Geständnisse

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Samantha blieb am obersten Treppenabsatz stehen blinzelte, tief durchatmen, die aufsteigenden Tränen weg. 

Sie wusste, sobald sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, dass sie ihren Frust nicht an Richard hätte auslassen dürfen, aber sie fühlte sich so unendlich machtlos, war wütend und traurig zugleich. Sein plötzliches Auftauchen im denkbar falschesten Augenblick. Ihr ganzes kompliziertes Leben zwischen zwei Welten und das Gefühl in keine von beiden zu gehören, den Mächten ausgeliefert zu sein. Richard hatte ihre Warnung ignoriert und war wieder Soldat. Er hatte gesagt, er hätte nichts mehr zu verlieren. Suchte er den Tod? Ein kalter Schauer lief ihr bei dem Gedanken über den Rücken und sie wäre fast zurück in das Zimmer gelaufen, in dem sie ihn gerade stehen gelassen hatte, aber sie tat es nicht. Was hätte sie nach ihrem Ausbruch gerade eben auch jetzt noch sagen können? Sie war zu aufgewühlt und er hatte seine Entscheidung bereits getroffen. Außerdem verunsicherte sie sein hartnäckiges Schweigen. Es sah ihm nicht ähnlich, ihre Temperamentausbrüche nicht wenigstens mit einer spitzen Bemerkung zu quittieren, aber diesmal hatte er es gar nicht versucht.

„Samantha! Hier stecken Sie!", rief Lady Velton und riss Samantha aus ihren Gedanken. Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über die Augen und wandte sich mit einem aufgesetzten Lächeln der Lady zu. Lady Velton sah erleichtert aus, sie gefunden zu haben. Ihre hohe Stimme klang vor Aufregung schrill. „Ein Notfall! Der Punsch ist leer!"

Lady Velton kam, wie Samantha wusste, nicht gut mit Stress zurecht und Samantha zwang sich zu einem beruhigenden Lächeln. „Oh, das geht natürlich nicht. Ich komme sofort und sorge für Nachschub."

Samantha hatte den Punsch nach Hetta Shepherds Rezept selbst zubereitet und ihn nur ein wenig dem Zeitgeschmack angepasst, indem sie ihn etwas weniger stark und dafür fruchtiger gemacht hatte. Es war gut, dass sie etwas zu tun bekam. Die nächste halbe Stunde verbrachte sie in der Küche, schnitt Orangen und Zitronen klein und kippte flaschenweise Wein und andere Zutaten in den Behälter. Dann half sie der Spülkraft beim Abtrocknen und füllte am Buffett saubere Teller und Gläser auf. Es gehörte eigentlich nicht zu ihren Aufgaben, aber es lenkte ab.

„Ich dachte schon, du wärst gegangen, aber du warst bei Veltons Cousin, stimmts?", fragte Robin, der zu ihr trat, gerade als sie am Buffett fertig geworden war und noch ein paar Worte mit einem der Kellner wechselte.

Samantha sah zu ihm auf, sie wollte nicht schon wieder mit ihm über Richard reden und stieß nur einen Seufzer aus.

„Hey, was ist los?", fragte Robin und musterte sie eindringlich. „Du bist ja ganz blass. Was hat er getan?"

„Nichts, selbstverständlich!", Sie senkte kurz den Blick und zupfte an dem safrangelben Stoff ihres Kleides herum. Als sie zu ihm aufsah lächelte sie. „Ich war in der Küche und habe noch eine Wanne voll Punsch gemacht. Willst du probieren?"

Schnell schenkte sie zwei Becher voll und reichte ihm einen davon. Robin bestätigte ihr, dass der Punsch sehr gut gelungen wäre, aber ganz ließ er sich nicht täuschen. Er kannte sie so lange, dass er wusste, wann ihre Fröhlichkeit aufgesetzt war, aber er wusste auch, dass sie ihre Sorgen und Probleme gerne mit sich selbst ausmachte und ihn nicht an sich heranlassen würde, wenn er sie drängte. So hatte sie sich verhalten, als sie ihr Studium geschmissen hatte um sich um ihren kranken Vater zu kümmern. Damals hatte sie sich monatelang nicht gemeldet. Er musste behutsam vorgehen, wenn er sie nicht vergraulen wollte. 

„Es mag etwas unkonventionell sein, Sir", sagte Samantha dann lächelnd zu Robin aufblickend. „aber würden Sie mit mir tanzen? Der nächste Walzer ist auf meiner Tanzkarte noch frei."

Robin schmunzelte über die Leichtigkeit, mit der sie in die antiquierte Art zu sprechen wechseln konnte, auch wenn er wusste, dass ihr Lächeln und die Aufforderung zum Tanz bloß Ablenkungsmanöver waren. 

In Love and War - Geheimnis um FerywoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt