Das Gefühl drohenden Unheils

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„Liebling, wir müssen sparen."

Lydia hielt im Durchsehen der Post inne und sah auf, ihre rosige Lippen missbilligend geschürzt, in den Augen, die sie auf ihren Liebhaber gerichtet hielt, ein gefährlicher Glanz.

„Unmöglich", erklärte sie mit Bestimmtheit und fuhr in ihrer Tätigkeit fort. Allein heute waren vier Einladungen mit der Post gekommen und dafür brauchte sie neue Kleider. Er konnte doch nicht von ihr erwarten, dass sie sich in Gesellschaft in alten Lumpen zeigte. Sie hatte sich schließlich einen Ruf als mondäne Schönheit geschaffen und den wollte sie nicht gefährden, indem sie mehrmals im selben Kleid erschien. „Du kannst nicht ernsthaft von mir erwarten, zu sparen, Frederick!"

„Ich fürchte doch, Liebling", sagte Frederick mit zerknirschter Miene. Er rang die Hände. Es missfiel ihm, seine Angebetete zu enttäuschen, aber es war leider eine unangenehme Tatsache, dass das Vermögen, das ihm sein Bruder Victor vermacht hatte, fast aufgebraucht war. Sie hatten auf ihren Reisen auf dem Kontinent gut gelebt, waren nur in den besten Hotels abgestiegen und hatten das Leben in vollen Zügen genossen. „Nur kleine Einschränkungen hier und da, Liebling", versuchte er sie zu überzeugen. „Du musst einsehen, dass es nicht so weiter gehen kann, wie bisher. Liebste, wir könnten nach England zurückkehren und in meinem Haus leben."

Lydia runzelte nachdenklich ihre schöne Stirn. Sie wollte auf nichts verzichten und auf keinen Fall wollte sie in dem Haus leben, das Frederick zusammen mit dem Vermögen geerbt hatte. Es lag viel zu nahe an Ferywood Manor. Energisch schüttelte sie den Kopf, so dass ihre Löckchen erbebten. „Die Leute dort hassen mich", gab sie bitter zurück. „Sie lieben die Veltons und verehren Richard, aber sie verachten mich für das, was wir getan haben. Sie hassen uns. Niemand würde uns empfangen."

Fredrick seufzte bedauernd und wusste, dass sie recht hatte. Selbst hier im vergleichsweise toleranten Brüssel erlangte Lydia trotz ihrer schillernden Erscheinung nicht die Anerkennung in den höchsten Kreisen, die sie sich wünschte, und zuhause auf dem Land, wo jeder von dem Skandal wusste, würde man sie ganz aus der vornehmen Gesellschaft ausschließen.

„Dabei ist Richard kein Stück besser als ich. Er lebt ganz offen von dem Geld meines Vaters mit seiner Geliebten zusammen. Ich bin mir sicher, dass Miss Hedgeworth mit ihm das Bett teilt. An das Märchen, sie sei Hettas Gesellschafterin glaube ich nicht. Sie hat sich ihm schon immer bei jeder Gelegenheit an den Hals geworfen, dieses fade Geschöpf. Sie ist nicht einmal schön und alt ist sie auch." Lydia redete sich richtig in Rage und warf die Briefe, die sie noch in Händen gehalten hatte, aufgebracht auf den Tisch, so dass sie sich darauf verteilten. „Es ist mir unverständlich, dass sie in den vornehmsten Kreisen verkehrt, während man mich höchstens duldet. Sieh mich nicht so an, Frederick. Ich weiß, dass es so ist. Sie tuscheln über mich und sehen auf mich herab, nur weil sie in den Adel hineingeboren wurden. Aber Miss Hedgeworth nimmt man mit offenen Armen auf. Sie geht mit der Herzogin von Richmond und ihren Töchtern im Park spazieren, scheint jeden Stabsoffizier zu kennen, und trinkt mit den Gattinnen der Generäle Tee. Der Herzog von Wellington hat ihr und Richard sogar seine Loge im Theater überlassen und sie waren schon mehrmals bei ihm zu Gast."

Frederick, der ihr Temperament gut kannte, schwieg und sammelte die Briefe wieder ein.

„Ich werde nicht nach England zurückkehren und in der Nähe dieser Frau leben, die alles hat, was ich aufgegeben habe."

Frederick hatte die Briefe in einem ordentlichen Stapel auf eine Kommode gelegt und blickte jetzt auf. Sein Blick war wachsam. „Bereust du es, Liebling? Wärst du lieber bei deinem Ehemann? Nur wegen der Stellung und diesem versnobten Bekanntenkreis?"

Lydias wütender Ausdruck verschwand sogleich, stattdessen erschien ein zärtliches Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie machte einen Schritt auf ihn zu und ergriff seine Hände. „Aber nein, mein Liebster. Ich liebe dich."

In Love and War - Geheimnis um FerywoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt