Narr! Gottverdammter Narr, schalt sich Richard.
Er ging schnellen Schritts über den Hof. Der Kies knirschte unter seinen Stiefeln. Er war so in Gedanken versunken, dass er gar nicht bemerkte, wie ihn Parkin höflich grüßte.
Gerade hatte er in Gegenwart seines Onkels einen Brief seines Anwalts aus London gelesen. Die Vorkehrungen, die er getroffen hatte, liefen gut an. Das Stadthaus am Grosvenor Square konnte an eine respektable Familie vermietet werden. Der Phaeton und die Pferde seines Bruders waren zu einem sehr guten Preis verkauft worden und ein Teil des Familienschmucks und einige Kunstgegenstände hatten gute Preise bei einer Auktion erzielt. Mit dem Geld würde er Ferywood endlich richtig in Stand setzen können und wenn er noch drei oder vier Jahre gut und sparsam wirtschaftete, wäre er weitestgehend schuldenfrei. Richard war recht zufrieden, aber die Reaktion seines Onkels war bestenfalls entsetzt.
"Welch eine Schande für die Veltons!", hatte sein Onkel ausgerufen, als er davon erfahren hatte. "Eine Auktion! Du hättest mir wenigstens etwas davon sagen können! Ganz London weiß jetzt, dass wir verschuldet sind. "
Richard runzelte die Stirn. "Wenn mich nicht alles täuscht, bin ich es, der für die Schulden geradestehen muss", bemerkte er trocken. "Außerdem sind wir nicht die erste Familie, die in finanziellen Schwierigkeiten steckt und etwas verkaufen muss. Mir ist es lieber einen Teil des Familienschmucks zu verkaufen, als Ferywood zu verlieren. Die Leute werden sich zwar das Maul darüber zerreißen, aber dann wird Gras über die Sache wachsen. Es kümmert mich nicht. Wichtig ist nur, dass der Besitz zusammengehalten wird, für Mutters und Hettas Unterhalt gesorgt ist und in ein paar Jahren noch so viel übrig ist, dass ich meinen Nichten eine passable Mitgift geben kann."
"Das ist ja alles sehr ehrenhaft", musste sein Onkel zugeben. "Aber warum dieser Aufwand?"
"Wie bitte?", fragte Richard verständnislos.
"Heirate Miss Redgrave und du bist mit einem Schlag alle Schulden los. Denk an ihre Mitgift! Und wenn Sir Marcus eines Tages stirbt, fällt dir Oakfield auch noch zu. Sir Marcus Besitz ist natürlich nicht so weitläufig wie Ferywood, aber durchaus ertragreich. Ganz abgesehen von dem Vermögen, das er im Handel gemacht hat. Er ist ein wahrer Krösus und hat keine Erben außer seiner Tochter, was gleichbedeutend mit ihrem Ehemann ist, wenn sie denn einen hat. Warum solltest das nicht du sein? Das würde die Zukunft der Familie langfristig sichern! Du wärst saniert, ein gemachter Mann, und du hättest eine Lady an deiner Seite, die in Schönheit und Anmut unübertroffen ist", sagte Mr Latimer leidenschaftlich und begleitet von weit ausholenden Gesten. "Was glaubst du, warum euer Vater so viel Wert auf diese Verbindung für Charles gelegt hat?"
Richard lachte freudlos auf. "Ach, dann soll ich nicht nur Charles' Schulden erben, sondern auch seine Verlobte. Ist das nicht ein bisschen viel?"
"Aber warum denn nicht? Jeder weiß, dass du Miss Redgrave seit Wochen den Hof machst. Du gehst in Oakfield ein und aus und hast Miss Redgrave häufig getroffen. Jeder weiß, dass sie dir gefällt und sie wäre einer Verbindung sicher auch nicht abgeneigt, denn sie würde Lady Velton werden und hätte die Gelegenheit, eine der ersten Damen der Gesellschaft zu werden, was ihr als Kaufmannstochter, egal wie vermögend ihr Vater auch ist, verwehrt bleibt. Außerdem hält Sir Marcus große Stücke auf dich. Er hat es mir selbst gesagt. Er wäre nicht abgeneigt, wenn du bei ihm um die Hand seiner Tochter anhalten würdest. Schließlich bist du kein Mitgiftjäger."
"Aber genau das wäre ich!", rief Richard aus. Allein die Vorstellung war ihm zuwider. Er machte einige schnelle Schritte durch das Zimmer, weil ihn die Worte seines Onkels so sehr aufbrachten. Schließlich ließ er sich mit einem frustrierten Seufzen in einen Sessel fallen. "Du lieber Himmel!", sagte Richard. "Ich war häufig in Oakfield, weil ich Sir Marcus Gesellschaft ebenso sehr schätze, wie die seiner Tochter. Wir tauschen Erinnerungen über Indien aus und er ist ein kluger Mann, dessen Meinung ich schätze."
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In Love and War - Geheimnis um Ferywood
FantasiaGeister, geheimnisvolle Mächte, eine alte Sage und das Schicksal... Samanthas Leben ist beschaulich und ihre Arbeit im Museum gefällt ihr. Doch dann verirrt sie sich im Wald von Ferywood und findet sich plötzlich im Jahr 1813 wieder. Dort trifft si...