„Kommt er heute zurück?", fragte Samantha. Sie sah bestimmt zum zehnten Mal an diesem Vormittag aus dem Fenster auf die Auffahrt hinunter. Der Himmel war bewölkt und es ging immer wieder ein kühler Wind, der vom Meer her kam. Die Hitze der letzten Tage schien jedenfalls vorüber zu sein. Samantha hatte den Eindruck, das Wetter spiegle ihre Stimmung wider, denn sie fühlte sich unruhig und unausgeglichen und jeder Versuch in den letzten Tagen, etwas Vernünftiges zustande zu bringen, war zum Scheitern verurteilt, weil Richard nach London gereist war, um zu Retten was zu Retten ging. Samantha vermutete, dass sie Hetta mit ihrer Unruhe auf die Nerven ging, aber sie konnte es nicht ändern. Zu viel stand auf dem Spiel.
„Er müsste heute ankommen, ja", antwortete Hetta nicht zum ersten Mal an diesem Tag.
„Er ist vor über einer Woche nach London gefahren und er wollte nicht länger als zwei Tage bleiben. Was hält ihn bloß auf?"
„Richard wird seine Gründe haben", beruhigte sie Hetta in ihrer ruhigen Art. „Es muss kein schlechtes Zeichen sein, wenn er länger fortbleibt." Unter anderen Umständen hätte ihre Ruhe auf Samantha ebenfalls beruhigend gewirkt, aber heute erreichte sie sie nicht. Stattdessen machte Samantha noch eine Runde durch das Zimmer. Sie konnte nicht stillsitzen.
„Geh ein bisschen im Park spazieren", schlug Hetta vor. „Wenn Richard während deiner Abwesenheit eintrifft, wird man dich holen."
Samantha zögerte. Das Wetter war alles andere als einladend, aber frische Luft würde ihrem ruhelosen Gemüt vielleicht doch guttun. „Also gut, aber lass mich sofort holen, wenn er da ist. Napoleon, komm!"
Der Hund sprang auf und lief schwanzwedelnd zu ihr. Samantha ließ sich von Becky Hut und Mantel holen und dann ging sie mit Napoleon hinaus. Er sprang freudig voran und bellte aus purer Lebenslust. Der unangenehme Nieselregen und der Wind schien ihm nichts auszumachen, aber Samantha zog den Mantel enger um ihren Körper und band ihren Hut fester. Sie warf dem Hund Stöckchen und er entwickelte großes Geschick darin, ihr das Stöckchen nicht wieder zu bringen, sondern immer aufzuspringen und weg zu laufen, sobald sie sich näherte. Als Samantha das Spiel langweilig wurde, fing sie an, ihn mit einem zweiten Stock abzulenken und so klappte es besser. Bald waren sie beide außer Atem und nass, aber es fühlte sich gut an.
Dann hörte sie jemanden ihren Namen rufen. Es war Pelham höchstpersönlich, der mit einem großen Regenschirm bewaffnet nach ihr suchte. Der alte Butler wirkte irgendwie fehl am Platz im regennassen Park und Samantha fiel auf, dass sie ihn noch nie außerhalb des Hauses gesehen hatte. Sie lief auf Pelham zu und rief dabei nach Napoleon.
„Ist Seine Lordschaft zurück?", fragte sie den Butler atemlos.
Pelham vergaß ganz, sie missbilligend zu mustern, obwohl ihr das Haar feucht an der Wange klebte und der Saum ihres Kleides schmutzig war. Im Gegenteil, er sah erstaunlich wohlwollend aus und seine Stimme klang freundlich. „In der Tat, Miss. Wenn Sie mir bitte ins Haus folgen wollen?"
„Ja, selbstverständlich."
Pelham spannte den Regenschirm über ihr auf, obwohl sie längst nass war, und als sie zum Haus gingen, konnte er kaum schritthalten, weil Samantha so schnell ging. Es war ihr gleichgültig, ob sie noch nässer wurde.
Samantha betrat den Salon, ohne sich über ihre durchnässte Erscheinung Gedanken zu machen, und sofort blieb ihr Blick an Richards großgewachsener Gestalt hängen. Er stand noch im Reisemantel vor dem Kamin und wärmte sich die Hände. Zu seinen Füßen hatte sich eine kleine Pfütze gebildet und seinen Hut hatte er achtlos auf einen Sessel geworfen. Hetta saß erwartungsvoll auf dem Sofa. Bei dem Geräusch der sich öffnenden Tür wandte sich Richard mit müdem Blick um, aber als er ihrer ansichtig wurde, hellte sich sein Gesicht auf und er lächelte liebevoll.
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In Love and War - Geheimnis um Ferywood
FantasiGeister, geheimnisvolle Mächte, eine alte Sage und das Schicksal... Samanthas Leben ist beschaulich und ihre Arbeit im Museum gefällt ihr. Doch dann verirrt sie sich im Wald von Ferywood und findet sich plötzlich im Jahr 1813 wieder. Dort trifft si...