Spanien 1811
Major Richard Latimer kam unsanft auf dem Boden auf, nachdem er aus der Luke im Dachboden des brennenden Bauernhauses gesprungen war. Halb erstickt rang er nach Luft und hustete. Seine Augen brannten vor Rauch und er konnte kaum sehen, was um ihn herum geschah. Ein paar Hände packten ihn grob und zogen ihn ein Stück weiter. Im selben Moment hörte er hinter sich ein Krachen und der Dachstuhl brach mit lautem Tosen in sich zusammen. Instinktiv hob er den Arm vors Gesicht, aber er spürte trotzdem die sengende Hitze, die von dem Feuer ausging, atmete die heiße Luft ein und glaubte für einen kurzen Moment doch noch zu ersticken. Dann bekam er wieder Luft und realisiert, dass er den Flammen tatsächlich entkommen war. Vor einer Minute waren sie noch in dem Gebäude gewesen. Es war wirklich Rettung in letzter Sekunde gewesen.
"Sir, alles in Ordnung? Das war verteufelt knapp." Einer der Männer, die mit ihm aus den Flammen entkommen waren, half ihm, sich hinzusetzen. Ein anderer reichte ihm eine Feldflasche und er trank gierig von dem Wasser. Dann goss er sich etwas Wasser in die hohle Hand und fuhr sich damit über die Augen. Endlich ließ das Brennen und Tränen etwas nach. Es war Lieutenant Helwick gewesen, der ihm die Feldflasche gereicht hatte. Er trank jetzt selbst noch einen großen Schluck und spritzte sich Wasser in das Gesicht, was den Ruß aber nur verwischte.
Richard rappelte sich mühsam hoch und sah sich um. "Ist Shepherd noch am Tor?" Seine Stimme klang rau und er räusperte sich, was in ein Husten überging.
"Ja, Sir, aber lange werden wir es nicht mehr halten können, mit Verlaub, Sir.", sagte ein Sergeant respektvoll.
Richard nickte. Er musste sich selbst ein Bild von der Lage machen. Er trug Helwick auf, die Männer, die aus dem Feuer entkommen waren, zu sammeln und sie dann zur Verteidigung an die Mauer zu postieren. Noch waren die Franzosen nicht durchgebrochen, aber er wusste, dass seine Verteidigung schwach war, vor allem, weil es überall auf dem Gehöft brannte. Der Rauch behinderte die Sicht auf den Feind und wenn es so weiter ging, wäre bald nicht mehr viel übrig, was sie verteidigen konnten. Aber es gab keine Möglichkeit, die Feuer zu löschen. Er hatte nicht genug Männer dafür und Wasser gab es auch nicht ansatzweise genug. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als zu hoffen, dass das Feuer von selbst erlöschen würde, wenn alles Holz und Stroh verbrannt wären. Richard prüfte mit einem schnellen Griff, dass er noch all seine Waffen bei sich trug und lief geduckt die Mauer entlang, bis er Captain Shepherd unweit der Barrikaden am Tor fand. Er lehnte an der Wand und lud seine Pistole nach.
"Lieber Gott, Richard!", rief der aus, als er seinen Freund sah. "Ich dachte schon, wir hätten dich in dem Feuer verloren. Du siehst furchtbar aus."
"Verdammt, so fühle ich mich auch. Ich bin gerade noch rausgekommen. Helwick und ein paar Männer auch."
"Das ist gut, denn wir können hier ein wenig Hilfe gebrauchen."
"Das sehe ich", erwiderte Richard, aber die Handvoll Männer, die er aus dem brennenden Gebäude hatte mitnehmen können, würden kaum einen Unterschied machen. "Irgendeine Spur von der Verstärkung?"
"Porter!" rief Shepherd einem Soldaten zu, der auf einem Stapel Bretter stand, so dass er, die Muskete im Anschlag, über die Mauer spähen konnte. Als er angerufen wurde, drehte er sich hab um.
"Sir!"
"Verstärkung in Sicht?"
"Nein, Sir. Nur ein Haufen Franzosen."
"Da hörst du es", sagte Shepherd achselzuckend.
"Verdammt nochmal", fluchte Richard. Er lud jetzt selbst seine Pistolen nach und kletterte dann über ein paar Holzbalken, die am Fuße der Mauer lagen, bis er über die Mauer spähen konnte.
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In Love and War - Geheimnis um Ferywood
FantasyGeister, geheimnisvolle Mächte, eine alte Sage und das Schicksal... Samanthas Leben ist beschaulich und ihre Arbeit im Museum gefällt ihr. Doch dann verirrt sie sich im Wald von Ferywood und findet sich plötzlich im Jahr 1813 wieder. Dort trifft si...