt.

Sie umrundete gerade eine mächtige Rhododendronhecke, als sie Schritte im Kies hörte und sich reflexartig in den Schatten der Hecke zurückzog. Es war noch immer nicht richtig hell, aber als sie um die Ecke lugte erkannte sie ganz deutlich die Umrisse Lord Veltons. Er war allein. Sie beobachtete, wie er mit festem Schritt, aber nachdenklicher Miene, den Weg entlang ging. Dann realisierte sie, dass er direkt auf sie zu kam und wie peinlich es wäre, wenn er sie dabei erwischte, wie sie sich im Gebüsch versteckte. Also machte sie zwei zögernde Schritte aus dem Schatten der Hecke, so dass er sie sehen musste. Er blieb stehen und schien in der Bewegung zu erstarren. Dabei machte er ein Gesicht, als würde er einen Geist sehen. Nach zwei oder drei Sekunden fasste er sich jedoch und kam direkt auf sie zu.

"Guten Morgen, Sir", sagte sie mit einem entschuldigenden Lächeln. "Ich wollte Sie nicht erschrecken."

"Guten Morgen, Miss Stevens. Das haben Sie in der Tat", erwiderte er nicht unfreundlich. " Wo kommen Sie um diese Zeit her?"

In Love and War - Geheimnis um FerywoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt